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Der Weg ins Dunkel

Der Weg ins Dunkel

Titel: Der Weg ins Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Woodhead
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und richtete den Blick auf die Schmetterlinge. Ihre rosa Flügel schimmerten zart.
    «Sobald wir die Mine in Betrieb nehmen, bekommen Sie weitere fünfundzwanzig Prozent, ebenfalls wie vereinbart», fuhr Jian fort. «Der Rest ist nach Abschluss der ersten Jahresproduktion fällig. Alles in allem drei Milliarden Dollar.»
    Wieder nickte Mordecai desinteressiert. Die genannten Summen schienen ihm völlig gleichgültig zu sein. Stattdessen schien er sich für die Landschaft zu interessieren und blickte sich um. Sekunden vergingen, in denen er offenbar seinen Gedanken nachhing. Dann wechselte sein Gesichtsausdruck plötzlich, und er sah Jian so warmherzig an, als sei der ein besonders guter Freund.
    «Es ist genug Feuer-Coltan in der Mine, um es noch jahrelang abbauen zu können», sagte er leise und befeuchtete sich die Lippen mit der Zunge. «So viel ist sicher. Aber was, wenn ich Ihnen ein besseres Angebot mache?»
    Jian sah Mordecai erwartungsvoll an, während Xie reglos dasaß und den Afrikaner aufmerksam beobachtete.
    «Wie vereinbart übernehmen Sie diese Mine, aber dazu verschaffe ich Ihnen die Konzessionen für alle Minen im Norden und Süden der Kivu-Territorien», sagte Mordecai.
    «Darüber haben Sie doch gar keine Verfügungsgewalt», wandte Jian ein.
    Beschwörend hob Mordecai die Arme gen Himmel. «Sie haben meine Armee mit eigenen Augen gesehen. Nichts kann uns daran hindern, die Macht zu übernehmen. Die anderen Milizen haben wir bereits ausgeschaltet, und Kabilas Armee ist ein schwächlicher, undisziplinierter Haufen.»
    «Und die UN -Truppen?», fragte Jian.
    «Die UN -Truppen …» Mordecais Verachtung hätte nicht größer sein können. «Die
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werden die Ersten sein, die dran glauben müssen. Sie haben keinen Kampfgeist und sind sich untereinander nicht einig. Vor Angst wagen sie sich kaum aus ihren Baracken.»
    Xie sah, dass eine Veränderung mit Mordecai vorging. Plötzlich loderte ein Hass in seinem Blick auf, der sein Gesicht völlig veränderte. Das Beängstigendste war die Gewissheit, die in seinem Blick lag – Gewissheit über ein Geschehen, das nichts und niemand mehr stoppen konnte.
    «Jeder Ausländer, der sich zum Herrn über unser Land aufspielt, wird unser reinigendes Feuer spüren. Jeder Mann, jede Frau, jedes Kind wird brennen. Über hundertfünfzig Jahre hat der Westen uns im Würgegriff gehabt, unser Volk versklavt und uns dann mit sogenannter Entwicklungshilfe beleidigt. Doch jetzt ist unsere Zeit gekommen, und ich verspreche Ihnen, dass der Reinigungsprozess weite Kreise ziehen wird.»
    Mordecai stand auf und trat aus dem Schatten ins Licht. Wieder begann sein weißer Anzug beinahe zu leuchten und verbreitete gegen den schwarzen Fels und das dunkle Grün des Waldes eine geradezu unwirkliche Helligkeit. Als er sich wieder Jian zuwandte und weitersprach, war seine Stimme so monoton, als referiere er Dinge aus einer längst vergangenen Zeit.
    «Wenn ich Kinshasa eingenommen habe, werde ich den Kongo so umgestalten, wie ich es für richtig halte. Gott hat uns ein reiches Land geschenkt – von Kupfer über Gold und Diamanten bis hin zu Uran. All das ist hier zu finden, direkt unter unseren Füßen. Sie haben die Wahl, ob Sie von Anfang an dabei sein oder sich zusammen mit allen anderen Nationen anstellen und als Bittsteller bei uns angekrochen kommen wollen.»
    Xie suchte Blickkontakt mit Jian, doch der General ignorierte ihn.
    «Welche Gegenleistung verlangen Sie?», fragte Jian.
    «Sie bezahlen den vollen Preis für die Mine. Jetzt gleich.»
    «Drei Milliarden Dollar? Das ist …»
    «Das ist gar nichts», fuhr Mordecai dazwischen. «Nicht, wenn Sie mitrechnen, was Sie meinem Land bereits alles gestohlen haben. Ich denke, Sie wissen, wovon ich spreche, General.»
    Jian sagte nichts. Er wusste nur zu gut, dass die Gilde ein ganzes Bündel illegaler Minenkonzessionen im Kongo hielt, von kleinen Tagebauhalden bis hin zu großen Zinn- und Diamantminen. Allein in diesem Jahr war bereits Zinn im Wert von einer Milliarde Dollar in unauffälligen Lastwagen über Lubumbashi nach Sambia geschleust worden, um von dort in alle Welt verkauft zu werden, und Rohdiamanten im gleichen Wert hatten das Land via Uganda verlassen. Und das war noch nicht alles. Längst noch nicht alles.
    «Sie zahlen jetzt den vollen Betrag, und ich sorge für die Legalisierung der illegalen Rohstoffgeschäfte Ihres Landes. Wenn Sie sich weigern, hacke ich die Hand ab, die mein Volk beraubt.»
    Jian ließ

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