Der Weg: Wenn Gott Dir eine zweite Chance gibt (German Edition)
kannst?«
»Ja, das klingt vermutlich verrückt. Aber ich glaube, es muss sein.«
Maggie dachte ein paar Momente nach. »Offen gesagt, weiß ich nicht, ob das möglich ist – falls du morgen noch bei mir sein solltest. Ich arbeite nicht auf der neurologischen Intensivstation, und es gibt einen Bereich, wo nur nahe Verwandte und andere Besucher Zutritt haben, die auf einer Liste eingetragen sind. Und selbst dann dürfen immer nur zwei auf einmal herein, was in deinem Fall kein Problem darstellt. Dass Cabby es dort hineingeschafft hat, grenzt an ein Wunder, und ich bin sicher, dass sie darüber gar nicht glücklich sind. Hast du einen nahen Verwandten, den ich kontaktieren könnte, damit man uns in seinem Schlepptau dort hineinlässt?«
»Nein, habe ich nicht. Das heißt … nein, nein, nicht wirklich.« Er zögerte, und Maggie wartete mit fragend erhobenen Augenbrauen.
»Na ja, ich habe einen Bruder, Jacob. Aber ich weiß nicht, wo er ist. Wir haben seit ein paar Jahren nicht mehr miteinander gesprochen. Er ist wirklich alles, was ich habe, aber ich habe ihn nicht wirklich.«
»Keine anderen Verwandten?«
»Eine Exfrau an der Ostküste und eine Tochter, die bei ihr wohnt und ihren Vater hasst.«
»Hmm, hattest du immer schon eine so positive Wirkung auf andere Leute?«
»Ja, leider«, gab Tony zu. »Ich hatte so eine Tendenz, das Kreuz zu sein, das andere tragen müssen.«
Maggie sagte: »Ich bete gerade darum, dass Gott ein ganz bestimmtes Kreuz von mir nimmt, nur damit du es weißt. Aber falls du morgen früh trotzdem noch da bist, werde ich versuchen, einen Weg zu finden, dass du dich selbst besuchen kannst.« Sie schüttelte angesichts der Unglaublichkeit ihrer Situation den Kopf.
»Danke, Maggie. Übrigens glaube ich, dass du jetzt unbesorgt ins Bett gehen kannst, denn ich verschwinde …«
Diesmal spürte er, wie es anfing, und während er sich noch darüber wunderte, war er bereits fort. Wieder schlief er, im Dazwischen.
11
IN DER ZWISCHENZEIT
»Das, was wir für lästige Unterbrechungen halten, ist das wahre Leben.«
C. S. Lewis
T ony erwachte mit einem Ruck, sich etwas angeschlagen fühlend und unsicher, wo er sich befand. Er stolperte aus dem Bett, zog den Vorhang zurück und erkannte zu seiner Überraschung, dass er wieder in dem Zimmer auf der heruntergekommenen Ranch gelandet war, wo offenbar Jesus wohnte. Aber diesmal war das Zimmer größer und besser ausgestattet. Sein Bett bestand aus massivem, gut verarbeitetem Holz, was eine beträchtliche Verbesserung gegenüber der alten Sprungfedermatratze darstellte, auf der er hier beim ersten Mal aufgewacht war. Statt des alten, knarrenden Dielenbodens gab es jetzt solides Parkett, und wenigstens eines der Fenster war zugfrei und mit Doppelverglasung ausgestattet.
Es klopfte an der Tür – dreimal, wie zuvor, doch als er öffnete, stand dort nicht Jesus, wie er erwartet hatte, sondern es war Jack, der ein Tablett mit Frühstück und Kaffee trug und vergnügt lächelte.
»Oh, hallo, Jack-aus-Irland!«, rief Tony aus. »Nach unserer ersten kurzen Begegnung habe ich mich schon gefragt, ob ich Sie je wiedersehen würde.«
»Es ist eine Freude und ein Geschenk, Sie wiederzusehen, Anthony.« Tony machte Platz, um ihn mit seiner Fracht ins Zimmer zu lassen. Er stellte das Tablett auf einen kleinen Tisch und goss eine schwarze, duftende Flüssigkeit in eine sehr große Tasse. Er drehte sich um und reichte sie Tony.
»Schwarzer Kaffee, wenn ich mich richtig erinnere. Ich für meinen Teil bevorzuge Tee. Da kann die Tasse gar nicht groß genug sein.«
Tony nickte dankbar und trank einen Schluck. Der Kaffee war gut und glitt durch die Kehle wie Seide.
»Zu meiner Freude kann ich Ihnen mitteilen«, redete Jack weiter, während er den Warmhaltedeckel von einem Teller mit Spiegelei, gedünstetem Gemüse und einem dick mit Butter bestrichenen Scone nahm, »dass es Ihnen und mir bestimmt ist, viel Zeit miteinander zu verbringen, und zwar sozusagen genau zur rechten Zeit.«
»Ich bin nicht sicher, ob ich überhaupt fragen sollte, wie das ablaufen wird«, murmelte Tony, während er den ersten Bissen Frühstück genoss.
»Kein Problem«, seufzte Jack, zog einen Sessel heran und ließ sich hineinsinken. »Dieser Augenblick enthält sowieso alle Augenblicke. Es gibt also keinen Grund, irgendwo anders sein zu wollen als hier und jetzt.«
»Wie auch immer.« Tony fügte sich. Inzwischen ging er viel entspannter damit um, dass er so vieles nicht verstand,
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