Der Weg nach Kaarborg: Ragnor Band 2 (German Edition)
Ich hatte ja keine Ahnung, dass der Graf und mein Herr so eng miteinander bekannt sind. Aber ich hätte mir so was denken können, denn den neuen Kommodore habe ich bei der Abholung von Ragnors Sachen ja in Ragnors alter Wohnung gesehen. Ich glaube, ich muss ein wenig besser aufpassen!"
Als der Graf, welcher, wie Menno auch, bereits für das Bankett gekleidet war, eintrat, wusste Ragnor im ersten Moment nicht, wie er reagieren sollte. Er war unsicher, ob es so sein würde wie früher, oder ob das hohe Amt seinen väterlichen Freund verändert hatte. Rurig, der den Zweifel in Ragnors Augen bemerkte, ging direkt auf ihn zu, nahm ihn fest in die Arme und sagte: "Na, junger Mann, wie geht es dir? Ich bin glücklich, dich wohlbehalten hier zu sehen."Ragnors Blick glitt noch mal über Rurigs hochgewachsene Kriegergestalt, die sich nicht verändert zu haben schien, bevor er antwortete: "Es geht mir gut, und ich möchte mich herzlich bei dir für die Rüstung bedanken, die du mir geschenkt hast."
Rurigs Blick ruhte einen Moment prüfend auf Ragnors Rüstung, welche am Fenster aufgestellt war und bemerkte dann lächelnd: "Keine Ursache. Ein Ritter braucht so was nun mal, und du hast ja heute gesehen, dass es bei Plattenpanzern gewaltige Unterschiede, vor allem bezüglich der Beweglichkeit, gibt. Einige der Reichsritter, die noch die alten Modelle tragen, sind so beweglich wie Schildkröten. Aber so ein Meisterstück von Karl ist natürlich etwas ganz anderes!"
Die Erinnerung an Karl den Schmied, ließ Ragnor einen Moment lächeln, doch dann fragte er neugierig: "Was verschafft mir denn die Ehre deines Besuches? Ich hatte eigentlich nicht erwartet, dich schon vor dem Bankett zu treffen.""Na, hör mal", antwortete ihm Rurig, nun fast ein wenig beleidigt, "schließlich habe ich dich über ein halbes Jahr nicht gesehen."Nun musste auch Ragnor lachen und bot seinen beiden Freunden Sitzplätze an. Als er nachfragte, ob Klaus ihnen Bier aus der Burgschänke holen sollte, meinte Rurig mit einem mahnenden Blick auf Menno, der schon den Mund öffnen wollte, um Ragnors Angebot anzunehmen: "Nein, danke. Wir müssen heute Abend mit den Reichsrittern noch mehr trinken, als uns gut tun wird."Menno klappte enttäuscht seinen Mund wieder zu, und brummte dann fast ein wenig beleidigt: "Also, wenn's schon nichts zu trinken gibt, dann lasse uns wenigstens anfangen, damit wir die Zeit bis zum Bankett nicht mit überflüssigem Geschwätz vergeuden."
Rurig nickte ein wenig belustigt und begann die allgemeine politische Lage zu schildern. Diese deckte sich weitestgehend mit dem, was Menno während ihrer Reise an Mutmaßungen aufgestellt hatte. Auch der Graf ging davon aus, dass der Waffengang mit Ahrborg, Harkon und den Drahtziehern in Lorca erst im kommenden Frühjahr zu erwarten war.
Aus Rurigs kurzer Zusammenfassung entnahm Ragnor, dass dieser von Menno bereits über alle Vorkommnisse der Reise informiert worden war. Dabei machten ihm gegenwärtig, die dämonisierten Saboteure am Meisten zu schaffen.
Dann berichtete er Ragnor, dass er, nachdem ihm der Kastellan von den dämonischen Umtrieben erzählt hatte, einen neuen Befehl erteilt hatte, welcher alle Neuankömmlinge auf der Insel Kaar für drei Tage im Gasthof zum 'Eber' unterbrachte, bevor sie auf ihre eigentlichen Quartiere verteilt wurden. Dann fragte er Ragnor, ob es ihm möglich wäre, nun jeden Abend, kurz vor Mitternacht seinen Schlummertrunk mit einigen Jungrittern dort einzunehmen. Dadurch erhoffte sich Rurig, Dämonisierte rechtzeitig, mit Hilfe von Ragnors Ring, identifizieren zu können. Um sicherzustellen, dass sich die Gäste um diese Uhrzeit auch im Gasthaus aufhielten, hatte er überdies eine Ausgangssperre ab Mitternacht verhängt, und gleichzeitig die der Jungritter bis auf weiteres aufgehoben.Ragnor stimmte gerne zu, denn er war froh, Rurig behilflich sein zu können.
Nachdem dieser Punkt geklärt war, befragte ihn Rurig zu seiner Ausbildung und seinem Verhältnis zu seinen Kameraden. Ragnor hielt nun den Zeitpunkt für gekommen, seine Schwierigkeiten mit dem Prinzen und seinen Gefolgsleuten offenzulegen und so gab er in einer etwa zwanzigminütigen Schilderung, einen recht vollständigen Überblick über die Lage.
Rurig und Menno hörten sich seinen Vortrag ohne jegliche Unterbrechung an, nur ihren Gesichtern war anzusehen, wie sie die einzelnen Passagen von Ragnors Schilderung jeweils beurteilten.
Als der angehende Jungritter geendet hatte, meinte Rurig mit einem
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