Der Weg nach Kaarborg: Ragnor Band 2 (German Edition)
wird."
Menno überlegte und meinte dann: "Das Bemalen des Schildes sollte für Maramba kein Problem sein. Beim Wappenrock bin ich mir da eher unsicher. Einen unbestickten Überwurf zu kaufen, ist, denke ich, kein Problem. Aber wer soll ihn besticken, jetzt da Tana, Ama hab sie selig, nicht mehr unter uns weilt?"Er sah zu Maramba hinüber, der einen Moment überlegte und dann meinte: "Ich glaube, ich kann das schaffen. Ich habe ja Zeit, und mit der Nadel kann ich auch umgehen.""Ich kann dir am Nachmittag dabei helfen", mischte sich die kleine Mirana eifrig ein. "Meine Mutter hat mich sticken gelehrt, und ich habe sogar schon größere Arbeiten angefertigt. Sieh mal" und dabei deutete sie auf eine sehr schöne Rose, welche auf ihr Kleid aufgestickt war, "die hier habe ich selbst gemacht.""Dann ist ja alles bestens", konstatierte Maramba lachend. "Ich werde dir das Motiv aufmalen und du kannst die Stickarbeiten machen."
Alle waren nun zufrieden, nur Lars saß mit traurigen Augen vor seinem Frühstück. Ragnor ging zu ihm hinüber und sagte mitfühlend: "Uns fehlt sie auch sehr, und ich weiß, wie gerne sie meinen Wappenrock bestickt hätte."Der Alte nickte schwer und meinte tapfer lächelnd: "Ich bin mir sicher, sie hätte sich gefreut, dass sie in Mirana eine so tüchtige Nachfolgerin hat."Doch als er dann fragte, wie Ragnor mit seinen adeligen Kameraden zurechtkam, antwortete ihm der junge Mann nur ausweichend. Er brach, ein wenig hastig, das Gespräch mit dem Hinweis ab, vor Beginn des Unterrichts noch einiges erledigen zu müssen. Dann machte sich eilig auf den Weg zurück ins Kadettenpalais.
Auf seinem Rückweg durch den weitläufigen Burghof beschloss er, seine Freunde über den wahren Sachverhalt in den nächsten Tagen näher zu informieren, wenn er in der selber Lage war, die Situation besser einzuschätzen. Ob er allerdings dabei schon auf sein schwieriges Verhältnis zum Thronfolger Ralph da Caer eingehen würde, wusste er noch nicht so genau. Es war irgendwie seine ureigene Sache, und er wollte seine Freunde nicht mit hineinziehen. Bei diesen Überlegungen wurde Ragnor zum ersten Mal so richtig bewusst, dass es von nun an einige Entscheidungen geben würde, die er selber zu treffen hatte, ohne jedes Mal Rat von Lars, Menno oder Rurig einholen zu können, der in seinem neuen Amt sowieso nur schwer für ihn erreichbar sein würde. Erstaunt stellte er fest, dass ihn diese Erkenntnis eigentlich gar nicht belastete, sondern irgendwie sogar froh stimmte, denn es war wohl ein weiteres Stück erwachsen werden, für sich allein zu entscheiden.
In der folgenden Woche ereignete sich nichts wirklich Interessantes. Ragnor ging mit Eifer seiner Ausbildung nach und zeigte in allen Disziplinen ansprechende Leistungen, wie der Kastellan am Rande einer Besprechung des Generalstabs gegenüber Menno anerkennend äußerte.Hierbei zeichnete sich der angehende Ritter insbesondere im Nachmittagsunterricht, im krassen Gegensatz zu den meisten seiner Kameraden, durch schnelle Auffassungsgabe und manchmal schon atemberaubende Kreativität und Kombinatorik aus, wenn es darum ging, militärtaktische Aufgaben zu bewältigen.An den Abenden saß er dann meist mit seinen beiden neuen Freunden auf einer ihrer Kammern, um gemeinsam mit ihnen zu büffeln, denn die beiden taten sich, insbesondere bei der Lösung der schwierigen Mathematikaufgaben von Lars, nicht so leicht wie er.
An einem dieser Abende, der auf Ragnors Kammer stattfand, hatten seine beiden Freunde Ragnors neue Vollrüstung gesehen, welche sein Page Klaus im vorderen Zimmer aufgestellt hatte, um sie zu polieren. Die beiden Jungritter bewunderten die meisterhafte Verarbeitung und insbesondere ihre große Beweglichkeit. Lamar bemerkte anerkennend: "Ein wirklich herrliches Stück. Sie wäre eines Königs würdig. Wo hast du die denn her, und vor allem, wer hat sie gemacht?"
"Sie ist ein Geschenk von Graf Rurig, und sie wurde von Karl dem Schmied von Mors gefertigt, einem alten Freund des Grafen", antwortete Ragnor bescheiden, und ein wenig verlegen wegen des Aufhebens, das seine Freunde um seine Rüstung machten. Doch Lamar ließ nicht locker und fragte weiter: "Sag mal, Ragnor. Ich verstehe nicht, warum du im Training nur einfache Söldnerwaffen trägst, wenn du so eine Rüstung besitzt! Das paßt doch irgendwie überhaupt nicht zusammen.""Es sind nur meine Übungswaffen", gestand Ragnor fast widerwillig, "ich habe noch ein paar andere."Nun war auch Ansgar Feuer und Flamme
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