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Der Weg Nach Tanelorn

Der Weg Nach Tanelorn

Titel: Der Weg Nach Tanelorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Ihr?«
    Aber Kalan hatte sich wieder gefasst. »Mich zu diesem Zeitpunkt zu töten, wäre unser aller Verhängnis«, erklärte er.
    »Ja, und Euch nicht zu töten, dürfte die gleichen Folgen haben.«
    Graf Brass lachte. »Was haben wir denn zu verlieren, Baron Kalan?«
    »Ihr, Euer Leben, Graf Brass!« sagte Kalan heftig. »Ihr würdet wie diese anderen hier. Spricht Euch das an?«
    »Nein.« Graf Brass schlüpfte aus der Heuschreckenkleidung, die er über der Messingrüstung getragen hatte.
    »Dann seid kein Narr!« zischte Kalan. »Tötet Falkenmond jetzt!«
    »Was hattet Ihr eigentlich versucht, Kalan?« warf nun Falkenmond ein. »Wolltet Ihr das ganze Dunkle Imperium neu aufleben lassen? Hofftet Ihr, ihm seine alte Macht wiederzugeben – in einer Welt, in der Graf Brass und ich und die anderen nie existierten? Aber als Ihr in die Vergangenheit zurückkehrtet und die Menschen hierher brachtet, um Londra nachzubauen, musstet Ihr feststellen, dass ihre Erinnerung nur schwach war. Es schien, als träumten sie alle. Sie hatten zu viele widersprüchliche Erlebnisse. Das verwirrte sie – und versetzte ihre Gehirne in Schlummer. Sie konnten sich nicht an Einzelheiten erinnern – deshalb sind alle Eure Wandgemälde und Artefakte so primitiv, nicht wahr? Und aus dem gleichen Grund sind Eure Wachen nutzlos. Und werden sie hier getötet, verschwinden sie – denn nicht einmal Ihr könnt die Zeit in einem Maß kontrollieren, dass sie das Paradoxon zweifach Toter dulden würde. Ihr begannt zu erkennen, dass – wenn Ihr die Geschichte ändert, und selbst wenn es Euch gelänge, das Dunkle Imperium wiederzuerrichten – alle unter dieser geistigen Verwirrung leiden würden. Alles würde genauso schnell zusammenbrechen, wie Ihr es aufbautet. Euer Triumph würde zu Schall und Rauch. Ihr könntet nur über unwirkliche Kreaturen in einer unwirklichen Welt herrschen.«
    Kalan zuckte die Schultern. »Wir haben bereits Schritte unternommen, das zu ändern. Es gibt Lösungen, Falkenmond. Vielleicht sind unsere Ambitionen ein bisschen weniger grandios, aber das Ergebnis mag sehr wohl das gleiche sein.«
    »Was habt Ihr vor?« knurrte Graf Brass.
    Kalan lachte freudlos. »Das hängt davon ab, was Ihr jetzt mit mir tut. Das versteht Ihr doch gewiss? Schon jetzt gibt es verwirrende Strudel in den Zeitströmen. Eine Dimension wird mit Bestandteilen einer anderen blockiert. Mein ursprünglicher Plan war ganz simpel, mich an Falkenmond zu rächen, indem ich ihn von einem seiner Freunde töten ließ. Ich gebe zu, es war dumm von mir, das für so einfach zu halten. Außerdem begannt Ihr zu erwachen, statt in Eurem Traumstadium zu verharren. Ihr machtet Euch Gedanken und weigertet Euch, auf mich zu hören. Das hätte nicht sein dürfen, und ich verstehe nicht, was schiefgegangen ist.«
    »Indem Ihr meine Freunde aus einer Zeit holtet, zu der wir uns noch nicht kannten, habt Ihr einen völlig neuen Möglichkeitsstrom geschaffen«, sagte Falkenmond. »Und diesem entsprangen Dutzende weitere Möglichkeiten – Halbwelten, die Ihr nicht unter Kontrolle habt, die sich mit der vermischten, aus der wir ursprünglich alle kamen …«
    »Stimmt.« Kalan nickte. »Aber es besteht immer noch eine Hoffnung, Graf Brass, wenn Ihr Falkenmond tötet. Ihr müsst doch nun wirklich erkannt haben, dass Eure Freundschaft mit ihm Euch in den Tod führte, oder vielmehr es in Eurer Zukunft tun wird …«
    »Also wurden Oladahn und die anderen lediglich in ihre eigene Zeit zurückversetzt. Und sie werden glauben, sie hätten nur geträumt«, warf Falkenmond ein.
    »Selbst dieser Traum wird verblassen, und sie werden ihn vergessen. Sie werden nie wissen, dass ich ihnen helfen wollte, ihr Leben zu retten.«
    »Und weshalb habt Ihr mich nicht getötet, Kalan? Ihr hattet doch mehrmals die Gelegenheit dazu. Deshalb vielleicht, weil eine solche Handlung, wie ich vermute, unausbleiblich zu Eurem eigenen Tod führen würde?«
    Kalan schwieg. Aber gerade sein Schweigen bestätigte die Richtigkeit von Falkenmonds Vermutung.
    »Und nur, wenn ich von einem meiner bereits toten Freunde getötet würde, wäre es möglich, meine unliebsame Gegenwart aus all den möglichen Welten zu entfernten, die Ihr erforscht habt – jene Halbwelten, die Eure Instrumente entdeckten und in denen Ihr hofftet, das Dunkle Imperium wiederaufstehen zu lassen? Versucht Ihr deshalb so hartnäckig, Graf Brass zu überreden, dass er mich tötet? Und beabsichtigt Ihr, nachdem er es getan hat, das Dunkle

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