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Der Weg Nach Tanelorn

Der Weg Nach Tanelorn

Titel: Der Weg Nach Tanelorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Spiegelbild zu. Sie schrie auf.
    Sie hörte Jharys schwaches Lebewohl und versuchte zu antworten, aber sie konnte es nicht. Immer tiefer fiel sie, durch Korridore endloser Gefühle, Erinnerungen, der Schuld und Wiedergutmachung …
    Sie war Asquiol und Arflane und Alane. Sie war John Daker, Erekose und Urlik. Sie war Corum und Elric und Falkenmond …
    »Falkenmond!« Sie rief den Namen mit ihren eigenen Lippen, und es war ein Schlachtruf! Sie kämpfte gegen Baron Meliadus und Asrovak Mikosevaar in der Schlacht um die Kamarg. Sie kämpfte erneut gegen Meliadus in Londra, und Yisselda war an ihrer Seite. Sie und Yisselda blickten auf das Schlachtfeld, als alles vorüber war, und sie stellten fest, dass von ihren Kameraden nur sie beide überlebt hatten …
    »Yisselda!«
    »Ich bin hier, Dorian! Ich bin hier!«
    Er öffnete die Augen und murmelte: »Also hat Katinka van Bak mich doch nicht betrogen! Aber welch ausgefallene Art und Weise, mich zu dir zu bringen. Weshalb ein so komplizierter Weg?«
    »Vielleicht werdet Ihr es eines Tages herausfinden«, flüsterte Katinka van Bak kaum noch verständlich von ihrer Bahre. »Ich kann es Euch nicht mehr sagen, ich muss meinen Atem sparen. Ich brauche euch beide, mich aus diesem Berg herauszuschaffen und zur Ukrania zu bringen, wo ich sterben möchte.«
    Falkenmond erhob sich. Er fühlte sich entsetzlich steif, als hätte er monatelang am gleichen Fleck gelegen. Er sah das Blut auf ihrem Verband. »Ihr seid verwundet! Aber so stark kann ich Euch doch gar nicht verletzt haben! Zumindest erinnere ich mich nicht …« Er legte die Hand auf seine Stirn. Etwas Warmes, wie Blut, befand sich dort. Aber als er seine Finger zurückzog, flackerte nur flüchtig etwas dunkel Leuchtendes auf, ehe es wieder verschwand. »Wie – konnte es dann geschehen – Jherek? Sicher nicht …«
    Katinka van Bak lächelte. »Nein. Yisselda wird Euch erzählen, wo ich mir meine Verwundung holte.«
    Eine fremde Frau sagte mit sanfter, wohlklingender Stimme hinter Falkenmond. »Sie erlitt sie, als sie ein Land retten half, das nicht einmal ihr eigenes war.«
    »Das wäre nicht das erste Mal«, erklärte Falkenmond und drehte sich um. Er blickte in ein Gesicht von bezaubernder Schönheit, von dem eine gewisse Traurigkeit ausging. Er müsste eigentlich den Grund dieser Traurigkeit kennen, dachte er, wenn er sich Zeit zum Überlegen nähme. »Wir kennen uns?« fragte er.
    »Ihr kennt euch«, versicherte ihm Katinka. »Aber nun müsst ihr euch schnell trennen, sonst wird es noch weitere Störungen im Gleichgewicht des Multiversums geben, wenn ihr beide euch am selben Ort befindet. Glaubt mir, Ilian von Garathorm, und hört auf meine Warnung. Kehrt zurück! Eilt zu Mysenal und Lyfeth. Sie werden Euch helfen, Euer Land wieder aufzubauen …«
    »Aber …« Ilian zögerte. »Ich möchte mich gerne noch mit Yisselda und Falkenmond unterhalten.«
    »Dazu habt Ihr kein Recht. Ihr seid zwei Aspekte ein und desselben. Nur unter bestimmten Umständen könnt ihr euch begegnen. Das weiß ich von Jhary-a-Conel. Geht jetzt! Beeilt Euch!«
    Immer noch zögernd drehte das schöne Mädchen sich um. Das goldene Haar schwang auf die Schultern, ihr Kettenhemd klirrte. Sie schritt hinein in die Dunkelheit und war bald verschwunden.
    »Wohin führt dieser Tunnel, Katinka van Bak?« erkundigte sich Falkenmond. »Zur Ukraine?«
    »Nicht zur Ukraine. Und bald wird er nirgendwo mehr hinführen. Ich hoffe, sie wird ein wenig Glück haben, diese junge Königin. Es gibt viel für sie zu tun. Und ich habe das Gefühl, dass sie Ymryl wieder begegnen wird.«
    »Ymryl?«
    Katinka van Bak seufzte. »Ich sagte Euch, dass ich meinen Atem nicht verschwenden möchte. Ich brauche ihn, um am Leben zu bleiben, bis wir die Ukraine erreicht haben. Hoffen wir, dass der Schlitten noch auf uns wartet.«
    Falkenmond zuckte die Schultern. Er wandte sich zu Yisselda um und blickte sie voll Liebe an. »Ich wusste, dass du lebst«, sagte er. »Sie hielten mich für wahnsinnig. Aber ich wusste, dass du lebst!«
    Sie umarmten sich. »O Dorian!« flüsterte Yisselda. »Wenn du wüsstest, was ich alles erlebt habe.«
    »Erzähl es ihm später«, brummte die sterbende Katinka van Bak. »Hebt lieber jetzt die Bahre auf und bringt mich zum Schlitten.«
    Als die beiden sich bückten, um die Bahre zu tragen, fragte Yisselda: »Wie geht es den Kindern, Dorian?«
    Und sie wunderte sich, weshalb Falkenmond den Rest des Weges durch den Tunnel in Schweigen

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