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Der Weg Nach Tanelorn

Der Weg Nach Tanelorn

Titel: Der Weg Nach Tanelorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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zu verlassen gedenkt.«
    »Yisselda und ich reisen nach Londra«, erklärte ihm Falkenmond.
    »Yisselda? Dann stimmt es also. Ich hörte die widersprüchlichsten Geschichten – dass Yisselda tot sei und Graf Brass – und ich konnte es weder bestätigen noch widerlegen, denn ich musste feststellen, dass meine Erinnerung mir die seltsamsten Streiche spielt. Ich verlor das Vertrauen zu meinem eigenen Gedächtnis …«
    »Uns ergeht es nicht besser«, versicherte ihm Falkenmond. Er berichtete Fank alles, woran er sich entsinnen konnte (es war ziemlich wirr, und es gab verschiedenes, dessen er sich nur teilweise oder sehr vage erinnerte), was seine kürzlichen Abenteuer betraf, die ihm bereits jetzt unwirklich erschienen. Er erzählte ihm auch von seinen Träumen, die ihm wiederum nun viel wirklicher vorkamen. Fank blieb vor dem Kamin stehen. Er hatte die Hände am Rücken verschränkt, sein Kopf hing bis fast zur Brust herab, er lauschte mit absoluter Konzentration. Hin und wieder nickte er, manchmal stieß er einen eigenartigen Grunzton aus, und ganz selten bat er um eine nähere Erklärung. Während er zuhörte, betrat Yisselda im Reisekostüm – ein festes Lederwams und Lederbeinkleider – den Raum und setzte sich schweigend ans Fenster. Erst gegen Ende von Falkenmonds Bericht fügte auch sie ein paar Worte hinzu.
    »Es stimmt«, sagte sie, als Falkenmond geendet hatte. »Die Träume erscheinen einem wie die Wirklichkeit, und die Wirklichkeit wie Träume. Wisst Ihr eine Erklärung dafür, Meister Fank?«
    Fank rieb sich die Nase. »Es gibt viele Versionen der Wirklichkeit, meine Dame. Manche würden vielleicht sagen, unsere Träume spiegeln die Wirklichkeit auf anderen Ebenen wider. Eine große Spaltung findet statt, aber ich glaube nicht, dass sie durch Kalans und Taragorms Experimente verursacht wurde. Soweit es deren Eingriff betrifft, dürfte der Schaden zum größten Teil behoben sein. Ich glaube, dass die beiden lediglich diese größere Spaltung ausnutzten. Möglicherweise verschlimmerten sie den Zustand auch, aber das ist alles. Ihre Anstrengungen hatten keine besonderen Auswirkungen.
    Unmöglich können sie all diesen Aufruhr herbeigeführt haben. Ich vermute, dass eine gewaltige Auseinandersetzung stattfindet. Ja, ich bin fast sicher, dass schreckliche und titanische Kräfte am Werk sind, und dass der Runenstab aus dieser Ebene zu einem Krieg abberufen wurde, den wir nur ahnen können – ein ungeheuerlicher Krieg, in dem das Geschick der Ebenen für eine so lange Zeit bestimmt werden wird, welche die meisten als Ewigkeit bezeichnen würden. Ich spreche von etwas, über das ich wenig weiß, meine Freunde. Ich habe lediglich den Begriff ›die Konjunktion der Millionen Sphären‹ von einem im Sterben liegenden Philosophen in Asiakommunista gehört. Sagt Euch dieser Begriff etwas?«
    Der Begriff war Falkenmond vertraut, und doch war er sicher, dass er ihn noch nie, auch nicht in seinen ungewöhnlichen Träumen, gehört hatte. Das sagte er Fank.
    »Ich hatte gehofft, Ihr wüsstest mehr, Herzog Dorian. Aber ich glaube, dieser Begriff ist von allergrößter Bedeutung für uns. Nun habe ich durch Euch erfahren, dass Ihr Eure verlorenen Kinder sucht, während meine Suche dem Runenstab gilt. Was ist mit dem Wort ›Tanelorn‹? Sagt Euch das etwas?«
    »Eine Stadt«, murmelte Falkenmond. »Es ist der Name einer Stadt.«
    »Ja, das habe auch ich gehört. Und doch gibt es keine Stadt dieses Namens auf dieser Welt. Sie muss in einer anderen liegen. Ob wir dort den Runenstab finden würden? Und Eure Kinder?«
    »In Tanelorn?«
    »In Tanelorn.«

 
2. Auf der Silberbrücke
     
    Fank hatte vorgezogen, auf Burg Brass zu bleiben. Er sah zu, als Falkenmond und Yisselda in die weich gepolsterte Kabine des großen Ornithopters stiegen. In seiner kleinen, offenen Kanzel hantierte der Pilot bereits an den Kontrollen.
    Graf Brass stand neben Fank am Burgtor. Beider Blicke waren auf die Flugmaschine gerichtet. Ihre schweren Metallflügel fingen an zu schlagen, und der seltsame Motor des uralten technischen Wunders begann zu murmeln und zu flüstern. Emaillierte Silberfedern sträubten sich, die Maschine ruckte an, und ein Windstoß wehte Graf Brass’ rote Haarfülle zurück, während Fank mit beiden Händen die Mütze festhielt. Und dann setzte der Ornithopter sich in Bewegung.
    Graf Brass winkte. Die Maschine legte sich ein wenig schräg, als sie sich über die roten und gelben Dächer der Stadt erhob, dann machte sie

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