Der Weg ins Verderben
noch immer nicht gut.«
»Aber besser als vorhin. Oder?«
»Ja.«
»Das ist doch schon etwas.« Sheila hütete sich davor, ihr die Wahrheit zu sagen. Sie wollte erst mehr erfahren und musste deshalb behutsam zu Werke gehen.
»Kann ich Ihnen was zu trinken holen?«, fragte Johnny.
»Ja, ich brauche Wasser.«
»Gut.« Johnny verschwand, und die beiden Frauen blieben allein zurück. Sheila hatte ihren Blick auf Harriet gerichtet, was diese nicht besonders gut fand. »He, was ist los?«
»Ich denke nach.«
»Und worüber?«
»Über dich.«
»Und weiter?«
»Ich frage mich, warum du mich hast umbringen wollen.« Jetzt war es heraus, und Sheila hatte es einfach sagen müssen. Sie war gespannt auf Harriets Reaktion.
Die gab zunächst keine Antwort. Sie lachte auch nicht oder machte sich anderweitig lustig über das Gesagte. Sie starrte Sheila nur an, bis sie sich gefangen hatte.
»Ich habe dich also umbringen wollen?«
»Ja.«
»Und womit? Mit meinen bloßen Händen oder …«
»Nein, mit einem Messer.«
Beide Frauen schwiegen, hingen ihren Gedanken nach.
»Mit einem Messer?«, fragte Harriet schließlich.
»Ja.«
»Und wo ist die Waffe?«
»Ich habe sie.«
»Ich will sie sehen.«
»Gern.« Sheila griff in ihre Handtasche und holte das Messer hervor. Sie fasste es vorsichtig an und präsentierte es mit der Spitze nach vorn, damit Harriet es auch sehen konnte.
»Na, ist das dein Messer?«, fragte sie.
»Ich kann es nicht leugnen.«
»Damit wolltest du mich umbringen, aber ich bin schneller gewesen und kam dir zuvor. Ich konnte dich außer Gefecht setzen.«
Johnny hatte die Worte gehört. Er war aus der Küche zurück und stand neben der Wand. In der Hand hielt er eine kleine Flasche mit Mineralwasser.
Er gab sie noch nicht ab und schaute zu, wie Harriet den Kopf schüttelte. »Kannst du mir dann auch verraten, aus welchem Grund ich dich habe töten wollen?«
»Nein, das kann ich nicht sagen. Aber es könnte sein, dass dir jemand den Befehl dazu gegeben hat.«
»Ach! Und wer soll das gewesen sein?«
»Der Dämon oder die Dämonen.«
Da sagte Harriet Brown nichts mehr. Sie bewegte aber ihre Lippen und strich mit einer nervösen Geste die Haare zurück.
»Kannst du dich nicht an sie erinnern?«, fragte Sheila.
»Nein, nicht an Dämonen.«
»Das kann ich dir nicht glauben, Harriet.«
»Und warum nicht?«
»Weil du selbst davon gesprochen hast. Du hast die Dämonen erwähnt, die in dir sind. Die dir etwas befohlen haben, die zu dir gekommen sind und dich übernehmen konnten. Das alles weiß ich von dir, und ich bin natürlich geschockt. Deshalb frage ich dich, was du mit Dämonen zu tun hast.«
»Keine Ahnung.«
»Ach, hör auf, Harriet. Das hat sich anders angehört.«
Harriet sagte nichts. Es war auch nicht zu erkennen, ob sie über die Worte nachdachte oder nicht. Sie bewegte nur ihre Lippen, ohne jedoch ein Wort zu sagen. Bis sie schließlich nach dem Wasser verlangte.
Das bekam sie von Johnny.
Sie setzte die kleine Flasche an und trank in hastigen Zügen fast die Hälfte des Inhalts. Dann ließ sie die Flache aus ihrer Hand rutschen. Sie fiel zu Boden. Wasser versickerte im Teppich.
»Hast du es dir überlegt?«, fragte Sheila.
»Was denn?«
»Das mit den Dämonen.«
Harriet holte Luft. Dann stöhnte sie leise, aber sie schüttelte nur den Kopf.
»Los, raus damit!«, drängte Sheila.
»Ich weiß nichts.«
Sheila lachte. »Aber du wolltest mich töten. Siehst du das als normal an?«
»Nein, das tue ich nicht.«
»Also, dann raus mit der Sprache. Durch wen bist du so beeinflusst worden?«
Harriet schwieg eine Weile. Dann sagte sie mit leiser Stimme: »Es fällt mir wieder ein. Es war das Gehirn.«
»Ähm – bitte?«
»Ja, das Gehirn.«
»Und keine Dämonen?«
Harriet lächelte. »Ich weiß es nicht. Es kann sein, dass die Dämonen und das Gehirn zusammengehören. Für mich ist es ein kleines Wunder. Etwas ganz Besonderes.«
Nach dieser Antwort herrschte Schweigen. Bis Johnny das Wort ergriff und fragte: »Glaubst du das, Ma?«
»Ich weiß es wirklich nicht, mein Junge.« Sie schüttelte den Kopf. »Das kann ich mir bei Harriet kaum vorstellen. Sie ist immer so cool, so lässig gewesen, hat alles zur Seite geschoben, was ihr Ärger hätte bringen können. Und jetzt so etwas.«
»Hast du denn das Wort auch gehört?«, fragte Johnny.
»Welches meinst du?«
»Das Gehirn.«
»Ja, habe ich.«
»Und? Was sagst du dazu?«
»Ich kann mir darunter nichts
Weitere Kostenlose Bücher