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Der Weg: Wenn Gott Dir eine zweite Chance gibt (German Edition)

Der Weg: Wenn Gott Dir eine zweite Chance gibt (German Edition)

Titel: Der Weg: Wenn Gott Dir eine zweite Chance gibt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Paul Young
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verstanden habt, fügte sie in Gedanken hinzu. Aber sie verstand es ja selbst nicht. Eines Tages würde das eine gute Geschichte sein, die man Freunden erzählen konnte, aber im Moment wollte sie niemanden sehen, außer Cabby und Molly. Molly würde ausflippen.

10
    ZWEI SEELEN IN EINEM KOPF
    »Die Tragödie ist ein Werkzeug, durch das die Lebenden Weisheit erlangen können, kein Führer, nach dem man sein Leben ausrichten soll.«
Robert Kennedy
    M olly öffnete Maggie und Cabby die Tür. Als Maggie auf zwei roten Schuhen mit abgebrochenen Absätzen hereinhumpelte, hob Molly fragend eine Augenbraue. Es war zu kalt gewesen, um barfuß zum Auto zu laufen, und anstatt auf einem Absatz zu hinken, hatte Maggie es vorgezogen, den anderen Absatz ebenfalls abzubrechen. Dann standen wenigstens beide Füße auf einer Höhe. Der gerissene Lederriemen des Schuhs war durch etwas Klebeband aus dem kirchlichen Werkzeugschrank ersetzt worden. Ihr Kleid war an mehreren Stellen eingerissen und ihr Haar immer noch zerzaust.
    »Wow! Muss ja ein denkwürdiger Gottesdienst gewesen sein«, sagte Molly.
    Maggie ging auf Strümpfen zum Mülleimer und warf die kaputten Schuhe weg. »Mädchen«, sagte sie lachend und kopfschüttelnd, »du hast ja keine Ahnung! In diese Kirche bekommen mich keine zehn Pferde mehr hinein, wenn Gott es nicht von mir verlangt! Ich habe meine Brücken dort nicht bloß abgebrochen, sondern buchstäblich in die Luft gesprengt.«
    »Was ist denn passiert?«, fragte Molly.
    »Das weiß ich selbst nicht so genau, aber nach dem, was ich angerichtet habe, würde ich mir am liebsten ein Loch graben, das so groß wie Texas ist, und mich darin verkriechen.«
    »Maggs, so schlimm kann es gar nicht sein. Wirklich, es findet sich immer ein Weg. Willst du mir denn nicht endlich erzählen, was los war?«
    »Molly«, Maggie blickte auf, und ihr Mascara und Make-up waren offensichtlich nicht wasserfest, »du hättest ihre Gesichter sehen sollen, als ich schreiend durch die Kirche gerannt bin, mitten in Oh Happy Day . Ich habe geschrien, dass ich einen Dämon habe, und die Leute stoben auseinander und beteten und riefen nach Jesus, und dann ging mein verflixter Schuh kaputt, und ich hätte beinahe Bruder Clarence getötet.« Sie setzte sich und fing an zu weinen. Molly starrte sie mit offenem Mund an.
    »Was habe ich nur getan?«, jammerte Maggie. »Ich habe den armen Clarence zu Tode erschreckt … den süßen, Jesus liebenden Clarence. Ab heute werde ich sagen, dass ich an Agoraphobie leide. Ich werde das Haus nicht mehr verlassen. So werde ich von heute an leben. Ich verkrieche mich in meinen vier Wänden. Sag den Leuten einfach, ich hätte eine ansteckende Geschlechtskrankheit, sodass mich niemand besuchen kommen darf.«
    »Maggs«, Molly drückte sie an sich und gab ihr ein Küchentuch, damit sie sich das Geschmiere aus Make-up und Tränen abwischen konnte, »warum gehst du nicht und machst dich frisch? Zieh dir deinen gemütlichen Pyjama an, und ich mache dir einen Lemon Drop. Das hört sich für mich nach einem Lemon-Drop-Abend an. Und dann erzählst du mir alles in Ruhe.«
    »Das klingt gut«, seufzte Maggie und stand langsam auf. »Ich muss sowieso schon seit über einer Stunde aufs Klo. Noch ein Grund, warum ich froh bin, wieder zu Hause zu sein. Glaub mir, es geht nichts darüber, auf dem eigenen Topf Pipi zu machen!«
    »Jetzt geht das schon wieder los«, dachte Tony.
    Maggie umarmte ihre Freundin erneut. »Molly, meine Liebe, ich weiß nicht, was ich ohne dich, Cabby und Lindsay machen würde. Ich wette, du hattest keine Ahnung, dass du mit Hurrikan Katrina zusammenwohnst, mit so einer Naturkatastrophe wie mir. Glaubst du, die Leute drüben in deiner weißen Kirche hätten etwas dagegen, wenn eine leicht übergewichtige, aber gepflegte und ruhige schwarze Frau sich einschleicht, um ein paar Lieder mitzusingen? Ich verspreche, dass ich sogar im Takt klatsche.«
    »Jederzeit, Maggs!«, lachte Molly. »Wir könnten dort ein bisschen Leben gut gebrauchen.«
    Maggie ging zu ihrem Schlafzimmer und dem eigenen Badezimmer. Unterwegs begegnete sie Cabby, der bereits seinen Spiderman-Anzug trug. Er stellte sich vor sie hin und hob beide Hände. »Stopp!«, befahl er.
    Sie gehorchte, vor allem, weil ein solches Verhalten ganz untypisch für Cabby war. »Was hast du? Alles okay, Cabby?«, fragte sie.
    Er zeigte auf ihre Brust und schaute sie eindringlich an. »Too-ny!« Er zeigte erneut auf Maggies Herz.

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