Der Weg ins Dunkel
mit Hubschraubern abtransportiert und in Goma an Chinesen verkauft wird. Was dann damit passiert, ist unklar, aber Bear glaubt, dass es etwas mit Mobiltelefonen zu tun hat.»
«Mobiltelefone? Wir sterben hier, damit irgendwelche Leute telefonieren können?»
Luca nickte. «Sieht so aus.»
«Herrgott!», murmelte Joshua. «Haben die etwa schon angefangen, Mobiltelefone aus diesem Teufelszeug zu bauen? Wenn beim Telefonieren auch nur etwas Ähnliches mit den Menschen passiert wie bei den Arbeitern hier, ist Telefonieren ab sofort tödlich. Haben die das noch nicht kapiert? Dieses Zeug reagiert auf Hitze. Und Telefone und Computer … all diese Geräte werden heiß, sobald man sie einschaltet. Seit ich hier bin, ist tonnenweise Feuer-Coltan abtransportiert worden. Gott weiß, wie viele Telefone damit schon hergestellt worden sind. Millionen Menschen könnten davon betroffen sein.»
«Es ist nur eine Vermutung. Vielleicht irrt Bear sich ja, und alles ist halb so schlimm.»
«Wenn dieser Bastard Mordecai die Finger im Spiel hat, ist es mit Sicherheit schlimm.» Joshua schloss die Augen. «Wir müssen die Menschen warnen und ihnen sagen, wie gefährlich dieses Zeug ist.»
«Zuerst müssen wir hier raus», sagte Luca und sah zu Bear hinüber, die immer noch am Ausgang zum Minengewölbe hockte. Warum zum Teufel ging sie nicht weiter?
«Das einzig Gute ist, dass nicht mehr viel von dem Zeug vorhanden ist», sagte Joshua mehr zu sich selbst als zu Luca.
«Was? Aber es sind doch noch Hunderte von Arbeitern mit dem Abbau beschäftigt.»
«Ich weiß. Aber glaub mir: Die Mine ist fast erschöpft. Für den letzten Abtransport mussten wir lauter altes Gestein spalten, das eigentlich Abraum war, um die letzten Reste Feuer-Coltan herauszukratzen. Hier geht eine Scheißangst um, was Mordecai mit den Arbeitern macht, wenn kein Feuer-Coltan mehr aus der Mine zu holen ist.»
«Das soll im Moment nicht unsere Sorge sein», sagte Luca und zog Joshuas Arm fester um seine Schulter, um ihn weiter zum Ausgang zu schleppen.
«Ich kann immer noch keine Wachen sehen», flüsterte Bear.
«Sie sind da oben», sagte Joshua, ließ sich auf Knie und Hände nieder und kroch näher zum Ausgang, bis das Licht aus der Öffnung in der Gewölbedecke auf sein Gesicht fiel. Er blickte zur obersten Etage auf und wartete. Langsam wurden alle nervös, bis er eine Hand hob und flüsterte: «Da!»
Ein klapperdürrer Soldat im Teenageralter kam an den Rand des Geländers und sah nach unten. Er hatte sich ein hellrotes Tuch über Mund und Nase gewickelt und war von der Hüfte aufwärts nackt. An seiner Schulter hing eine AK - 47 und an seinem Hosengürtel ein Funkgerät.
«Wie viele sind es?», fragte Bear.
«Keine Ahnung. Höchstens acht.»
«Mehr nicht? Wie können sie dann so viele von euch in Schach halten?»
«Schau uns doch an!», sagte Joshua. «Die meisten von uns haben kaum noch genug Kraft, um zu stehen. Wie sollten wir da Widerstand leisten oder gar kämpfen?»
Bear zog ihn wieder in den Schacht zurück, als sich der Soldat in ihre Richtung bewegte. Doch dann drehte er sich um, lehnte sich mit dem Rücken ans Geländer und sprach mit jemandem, der nicht zu sehen war.
«Steigt alle in die Transportwannen und lauft zum Tunnel, wenn ihr unten seid», sagte Bear und zeigte auf den schmalen Schacht, durch den sie gekommen waren.
«Nous devons descendre au niveau le plus bas.»
Wir müssen uns zur untersten Ebene runterlassen, flüsterte Joshua den Männern zu.
«Puis, suivez-moi au tunnel.»
Dann folgt mir in den Tunnel.
Die Männer protestierten. Sie hatten so lange verhindert, auf die unterste Ebene verbannt zu werden, dass sie jetzt nicht freiwillig dahin absteigen wollten. Sie schüttelten die Köpfe und sprachen aufgeregt miteinander.
«Silence!»
, zischte Joshua. Ruhe!
«Venez maintenant ou restez ici. Choisissez!»
Entweder kommt ihr jetzt mit, oder ihr bleibt hier. Entscheidet euch.
Die Männer verstummten, als sie begriffen, dass es keine Alternative gab.
«Zusammen mit Joshua bist du am langsamsten», sagte Bear zu Luca. «Geht ihr zuerst.»
«Und du?»
«Jemand muss hierbleiben und die anderen nach draußen führen.»
Luca drückte Bear die Schulter. «So war das nicht abgemacht, Bear. Geht ihr zuerst. Wir bleiben hier, bis ihr es in den Tunnel geschafft habt.»
«Nein, wir sind schneller als ihr. Ihr habt keine Chance, uns einzuholen.» Bear sah Luca in die Augen. «Hör zu, Luca! Falls wir getrennt werden, müsst ihr
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