Der Weg nach Kaarborg: Ragnor Band 2 (German Edition)
und sich für das große abendliche Bankett vorzubereiten.
Kurz vor Erreichen seines Quartiers traf Ragnor auf einen breitschultrigen blonden Ritter, welcher seine Rüstung bereits abgelegt hatte, und der ihn, nachdem er ihn höflich gegrüßt hatte, fragte: "Sagt mal, junger Mann. Könnt Ihr mir den kürzesten Weg zu den Bädern zeigen? Es war ein verdammt staubiger Ritt von Caerum bis nach Kaar."Ragnor erklärte ihm gerne den Weg, wobei ihn der Ritter während er sprach sehr aufmerksam musterte. Sein Blick blieb dabei an Ragnors Wappen auf dem Schild hängen, und er fragte interessiert, nachdem er sich für die Auskunft bedankt hatte: "Wie heißt Ihr eigentlich, junger Mann?""Ragnor, Herr Ritter", antwortete Ragnor ehrerbietig."Ah, dann bist du Rurigs Ziehsohn", antwortete der Blonde lächelnd und reichte dem überraschten Ragnor die Hand. "Ich bin Trutz da Falkenberg und bin alter Freund des Grafen. Ich freue mich außerordentlich, dich kennenzulernen. Vielleicht haben wir in nächster Zeit einmal Gelegenheit uns etwas ausführlicher zu unterhalten. Kraak, den Ork, im Schwertkampf zu schlagen. Das ist, in deinem jugendlichen Alter, wirklich eine reife Leistung!"Mit einem freundlichen Kopfnicken verabschiedete sich der Blonde und steuerte mit großen Schritten die Bäder an, welche im Kellergeschoss des Kadettenpalais gelegen waren.
Als Ragnor dann sein Quartier betrat, erwartete ihn schon sein Page Klaus. Ragnor begrüßte den Jungen mit Handschlag, wie er das immer tat, denn er mochte den eifrigen und fleißigen Jungen wirklich gut leiden. Es hatte sich, in der kurzen Zeit, die sie sich kannten, bereits eine Freundschaft zwischen den beiden entwickelt. Klaus liebte seinen Herrn für dessen offene und ehrliche Art. Er erzählte gerne, wenn er mit den Pagen der anderen Jungritter zusammen saß, ausführlich über ihre 'Zusammenarbeit', wie er es nannte, und die anderen Jungen beneideten ihn um seinen ungewöhnlichen Herrn. Klaus war insbesondere stolz auf die Schießausbildung mit dem Langbogen, die Ragnor mit ihm, in seiner knapp bemessenen Freizeit, begonnen hatte. Er hatte den anderen Pagen, als er ihr Interesse daran bemerkt hatte, versprochen, dass er, wenn er erst einmal die Grundbegriffe erlernt haben würde, es auch ihnen beibringen würde.
"Was muss ich denn heute Abend für das Bankett anziehen?", fragte Ragnor, während er Wappenrock und Kettenhemd ablegte, denn er beabsichtigte dem Beispiel des Ritters zu folgen, und vor dem Bankett noch ein Bad zu nehmen."Leichte Leinenkleidung, Wappenrock, Dolch und dazu allerlei Schmuck und Trophäen", antwortete Klaus."Was heißt Schmuck und Trophäen?", fragte Ragnor, ein wenig irritiert, nach."Na, zum Beispiel so etwas, wie eure Löwenkette. Die Ritter schmücken sich gern mit solchen Dingen. Jagen ist das größte Hobby aller Ritter, wenn sie nicht gerade im Einsatz sind, und Trophäen von Raubtieren, die sie selbst mit der Hand, das heißt mit Dolch oder Schwert, erlegt haben, sind äußerst beliebt.", antwortete Klaus. "Ich glaube übrigens, dass nur wenige der Leibritter eine solche Trophäe besitzen, geschweige denn einer der Jungritter. Ihr werdet damit Eindruck machen, und Prinz Ralph wird sich wieder einmal ärgern."
Ragnor war zwar nicht daran gelegen, Eindruck zu machen, aber er gedachte sich an die Spielregeln zu halten, und beschloss deshalb am heutigen Abend die Löwenkette und Kamars Goldarmband mit dem Wolfskopf aus Blutstein anzulegen, denn es war das einzige Schmuckstück von Wert, das er besaß.
Etwa eineinhalb Stunden vor Beginn des Banketts, Ragnor war gerade dabei sich nach einem ausgiebigen Bad anzukleiden, klopfte es an der Tür. Er hörte, wie Klaus im Vorraum die Tür öffnete, ehrerbietig grüßte, ohne dass er verstehen konnte, was dieser sagte.Kurz darauf steckte sein Knappe den Kopf herein und meldete: "Der Graf von Kaarborg und der Kommodore der Binnenflotte wünschen Euch zu sprechen.Freudig überrascht antwortete Ragnor: "Na, dann herein mit ihnen!""Aber Ihr seid doch noch gar nicht richtig bekleidet", wandte Klaus, mit einem vielsagenden Blick auf Ragnors entblößte Gestalt, ein."Das macht nichts", beruhigte ihn dieser lachend, "Rurig und Menno kennen mich, seit ich ein Baby war. Ich glaube, es wird ihnen wenig ausmachen."
Ein wenig verdutzt, bat Klaus Rurig und Menno herein und dachte bei sich, als die beiden weiter in Ragnors Schlafraum gingen: "Mein lieber Freund! Es gibt offensichtlich einiges, was ich noch nicht weiß.
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