Der Weg nach Kaarborg: Ragnor Band 2 (German Edition)
mit der Hand über das augenscheinlich recht dünne kobaltblaue Material und fragte dann: "Der ist doch nicht nur aus Eisen gemacht, dafür ist er viel zu dünn. Oder?""Da hast du recht", antwortete Ragnor lächelnd. "Er besteht aus mit Tamium legiertem Eisen", und als er an Ansgars Gesichtsausdruck erkannte, dass ihm Tamium unbekannt war, fügte er erläuternd hinzu: "Tamium ist das Metall, mit dem die Orks ihre Bronzeschwerter legieren, um sie zu härten. Karl, der Schmied, hat mit Legierungen experimentiert, und dabei ist dieses gute Stück herausgekommen. Es hat mich ja auch eine ganze Stange Geld gekostet, trotz des Freundschaftspreises, den er mir gemacht hat."Ansgar nickte interessiert und meinte dann grinsend: "Mein lieber Ragnor. Du überraschst mich täglich. Seit ich dich kenne, habe ich mehr Neues und Interessantes erfahren als in meinem gesamten bisherigen Leben.""Ich glaube, da übertreibst du aber, so weltbewegend ist das auch nicht", wehrte Ragnor ebenfalls lachend ab. "Vielleicht sollte ich dir einfach weniger erzählen, wenn es dich irritiert.""Ganz im Gegenteil", meinte Ansgar, während sie über den Burghof eilten, um nicht zu spät zum Antreten zu kommen. "Mach nur weiter so, es macht nämlich jede Menge Spaß. Ich glaube, die Geschichte mit dem Schild interessiert mich sehr. Vielleicht solltest du heute Abend beim Bier mal ein wenig mehr darüber erzählen."
Als sie auf ihrem Weg zum Tor an Ralph und seinen Kumpane vorbei kamen, sagte Fukur da Seeborg laut und in abfälligem Ton, sodass es Ragnor einfach nicht überhören konnte, wobei er Beifall heischend in die Runde sah: "Hat einer von Euch schon mal so ein komisches Wappen gesehen? Was sollen denn die sechs komischen Kugeln auf dem Schild des 'Bauern' eigentlich darstellen? Kein Adeliger würde sich je so ein blödes Wappen aussuchen."Als einige dann in Ralphs Gruppe lachten, sah Ragnor hinüber und bemerkte, dass Ralph da Caer nicht lachte, sondern nur mit einem aufmerksam prüfenden Blick seine Ausrüstung musterte, sehr wohl deren hohe Qualität erkennend.Lediglich auf die Waffen konnte er sich so recht keinen Reim machen. Er hatte zwar sofort erkannt, dass Ragnor nicht seine üblichen Söldnerwaffen trug, aber das Schwert und der Dolch mit ihren einfachen schwarzen Griffen sahen in ihren unifarbenen schwarzen Scheiden eher gewöhnlich aus. Wie es der Zufall so wollte, stand ihm der Kronprinz bei der Aufstellung für das Salut gegenüber, und konnte daher seinen vermeintlichen Widersacher recht genau beobachten. Ragnor bemerkte dies und beschloss beim Präsentieren der Schwerter den arroganten Prinzen ein wenig zu verblüffen, in dem er Quorum beim Salut einmal kräftig aufleuchten ließ. Er wartete das Signal des Kastellans ab und beobachtete Ralph aus den Augenwinkeln. Dieser zog ebenfalls sein Schwert, brachte dann allerdings alles andere als ein zackiges Salut zu Stande, da ihn das kurze kräftige Aufleuchten des Quasarschwertes völlig aus der Fassung brachte, und er mit offenem Mund ganz entgeistert auf Ragnors Waffe starrte. Für das missglückte Salut fing er sich prompt einen saftigen Rüffel vom Kastellan ein, der ihn anknurrte, während des Saluts gefälligst seinen Mund geschlossen zu halten.
Der gestrenge Kastellan warf allerdings auch Ragnor einen missbilligenden Blick zu, als er das Salut wiederholen ließ, was diesem zeigte, dass dem alten Fuchs sein kleines Schauspiel offenbar nicht entgangen war.
Die Tatsache, dass Svartan da Kaarkon nach dem Appell kein Wort darüber verlor, zeigte Ragnor klar, dass der Kastellan offenbar bestens über ihn Bescheid wusste und offensichtlich von Rurig bezüglich der Besonderheiten seines Schützlings eingeweiht worden war. Deshalb beschloss er, zukünftig im Umgang mit dem Kastellan noch ein wenig vorsichtiger zu sein, denn der Alte hatte bisher mit keinem Wort erkennen lassen, dass er über ihn schon so gut Bescheid wusste. Ragnor war bisher eigentlich davon ausgegangen, dass niemand in Kaarborg etwas über die Quasarwaffen und seine Verwicklung in den Kampf um Mors wusste, und er gestand sich ein, diesbezüglich wohl eine Fehleinschätzung begangen zu haben.
Kapitel 9
Am nächsten Tag war 'Feiertag' für Ragnor, denn die Rückkehr seines großen Vorbildes Rurig, des Grafen von Kaarborg, war für heute angekündigt worden. Beim morgendlichen Training schärfte der Kastellan den jungen Männern ein, dass sie beim Erklingen eines dreimaligen Fanfarensignals innerhalb von maximal zehn
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