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Der Weg ins Dunkel

Der Weg ins Dunkel

Titel: Der Weg ins Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Woodhead
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auf den roten Felsen.
    Sie sahen zerzaust und erschöpft aus, und die meisten waren mit nicht viel mehr als Lumpen bekleidet. Einige trugen Uniformen und ehemals rote Barette, die in der Sonne verblichen und jetzt rosa waren. Andere trugen zerrissene T-Shirts mit dem Konterfei Bob Marleys, Patronengurte und wadenhohe Gummistiefel. Einer hatte sich ein beigefarbenes Halstuch um die Stirn geknotet. Es war schmutzig und triefte vor Schweiß. Alle hielten AK - 47  Maschinengewehre in den Händen und waren mit Granaten und Wasserflaschen ausgerüstet, die sie sich mit Bindfäden um den Oberkörper gebunden hatten. An ihrer schlaksigen Körperhaltung und ihrer glatten, schweißnassen Haut konnte man sehen, dass es Teenager waren.
    Ein kräftiger Mann mit geschorenem Kopf und massigen Armen stand in der Mitte. Als er sich langsam drehte und einem nach dem anderen ins Gesicht sah, wurde eine lange Narbe sichtbar, die sich im Zickzack über seine ganze Stirn zog. Zwischen ihren Zacken wölbte sich seine Haut wie die Schuppen einer Eidechse. Er hatte dunklere Haut als die anderen, sie war beinahe schwarzblau, und er war mindestens dreißig Zentimeter größer. Seine kräftigen breiten Schultern deuteten darauf hin, dass er ein Dinka war. Seine Stimme war tief und laut, und er sprach Französisch mit sudanesischem Akzent.
    «Was ist mit euch los?», fuhr er die jungen Soldaten an. «Warum könnt ihr diese verdammten
muzungus
nicht finden?»
    Niemand antwortete, alle mieden den Blick des Hauptmanns.
    Er ging auf einen Teenager zu, der mit ausgestreckten Beinen dasaß, und trat ihm mit dem Stiefel aufs Schienbein.
    «Ich frage, was mit euch los ist, verdammt noch mal! Die Spur kann sich doch nicht in Luft aufgelöst haben!»
    Er schritt an den Soldaten entlang auf die andere Seite des Halbkreises.
    «Ihr kongolesischen Weicheier! Ihr kotzt mich an!», brüllte er. «Ihr werdet die Spur wieder aufnehmen und mir die Bastarde bringen. Wenn nicht, mache ich jedem Einzelnen von euch die Hölle heiß, wenn wir ins Lager zurückkehren. Jedem Einzelnen!»
    Einige Jungen sahen auf. In ihren Gesichtern mischten sich Erschöpfung und Verzweiflung. Sie kamen auf die Füße und stolperten mit ausgestreckten Händen auf den Hauptmann zu.
    «Ihr seid gute Jungs», sagte der und grinste böse. «Gute Jungs.»
    Er griff in die Brusttasche seines Kampfgurts und holte einen Zellophanbeutel heraus, aus dem er ein graues Puder in die offenen Hände der Jungen streute. Sie leckten es auf, und die Säure der Amphetamine, um die es sich offenkundig handelte, schien ihnen nichts auszumachen.
    Dann machte sich der Trupp bereit, die Suche fortzusetzen. Die Trommeln wurden wieder geschlagen, immer lauter und lauter.
    Die Soldaten standen auf und setzten sich in Bewegung, bis der Hauptmann einen Befehl brüllte. Alle blieben stehen. Der Hauptmann nahm den schweren Hörer eines Funkgeräts von der Schulter und hielt ihn ans Ohr. Er hörte zu und nickte, dann sagte er etwas ins Mikrophon und befahl gleich darauf seinen Soldaten: «Die Hubschrauber kommen. Macht Rauch!»
    Ein Kanister wurde auf das Felsplateau geschoben, und im nächsten Moment wehte der leichte Wind dichten roten Rauch in den Himmel.
    Kurz darauf ertönte das Geknatter von Rotorblättern, und drei Oryx-Hubschrauber, die knapp dreißig Meter über den Baumkronen in einer Dreiecksformation flogen, nahten heran. Über ihnen flog ein Rooivalk-Kampfhubschrauber. Während die Oryxe ihren Kurs beibehielten, scherte der Rooivalk plötzlich aus, flog in einer engen Kurve auf den roten Rauch zu und verwirbelte ihn in alle Richtungen.
    Der Rooivalk kreiste über dem Felsplateau und reagierte auf die Befehle, die der Hauptmann ins Funkgerät brüllte. Er senkte die Nase und erweiterte den Radius seiner Kreise. Beide Piloten beugten sich in ihren Sitzen vor und schauten suchend in den undurchdringlichen Dschungel.
    «Auch das noch», murmelte Luca und robbte von der Felskante weg. Zusammen mit Bear führte er die Jungen an eine Stelle, wo der buschige Bewuchs des Inselbergs ihnen etwas mehr Schutz gewährte. Geduckt sprangen sie über junge Bäume, schoben Zweige aus dem Weg und rannten auf die Mitte des Gipfelplateaus zu. Doch statt dichter zu werden, dünnte die Vegetation bald wieder aus, und an einigen Stellen war der Fels sogar völlig kahl.
    Gerade als sie eine dieser kahlen Stellen überquerten, hörten sie den Rooivalk hinter sich über die Felskante aufsteigen. Der Mann auf dem Rücksitz richtete

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