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Der Weg ins Dunkel

Der Weg ins Dunkel

Titel: Der Weg ins Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Woodhead
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Land in seiner ganzen Herrlichkeit erstrahlen.

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    Kapitel 24
    Bear und Luca waren schon den ganzen Vormittag unterwegs und schlugen sich durchs dichte Unterholz. Der Regen der vergangenen Nacht war einem feinen Nieseln gewichen, aber die Wolken hingen immer noch schwer über den Baumkronen und konnten jederzeit wieder abregnen und die Luftfeuchtigkeit weiter in die Höhe treiben. Dabei machte ihnen die Hitze das Atmen jetzt schon schwer.
    Sie erreichten einen schmalen Fluss, von dessen Ufer sie einen guten Blick auf den Vulkan hatten. Die Hitze, die dieser Vulkan ausstrahlte, war bis hier zu spüren, und das schmutzige Gelb des Schwefels, der an der Bergflanke austrat, war deutlich zu erkennen. In den höheren Regionen wuchsen nur noch vereinzelte, aschgraue Krüppelbäume. Darüber erhob sich eine Rauchsäule, die sich in kälteren Luftschichten zu einer Wolke verdichtete.
    In Ufernähe duckten sie sich ins unwegsame Schilf, weil sie sich im Freien wie auf einem Präsentierteller vorgekommen wären. Sie hatten sich so sehr an den Schutz des Waldes gewöhnt, dass sie das Gefühl hatten, die Hubschrauber würden sofort wieder angreifen, wenn sie sich nicht versteckten.
    «Wir haben keine Wahl», sagte Luca nach einer Weile. «Wir müssen schwimmen. Meinst du, das geht mit deiner Schulter?»
    Bear nickte, sah aber zum Himmel auf und gab zu bedenken: «Da sind wir völlig ungeschützt. Sollte ein Hubschrauber auftauchen, sieht er uns sofort.»
    «Ich weiß», sagte Luca. «Trotzdem müssen wir es riskieren.»
    Bear schüttelte den Kopf. «Ich halte nichts davon. Wir sollten lieber auf dieser Seite des Flusses bleiben, im Schutz der Bäume.»
    «Wenn wir die Tunnel finden wollen, müssen wir auf die andere Seite. Außerdem findet uns der LRA -Trupp hier früher oder später.»
    Skeptisch sah Bear auf den Fluss. Früh am Morgen hatten sie die Trommeln wieder gehört. Obwohl der Regen den Boden aufgeweicht und sie alles Mögliche unternommen hatten, um ihre Spuren zu verwischen, hatte die LRA es irgendwie geschafft, sich wieder an ihre Fersen zu heften. Eigentlich war es nicht zu verstehen. Die Soldaten mussten die ganze Nacht über marschiert sein, ohne Pause, und sie waren im Laufe des Vormittags immer näher gekommen. Sie mussten übermenschliche Kräfte besitzen.
    Bear wandte den Blick vom Fluss ab und schüttelte wieder den Kopf.
«C’est une vraie mauvaise idée»
, murmelte sie. Das ist keine gute Idee. Dann bückte sie sich und schnürte ihre Stiefel auf.
    Auch Luca zog seine Stiefel aus und warf sie sich über die Schulter, als sich ihre Blicke trafen. Bis jetzt hatten sie kein Wort darüber verloren, was in der vergangenen Nacht passiert war, und inzwischen kam es ihnen wie ein Geschehen aus einer anderen Welt und völlig unangemessen vor. Was hatten sie sich bloß dabei gedacht?
    «Bereit?», fragte Luca.
    Bear watete ins Wasser und tauchte hinein. Luca folgte ihr. Beide kraulten und versuchten, den Kopf über Wasser zu halten. Der Fluss war lauwarm, und das Wasser führte jede Menge Schlamm, den der Regen vom Ufer gespült hatte. Es war nicht einfach, gegen die Strömung anzuschwimmen. Sie war viel stärker, als sie erwartet hatten.
    Als sie schließlich ans gegenüberliegende Ufer krochen, waren sie bereits an der nächsten Biegung des Flusses, gute hundert Meter von der Stelle, an der sie gestartet waren.
    Sie bahnten sich einen Weg um den Fuß des Vulkans – eine Moränenlandschaft voll schwarzer Felsbrocken. Hier war es noch heißer, und der Schwefelgeruch wurde immer stärker. Bear und Luca versuchten, das Brennen im Hals zu ignorieren, aber der feine schwarze Staub, der hier alles und jedes bedeckte, brachte sie immer wieder zum Husten. Dieser Staub wurde von dem leichtesten Windhauch aufgewirbelt, umspielte ihre Füße, setzte sich auf ihre Haut und ihre Kleidung und schwärzte ihre Handflächen.
    Sie waren etwa eine Stunde gegangen und hatten mehrere Tunnel passiert, die sich auf der Flussseite um den Berg zogen. Luca war jedes Mal ein paar Meter hineingekrochen, bis der Tunnel endete oder zu eng für ihn wurde.
    An einem kleinen, höhlenartigen Tunneleingang blieb er wieder stehen und wollte sich gerade ducken, um hineinzugehen, als Bear plötzlich erschrak. In knapp hundert Metern Entfernung sah sie jemanden am Boden liegen.
    «Es muss ein Wachmann sein», flüsterte sie Luca zu.
    Er nickte. Der Mann lag mit dem Kopf in der Sonne und hatte ein Knie angewinkelt. Sie

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