Der Weg nach Kaarborg: Ragnor Band 2 (German Edition)
Minuten ihre Empfangsposition einzunehmen hatten. Außerdem teilte er ihnen mit, dass für den Abend im Rittersaal ein großer Empfang zu Ehren der fünfzig königlichen Leibritter stattfinden würde, zu dem die Kaarborger Grafenritter und auch sie, die Jungritter, eingeladen worden waren. Dann knurrte er etwas von: "Bei Eurem Leistungsstand ist mir allerdings unklar, ob ich mich mit euch nicht bis auf die Knochen blamiere, falls die Reichsritter, bei ihrer Ankunft, so ein jämmerliches Salut zu sehen bekommen, wie bei der Übung gestern. Also strengt Euch an, dass ich Euch nicht kurzfristig wieder ausladen muss."
Die folgenden Stunden krochen für Ragnor nur so dahin, denn der Unterricht, der ihm ansonsten sehr viel Spaß bereitete, erschien ihm heute öde und langweilig, und er hatte wirklich Mühe, sich zu konzentrieren.
Dann endlich, es war schon später Nachmittag, erklang das ersehnte Fanfarensignal.
Die jungen Männer, welche gerade eine der anspruchsvollen Mathematikstunden des alten Lars genossen, stürmten sichtlich erleichtert aus dem Kadettensaal und nahmen hastig ihre Ausrüstung auf, die sie in einem der Vorräume bereits vorsorglich deponiert hatten.
Während sie sich rüsteten, amüsierten sich Ragnor und seine Freunde über den aufgeblasenen Hamkar da Loza, der fluchend mit dem sperrigen Visier seines Panzerhelmes kämpfte, das sich standhaft weigerte, sich hochklappen zu lassen. Dieses löste sich erst, als der grobe Fukur da Seeborg einmal kräftig mit der Faust von oben auf das rechte Scharnier schlug. Der Schlag hob den eher schmächtigen Hamkar fast von den Beinen, obwohl ihn Rolf da Maarborg fürsorglich festgehalten hatte, und dieser jammerte deshalb recht kläglich: "Etwas weniger grob wäre es doch auch gegangen. Mein Kopf brummt jetzt wie eine Kesselpauke.""Dann kauf dir halt einen ordentlichen Helm oder lasse ihn wenigstens vom Plattner reparieren", antwortete ihm der bullige Fukur unwirsch.
Kurze Zeit später standen dann die Jungritter mit präsentiertem Schwert am Burgtor, als das Fanfarensignal erneut ertönte und da hörte man auch schon den Hufschlag der schweren Schlachtrosse durch den vorderen Zwinger hallen.
Es war ein prächtiger Anblick, als die königlichen Ritter, mit dem Grafen an der Spitze, in ihre schimmernden Plattenpanzer gehüllt, endlich den Burghof erreichten. Wie sie so mit wehenden Wimpeln an den aufgerichteten Lanzen, mit aufwendig bemalten Schilden, langsam einritten, verstand man, warum die Ritter von Caer von ihren Feinden gefürchtet wurden. Ragnor konnte sich, da er nun vom Boden aus zu ihnen aufsah, lebhaft vorstellen, wie sich Fußsoldaten fühlen mussten, die dieser gepanzerten Pracht im Kampf standzuhalten hatten.
Rurig der an der Spitze ritt und Ragnor kurz zunickte, trug dessen Überraschung exakt dieselbe Rüstung, die er auch ihm geschenkt hatte. Die Ritter stellten sich, nachdem sie die Ehrenformation der Jungritter passiert hatten, mit ihren Pferden, in einem Halbkreis im großen Burghof auf.
Als dann Svartan da Kaarkon den Hof betrat, hoben die Leibritter ihre Lanzen und riefen im Chor: "Heil Svartan da Kaarkon, Großmeister der Leibritter des Königs!"Dieser hob kurz würdevoll die Hand zum Gruß und ging dann zu Rurig hinüber, der ihn vor dem Halbkreis der Ritter auf seinem Pferd sitzend erwartete und begrüßte ihn formell mit den Worten: "Heil Rurig, Graf von Kaarborg. Wir danken Ama für Eure glückliche Heimkehr."Rurig reichte seinem Knappen die Lanze und schwang sich in voller Rüstung vom Pferd, was den meisten der Leibritter in ihren altmodischen steifen Plattenpanzern ohne fremde Hilfe wohl nicht gelingen würde, zog den Panzerhandschuh aus und drückte kräftig die Hand seines Kastellans, ohne etwas zu sagen. Das unmerkliche Kopfnicken des Kastellans und der intensive Blick, den die beiden in diesem Moment austauschten, ließen aber keinen Zweifel daran aufkommen, dass sich hier zwei sehr alte Freunde begrüßten.
Nachdem der Graf und der Kastellan, offenbar bereits in ein intensives Gespräch vertieft, im Grafenpalais verschwunden waren, strömten Bedienstete auf den Burghof, um den Rittern von ihren Schlachtrössern d zu helfen. Dann gingen auch diese, mit klirrenden Rüstungen, hinüber ins Ritterpalais und ins Kadettenpalais, um ihre Quartiere aufzusuchen.
Nachdem der letzte der Ritter im Torbogen verschwunden war, machten sich auch die Jungritter auf den Weg zurück in ihre Quartiere, um Schild und Panzerhelm abzulegen,
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