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Der Weg Nach Tanelorn

Der Weg Nach Tanelorn

Titel: Der Weg Nach Tanelorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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hatte Jhary-a-Conel alles erzählt, was ihm widerfahren war und was ihm Rätsel aufgab. Er entsann sich kaum der Abenteuer in Garathorm, doch Jhary erinnerte sich an mehr. Er sprach von den Göttern des Chaos und dem ewigen Kampf zwischen den Göttern. Doch ihre Unterhaltung, wie das bei Gesprächen häufig der Fall ist, verursachte nur neue Verwirrung, so beschlossen sie, ihren verschiedenen Mutmaßungen nicht weiter nachzugehen.
    »Eines weiß ich ganz bestimmt«, versicherte Jhary-a-Conel. »Falkenmond, Ihr braucht Euch keine Sorgen um Eure Yisselda zu machen. Obgleich ich natürlich zugeben muss, dass ich von Natur aus optimistisch bin – entgegen so manchem widersprüchlichen Anschein –, und mir ist auch durchaus klar, dass wir viel zu gewinnen oder alles zu verlieren haben. Diese Kreatur, der Ihr Euch auf der Brücke gegenübersaht, muss über ungeheuerliche Kräfte verfügen, wenn sie Euch aus Eurer eigenen Welt reißen konnte. Es dürfte auch kein Zweifel bestehen, dass sie Euch nicht wohlgesinnt ist. Aber ich habe nicht die geringste Ahnung, wer sie sein könnte, noch wann und ob sie uns wieder finden wird. Mir erscheint Euer Vorhaben, Tanelorn zu suchen, von größter Bedeutung.«
    »Ja.« Falkenmond schaute sich um. Sie standen auf der Kuppe eines der vielen niedrigen Hügel. Der Himmel klärte sich auf, der Nebel war fast ganz verschwunden. Eine gespenstische Stille herrschte. Es gab offenbar keine andere Art von Leben hier als das Gras, keine Vögel, keine wilden Tiere, die doch gerade hier, wo es anscheinend keine Menschen gab, gedeihen müssten. »Unsere Chancen, Tanelorn zu finden, sind zumindest jetzt nicht gerade sehr groß, Jhary-a-Conel.«
    Jhary streichelte die schwarz-weiße Katze, die seit Beginn ihres Marsches geduldig auf seiner Schulter saß. »Ich fürchte, ich muss Euch recht geben. Trotzdem glaube ich, dass es kein Zufall war, der uns in dieses schweigende Land führte. Wir dürften nicht nur Feinde, sondern auch Freunde haben.«
    »Manchmal zweifle ich an dem Wert der Art von Freunden, die Ihr meint«, sagte Falkenmond bitter, und dachte dabei an Orland Fank und den Runenstab. »Freunde oder Feinde – wir sind Figuren auf ihrem Spielbrett.«
    »Gewiss keine einfachen Figuren.« Jhary grinste. »Ihr solltet Euch Eures Wertes besser bewusst sein. Ich zumindest halte mich für etwas Besseres.«
    »Gleichgültig, welchen Rang ich auch einnehme, allein die Idee, mich auf dem Spielbrett herumschieben zu lassen, missfällt mir.«
    »Dann liegt es an Euch, Euch davon zu lösen«, war Jharys mysteriöse Antwort. »Selbst wenn es die Vernichtung des Spielbretts bedeuten sollte.« Er weigerte sich, diese Bemerkung näher zu erklären. Er behauptete, es sei reine Intuition, nicht Logik gewesen, die sie ihn hatte aussprechen lassen. Aber sie machte einen starken Eindruck auf Falkenmond und verbesserte seine Laune beachtlich. Voll neuer Energie machte er sich auf den Weg, und mit so großen Schritten, dass Jhary bald zu stöhnen anfing und Falkenmond bat, sich doch ein wenig Zeit zu lassen.
    »Schließlich wissen wir ja gar nicht, wohin der Weg uns führt«, gab er zu bedenken.
    Falkenmond lachte. »Wie recht Ihr habt. Doch im Augenblick ist es mir völlig gleichgültig, selbst wenn er direkt in der Hölle endet.«
    Die niedrigen Hügel erstreckten sich in allen Richtungen, und als der Abend hereinbrach, schmerzten ihre Beine, und ihre leeren Mägen grollten vor Hunger, doch noch gab es nirgendwo ein Anzeichen, dass außer ihnen in diesem Land etwas Lebendes zu finden war.
    »Wir sollten wohl dankbar sein«, brummte Falkenmond, »dass zumindest das Wetter hier verhältnismäßig angenehm ist.«
    »Aber langweilig«, klagte Jhary. »Befinden wir uns hier vielleicht nur in einem angenehmeren Teil des Nichts?«
    Falkenmond achtete nicht länger auf seinen Begleiter. Er hatte die Augen halb zusammengekniffen und spähte durch die zunehmende Düsternis. »Jhary, schaut! Seht Ihr dort etwas?«
    Jhary folgte Falkenmonds deutendem Arm. »Auf dem Kamm?«
    »Ja. Ist es nicht ein Mensch?«
    »Ich glaube schon.« Impulsiv formte Jhary die Hände zu einem Trichter und brüllte: »Hallo! Seht Ihr uns? Seid Ihr von hier, mein Herr?«
    Plötzlich war die Gestalt viel näher. Es sah aus, als flackere schwarzes Feuer um ihre Konturen. Sie war ganz in glänzendes Material gehüllt, das jedoch nicht Metall sein konnte. Ihr dunkles Gesicht war fast völlig durch einen hohen Kragen verborgen, trotzdem genügte

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