Der Weg: Wenn Gott Dir eine zweite Chance gibt (German Edition)
Närrin gemacht, weil ich dachte, ich wäre von einem Dämon besessen. Aber die Sache ist halb so wild. Da ist bloß so ein weißer Typ in meinen Kopf hineingekrochen, weißt du. Erlebt man ja jeden Tag.«
Sie schwiegen einen Moment, dann sagte Maggie: »Molly, es tut mir so leid! Wegen dieser verrückten Tony-Sache habe ich ganz vergessen, dich zu fragen, wie es Lindsay geht. Ich habe nur an mich gedacht.«
Ehe Molly antworten konnte, fuhr Maggie fort: »Tony, bist du noch da? Aha. Das hatte ich befürchtet. Jedenfalls, Tony, Molly hat eine süße kleine Tochter. Ihr Name ist Lindsay, und sie ist das süßeste Mädchen der Welt, erst vierzehn. Vor ungefähr einem Jahr …« Sie schaute Molly an, um sich zu vergewissern, dass es in Ordnung war, wenn sie darüber sprach. »… wurde Lindsay krank, und vor sechs Monaten wurde bei ihr AML diagnostiziert, akute myeloische Leukämie. Seitdem macht sie eine wirklich schwere Zeit durch. Während wir beide also in der Kirche für Wirbel sorgten, war Molly in der Doernbecher-Kinderklinik bei Lindsay. Hast du das alles verstanden? Gut … ja, das tut uns allen sehr leid, aber die Dinge sind nun einmal, wie sie sind. Wenn du weißt, wie man betet, könntest du am besten jetzt gleich damit anfangen.«
Sie wandte sich wieder Molly zu. »Was wolltest du sagen, bevor ich dir ins Wort gefallen bin? Es fühlt sich an, als würde ich mich gleichzeitig mit einer dritten Person am Telefon unterhalten. Aber eine Konferenzschaltung ist offenbar nicht möglich, tut mir leid.«
Molly winkte ab. »Kein Problem, auch wenn ich keine Ahnung habe, was da gerade los ist in dir.« Sie schwieg kurz und lenkte ihre Aufmerksamkeit auf etwas anderes. »Lindsay kämpft, so gut sie kann. Sie erwarten, dass die Werte in den nächsten ein bis zwei Tagen auf null zurückgehen, genau rechtzeitig für die nächste Chemo. Ich frage immer wieder nach einer Prognose, aber du bist Krankenschwester, du weißt ja, dass die Ärzte lieber wenig sagen, um keine falschen Hoffnungen zu wecken. Ich wünschte, ich könnte mit dem Zauberer hinter den Kulissen reden, der für all diese Verzögerungen verantwortlich ist.«
»Das kann ich gut verstehen, Liebling, und ich weiß, dass das kein großer Trost ist, aber Lindsay ist im Doernbecher wirklich gut aufgehoben. Einige der brillantesten Ärzte der Welt praktizieren dort. Dass wir zusammenwohnen und ich dort arbeite, ist ein bisschen heikel wegen der ärztlichen Schweigepflicht. Aber wir müssen einfach darauf vertrauen, dass Gott bei uns ist, inmitten all der Sorgen.«
»Das versuche ich, Maggie. Aber an manchen Tagen fällt es mir schwerer als an anderen. Manchmal glaube ich sogar, dass Gott anderswo beschäftigt ist und sich um wichtigere Leute kümmert oder dass er mich bestraft, weil ich etwas falsch gemacht habe …«
Molly senkte den Kopf, und ihre Tränen, denen sie in dieser schweren Zeit stets nah war, begannen zu fließen. Maggie nahm ihr sanft die Tasse aus der Hand, stellte sie auf den Couchtisch, schloss ihre Freundin in die Arme und ließ sie sich ihre Traurigkeit von der Seele reden.
»Ich weiß gar nicht mehr, was ich noch beten soll«, stammelte Molly schluchzend. »Ich gehe dort hinauf, und in jedem Zimmer sitzen Väter und Mütter und warten, warten darauf, wieder lächeln zu können, wieder lachen und leben zu können. Wir alle halten den Atem an und hoffen auf ein Wunder. Und ich fühle mich so selbstsüchtig, wenn ich darum bete, dass Gott meinen Schatz heilt, dass ich irgendwie seine Aufmerksamkeit errege und er mir sagt, was ich tun soll. Und genau so beten die anderen für ihre Kinder. Ich begreife es nicht. Es ist so furchtbar schwer. Warum gerade Lindsay? Sie hat nie einer Fliege etwas zuleide getan. Sie ist gut und schön und zerbrechlich. Und dort draußen gibt es eine Menge Leute, die anderen schweren Schaden zufügen, und sie sind gesund, während meine Lindsay …« Eine Sturmwelle aus lange unterdrückter Wut und Verzweiflung brach aus ihr heraus und wurde zu einer wahren Tränenflut.
Maggie sagte nichts. Sie hielt ihre Freundin ganz fest in den Armen, strich ihr durchs Haar und reichte ihr Papiertaschentücher. Manchmal hilft Schweigen mehr als tausend Worte, und der größte Trost liegt darin, dass einfach nur jemand da ist und dich festhält.
Tony, der Zeuge des Ganzen wurde, zutiefst bewegt von Maggies großem Mitgefühl für ihre Freundin, fand dennoch einen Weg, sich zurückzuziehen, als würde er sich umdrehen und
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