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Der Weg ins Dunkel

Der Weg ins Dunkel

Titel: Der Weg ins Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Woodhead
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Männer an einer Reihe von Funkgeräten und Computern.
    «Das Wunder der Technik», sagte Mordecai im Näherkommen. «Mit dieser Ausrüstung könnte ich sogar von hier aus die Regierungsgeschäfte leiten.»
    Die beiden Männer sprangen auf, als sie seine Stimme hörten, salutierten und zogen sich in den Hintergrund zurück. Auf Mordecais Zeichen hin räumten sie eine Ecke auf den improvisierten Schreibtischen frei und legten Jians Metallkoffer darauf. Der General öffnete die Schnappriegel und klappte den Koffer auf. Darin lag ein nagelneuer silberfarbener Laptop in einem schützenden Schaumstoffgehäuse. Jian fuhr ihn hoch, und der Bildschirm flackerte auf. Innerhalb von Sekunden war er über das System der bereits funktionstüchtigen BNS -Satelliten mit der Außenwelt verbunden. Er beugte sich über den Computer und gab das erste einer ganzen Reihe von Passwörtern ein, um die geforderte Überweisung zu veranlassen.
    «Verfolgen Sie die Operation», sagte Mordecai zu dem nächststehenden Computerspezialisten.
    Minuten vergingen. Die trockene Hitze in der Hütte war nahezu unerträglich. Jian klebte die Uniform am Körper, aber das hinderte ihn nicht daran, die Vorgänge auf dem Bildschirm aufmerksam zu verfolgen. In diesem Moment verschaffte er der Gilde einen ungeahnten Zugriff auf unermessliche Rohstoffe. Ihm allein hatte China es zu verdanken, dass es eine exklusive Vormachtstellung im rohstoffreichsten Land Afrikas bekam. Es war der wohl bedeutendste Augenblick seines Lebens. Dass Xie die Phantasie und der Mut fehlten, um das zu verstehen, änderte nichts daran.
    Der Vorgang erreichte die nächste Sicherheitsstufe, und Jian gab einen zwölfstelligen Code ein, den er auswendig kannte. Sekunden darauf leuchtete das Symbol für Videokonferenzen auf und zeigte einen Anrufer an. Gleich darauf war das Gesicht eines elegant gekleideten Chinesen zu sehen.
    «Der Code, bitte», sagte er auf Mandarin.
    «Rio, Alpha, Chongquing, November», sagte Jian mit militärischer Präzision.
    «Korrekt. Danke, General.»
    Das Gesicht verschwand, und Jian klappte den Laptop zu.
    Kurz darauf gab der nächststehende Computerspezialist Mordecai ein Zeichen und nickte. Das Geld war unterwegs.
    «Die Mine gehört Ihnen», sagte Mordecai. Dann führte er Jian aus der Hütte.
    Als sie die Stufen erreichten, blieb Mordecai plötzlich stehen und blickte Jian in den Hemdkragen. Im hellen Sonnenschein sah er die schuppige trockene Haut über der rötlichen Schwellung.
    Dann ging er vor, und Jian folgte ihm nach unten, die Finger um das Lederband an seinem Hals geschlossen, an dem er das «Herz des Feuers» trug. Er spürte die Wärme des Steins auf der Haut und fuhr liebevoll mit Daumen und Zeigefinger darüber. Bei all dem Stress und den quälenden Kopfschmerzen empfand er den Stein als besonders tröstlich. Als sie den Höhleneingang erreichten, hielt er ihn immer noch fest.
    Xie stand dort und blickte nachdenklich über das Blätterdach in die Ferne.
    Am Waldrand entlang kehrten sie zur Lichtung zurück. Die LRA -Soldaten waren verschwunden, nur die Söldner warteten neben den Hubschraubern. Die letzte Lieferung Feuer-Coltan war bereits an Bord gebracht worden.
    Xie stieg als Erster ein, und die Rotoren setzten sich knatternd in Bewegung.
    Bevor auch Jian einstieg, blieb er noch einmal stehen und drehte sich zu Mordecai um. «Morgen ist das Geld bei Ihnen. Länger dauert es nicht. Darauf gebe ich Ihnen mein Wort.»
    «In dem Moment sind Sie der rechtmäßige Besitzer unserer Minen», erwiderte Mordecai, lächelte liebenswürdig und breitete die Arme aus, als wollte er die ganze Welt umarmen.
    Jian streckte ihm die Hand hin, um sich zu verabschieden, doch Mordecai starrte sie nur brüskiert an. Plötzlich ergriff er sie aber doch und signalisierte Jian, dass er schnell einsteigen sollte.
    Synchron hoben die Hubschrauber vom Boden ab, die Motoren wurden lauter, und dann zogen sie knapp über dem Blätterdach des Ituriwaldes in Dreiecksformation ab.
    Mordecai blieb einige Minuten lang wie angewurzelt stehen. Seine Bodyguards warfen sich schon besorgte Blicke zu, als er die rechte Hand hob und daran roch. Der Duft des Ausländers hing noch daran, eine Mischung aus Desinfektionsmittel und teurem Parfüm.
    Muzungus
, dachte Mordecai. Sie rochen alle gleich, Westler wie Orientalen. Wie ein Krebsgeschwür breiteten sie sich in seinem Land aus, aber ab morgen würde er den Kongo von ihrem Pesthauch ein für alle Mal befreien, und dann würde das

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