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Der Weg Nach Tanelorn

Der Weg Nach Tanelorn

Titel: Der Weg Nach Tanelorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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wurdet aus einer Zeit gerissen, lange ehe sie starben. Eure Jugend spricht dafür – und dass Eure letzte Erinnerung die an die Schlacht von Tarkien ist.«
    »Ich danke Euch für diese Beruhigung«, murmelte Graf Brass.
    Falkenmond legte einen Finger auf die Lippen. »Hört Ihr es auch? Draußen auf dem Gang?«
    »Ja«, erwiderte der Graf schnell.
    »Wir ziehen uns in die Schatten zurück«, drängte Falkenmond. »Ich glaube, jemand kommt hierher. Er wird sicher das Fehlen der Wachen bemerken.«
    Kein einziger in dem großen Raum, nicht einmal Flana, versuchte sie aufzuhalten, als sie sich durch die Menge drängten und sich in die dunkelste Ecke drückten, wo sie durch die breitschultrigen Gestalten von Adaz Promp und Jerek Nankenseen verborgen waren. Die beiden hatten schon früher immer gern des anderen Gesellschaft gesucht.
    Die Tür flog auf. Baron Kalan von Vitall, Grandkonnetabel des Ordens der Schlange, starrte unter seiner Maske zweifellos verwirrt und gleichzeitig wütend herein.
    »Die Tür offen und die Wachen verschwunden!« tobte er. Er funkelte die Gesellschaft der lebenden Toten an. »Wer von euch ist dafür verantwortlich? Befindet sich gar einer unter euch, der mehr als nur träumt? Der mir die Macht rauben, sie an sich reißen möchte? Ihr, Meliadus – seid Ihr wach?« Er zerrte den Wolfshelm hoch, aber Meliadus’ Gesicht war leer, die Augen stumpf.
    Kalan schlug ihn auf die Lippen, doch Meliadus rührte sich, nicht. Kalan knurrte aufgebracht.
    »Ihr, Huon? Selbst Ihr seid nicht mehr so mächtig wie ich. Das gefällt Euch wohl nicht?«
    Aber Huon wisperte weiter nur den Namen des einen, der ihn ermorden würde: »Meliadus … Meliadus …«
    »Shenegar Trott?« Kalan rüttelte die Schultern des unbewegten Grafen von Sussex. »Habt Ihr die Tür geöffnet und die Wachen fortgeschickt? Und weshalb?« Kalan runzelte die Stirn. »Nein, es kann nur Flana gewesen sein …« Er suchte nach der Reihermaske von Flana Mikosevaar, der Herzogin von Kanbery. »Flana ist die einzige, die etwas ahnt …«
    »Was wollt Ihr jetzt schon wieder von mir, Baron Kalan?« fragte Flana und kam näher. »Ich bin müde, Ihr müsst mir Ruhe gönnen.«
    »Ihr könnt mich nicht täuschen, zukünftige Verräterin. Ich habe hier einen Feind, und das seid Ihr. Wer könnte es sonst sein? Es ist im Interesse aller anderen, dass das alte Imperium neu entsteht.«
    »Wie gewöhnlich verstehe ich Euch nicht, Kalan.«
    »Nun, es stimmte, dass Ihr mich nicht verstehen solltet – aber ich frage mich …«
    »Eure Wachen kamen herein«, fuhr Flana fort. »Unhöfliche Burschen, aber einer sah eigentlich recht manierlich aus.«
    »Sah manierlich aus? Hatten sie denn ihre Masken abgenommen?«
    »Einer.«
    Kalans Augen huschten durch den Raum, als er über die Bedeutung ihrer Bemerkung nachdachte. »Wie …«, murmelte er. »Wie …« Er blickte Flana finster an. »Ich glaube immer noch, dass Ihr es getan habt!«
    »Ich weiß nicht, wessen Ihr mich beschuldigt, Kalan, und es ist mir auch egal, denn dieser Alptraum wird bald enden, wie jeder schließlich endet.«
    Kalans Augen glitzerten höhnisch hinter der Schlangenmaske. »Glaubt Ihr, Madam?« Er drehte sich um, um das Schloss zu untersuchen. »Meine Pläne gehen ständig schief. Jeder meiner Schritte beschwört weitere Komplikationen herauf. Es muss doch eine Möglichkeit geben, mit einem einzigen Schlag die Sache wieder völlig in den Griff zu bekommen. O Falkenmond, Falkenmond, ich wollte, Ihr würdet endlich sterben!«
    Bei diesen Worten trat Falkenmond aus der Ecke und tupfte Kalan mit der flachen Klinge auf die Schulter. Kalan drehte sich um. Die Schwertspitze glitt unter die Maske und drückte ganz leicht gegen Kalans Kehle.
    »Hättet Ihr Euren Wunsch von Anfang an ein wenig höflicher formuliert«, sagte Falkenmond mit grimmigem Humor, »hätte ich ihn Euch vielleicht erfüllt. Doch jetzt habt Ihr mich beleidigt, Baron Kalan. Zu oft schon wart Ihr nicht gerade freundlich zu mir.«
    »Falkenmond …« Kalans Stimme klang fast wie die der lebenden Toten um ihn. »Falkenmond …« Er holte Luft. »Wie seid Ihr hierhergekommen?«
    »Wisst Ihr es denn nicht, Kalan?« Graf Brass trat neben ihn. Er nahm seine Maske ab und widmete Kalan ein breites Grinsen – das erste, das Falkenmond seit seinem Auftauchen in der Kamarg an ihm sah.
    »Ist das noch Verrat? Hat er euch … Nein, er würde mich doch nicht hintergehen. Es steht zuviel für uns beide auf dem Spiel.«
    »Von wem sprecht

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