Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Weg Nach Tanelorn

Der Weg Nach Tanelorn

Titel: Der Weg Nach Tanelorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
Vom Netzwerk:
Falkenmond das, was davon noch zu sehen war, die Gestalt zu erkennen.
    »Schwert …«, murmelte die Gestalt. »Ich«, sagte sie. »Elric.«
    »Wer seid Ihr?« fragte Jhary-a-Conel. Falkenmond hätte keinen Laut herausgebracht. Seine Kehle war verkrampft, seine Lippen gelähmt.
    Tiefer Schmerz und wilder Hass brannten in den Augen des Fremden. Er machte eine Bewegung. Es sah aus, als hätte er die Absicht, Jhary zu zerreißen – aber dann hielt etwas ihn davon ab. Er zog sich zurück und starrte erneut auf Falkenmond. Mit gefletschten Zähnen knurrte er: »Liebe!« Und noch einmal »Liebe«. Es schien, als wäre ihm dieses Wort neu, als versuche er, es zu lernen. Die schwarzen Flammen um seinen Körper flackerten und verlöschten wie eine Kerze, die ein Windstoß ausbläst. Er keuchte. Er deutete auf Falkenmond. Dann hob er die Hand, als wolle er Falkenmond den Weg versperren. »Geh nicht. Zu lange waren wir zusammen. Wir dürfen uns nicht trennen. Einst befahl ich. Jetzt flehe ich dich an. Was habe ich dir getan? Ich habe dir in all meinen Manifestationen immer nur geholfen. Jetzt nahmen sie mir meine Form. Du musst sie finden, Elric. Deshalb lebst du wieder.«
    »Ich bin nicht Elric. Ich bin Falkenmond!«
    »Ach, ja. Ich entsinne mich jetzt. Das Juwel. Es geht auch mit dem Juwel. Aber das Schwert ist besser.« Die gutgeschnittenen Züge verzerrten sich vor Qual. Die schrecklichen Augen stierten vor sich hin. Unvorstellbare Pein sprach aus ihnen. Es war ganz offensichtlich, dass sie Falkenmond momentan nicht sehen konnten.
    »Wer bist du?« Diesmal stellte Falkenmond ihm diese Frage.
    »Ich habe keinen Namen, außer du gibst mir einen. Ich habe keine Form, außer du findest sie für mich. Ich habe nur Macht. Ah! Und Schmerzen!« Wieder verzerrten sich die Züge vor Qual. »Ich brauche … Ich brauche …«
    Jharys Hand fuhr ungeduldig an die Hüfte, aber Falkenmond hielt seinen Gefährten zurück. »Nein, zieh es nicht!«
    »Das Schwert!« rief die Kreatur jetzt eifrig.
    »Nein«, sagte Falkenmond ruhig, ohne überhaupt zu wissen, was er dem seltsamen Wesen verweigerte. Es war jetzt finster, doch die dunklere Aura der Gestalt drang durch die normale Schwärze der Nacht.
    »Ein Schwert!« Es war ein Befehl! Ein Schrei! »Das Schwert!«
    Nun erst wurde Falkenmond bewusst, dass die Kreatur keine eigenen Waffen hatte. »Such dir ein Schwert, wenn du so versessen darauf bist«, sagte er. »Von uns wirst du keines bekommen.«
    Blitze schossen plötzlich aus dem Boden rings um die Füße der Gestalt. Sie keuchte. Sie zischte. Sie kreischte: »Du wirst zu mir kommen! Du wirst mich noch brauchen! Törichter Elric! Uneinsichtiger Falkenmond! Dummer Erekose! Pathetischer Corum! Du wirst mich brauchen!«
    Das Kreischen hallte noch nach, als die Gestalt bereits verschwunden war.
    »Er kennt alle Eure Namen«, sagte Jhary. »Wisst Ihr, wie man ihn nennt?«
    Falkenmond schüttelte den Kopf. »Nicht einmal in meinen Träumen.«
    »Ich glaube nicht, dass ich ihm auch nur in einem meiner vielen Leben je begegnet bin. Mein Gedächtnis ist zwar nie sehr gut, aber ich bin sicher, ich würde es wissen, wenn ich ihn schon einmal gesehen hätte. Wir sind in ein merkwürdiges Abenteuer verwickelt, in ein Abenteuer von ungewöhnlicher Bedeutung«, meinte Jhary nachdenklich.
    Falkenmond unterbrach die Überlegungen seines Gefährten. Er deutete hinab ins Tal. »Was meint Ihr, Jhary? Haltet auch Ihr das für ein Feuer? Ein Lagerfeuer? Vielleicht stoßen wir doch endlich auf Bewohner dieses Landes.«
    Ohne sich Gedanken darüber zu machen, ob eine direkte Annäherung klug sei, stiegen sie in der Dunkelheit mühsam den Hügel hinab und erreichten schließlich die Talsohle. Das Feuer war nicht mehr weit entfernt.
    Als sie näher kamen, stellte Falkenmond fest, dass eine Gruppe von Männern das Feuer umgab, doch das Seltsame war, dass jeder der Männer auf einem Pferd saß und die Pferde die Köpfe direkt auf die Flammen gerichtet hatten, so dass die Gruppe einen exakten, stummen Kreis bildete. So ruhig verhielten sich die Pferde, so unbewegt saßen die Reiter in den Sätteln, dass Falkenmond sie für Statuen gehalten hätte, wären nicht die Atemwölkchen um ihre Lippen gewesen.
    »Guten Abend«, grüßte er kühn. Doch keiner antwortete. »Wir sind Reisende, wir haben uns verirrt und wären euch dankbar, wenn ihr uns den Weg weisen könntet.«
    Der Reiter, der Falkenmond am nächsten war, drehte den langen Kopf. »Deshalb sind wir hier, Herr

Weitere Kostenlose Bücher