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Der Weihnachtspullover

Der Weihnachtspullover

Titel: Der Weihnachtspullover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Beck
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wie nur möglich in meinen Blick und wandte mich meinem Großvater zu, aber mein Blick war dem seinen in keiner Hinsicht gewachsen. Dennoch sagte ich: »Du willst mich nicht hierhaben, und ich will nicht hier sein. Dank dir will mich mein einziger Freund jetzt auch nicht mehr.« Ich machte auf dem Absatz kehrt und rannte in mein Zimmer, wobei ich die Tür so fest zuschlug, dass eins von Großmutters Bildern im Flur von der Wand fiel.
    Es war ein Bild von meiner Mutter.
    Kaum eine Minute war vergangen, da wurde meine Tür wieder geöffnet und mein Großvater stand da mitdem Seesack, den ich für meine Flucht benutzt hatte. Ich hatte ihn kaum über den Boden schleifen können, aber er trug ihn mit Leichtigkeit, stellte ihn ab, stützte seine Handfläche darauf und sah mich an.
    »Setz dich, Eddie.«
    Ich setzte mich auf mein Bett und legte den Kopf in den Nacken, um zu ihm aufzublicken.
    »Ab jetzt ist Schluss mit diesem ganzen Unsinn! Ich habe deiner Großmutter im letzten Jahr häufiger die Tränen trocknen müssen als in all unseren gemeinsamen Jahren zuvor zusammengerechnet. Gestern Nacht hat sie mir gesagt, sie wünschte, sie wäre anstelle deiner Mutter gestorben. Du glaubst, dass die Welt gegen dich ist. Aber selbst wenn das stimmen würde, gäbe es dir nicht das Recht, die Menschen so zu behandeln, wie du es tust. Du bist hier, weil wir eine Familie sind. Und man benutzt seine Familie nicht.«
    »Ich habe keine Familie mehr«, fuhr ich ihn an. »Soweit es mich betrifft, ist meine Familie tot.«
    Wenn wir wirklich alle Gottes Kinder waren, dann wollte ich eins der seinen verletzen, so wie Er mich verletzt hatte. Die Dunkelheit umschloss mich.
    Der Ausdruck auf dem Gesicht meines Großvaters veränderte sich vollkommen. Die Zahl der Falten, die die Anspannung in seinem Gesicht hinterlassen hatte, blieb zwar dieselbe, aber sie veränderten die Richtung,als sich seine kontrollierte Wut in tiefen Schmerz verwandelte.
    »Sag so etwas nicht. Du bedeutest uns alles, und du hast auch deinen Eltern alles bedeutet. Man entscheidet selbst, welchen Weg man im Leben geht, Eddie. Für dich war es bislang sehr mühsam, und du bist einige Male falsch abgebogen, aber du wirst dich zurechtfinden und deinen Weg gehen. Und ich werde da sein, um dir an jeder Biegung zur Seite zu stehen.«
    Ich begrüßte seine Worte, aber sie brachten mir keinen Trost. In diesem Augenblick begriff ich, dass meine Unnachgiebigkeit mächtiger war als seine Güte. Dieses Spiel würde Großvater endlich einmal verlieren, denn nun war ich derjenige mit dem System.
    Und ich wusste bereits, wie dieses Spiel enden würde.
     
     
    Am Freitag durchforstete ich all meine Sachen, stopfte soviel ich nur konnte in meinen Rucksack und versteckte ihn im Schrank. Wir drei verbrachten den Abend ruhig, gingen einander aus dem Weg. »Morgen ist Heiligabend, Eddie. Du musst doch wenigstens ein bisschen aufgeregt sein«, sagte Großmutter in dem Versuch, beim Abendessen das Eis zu brechen. »Der Wetterfrosch meinte, es könnte vielleicht sogar schneien!«
    Na klar, dachte ich, hier hat es in der letzten Zeit ja auch so verdammt oft geschneit.
    Ich gab keine Antwort.
     
     
    Ein paar Stunden später entschloss ich mich, nach unten zu schleichen und fernzusehen. Ich hatte ja keine Ahnung, wann ich wieder die Gelegenheit haben würde, mir Johnny Carson anzusehen, und außerdem war ich zu aufgewühlt, um schlafen zu können. Als ich leise an der Schlafzimmertür meiner Großeltern vorbeitappte, hörte ich etwas. Eigentlich waren sie um diese Zeit sonst nicht mehr wach. Ich blieb stehen und lauschte. Die gedämpften Geräusche ähnelten denen des Fernsehers, wenn ich die Lautstärke ein bisschen zu sehr heruntergedreht hatte. Aber es konnte kein Fernseher sein, den ich da hörte, denn der einzige, den sie besaßen, stand im Wohnzimmer.
    Meine Großmutter schluchzte, sagte etwas und schluchzte wieder. Die Stimme meines Großvaters war liebevoll und beruhigend. Ich drehte mich um und kehrte in mein Zimmer zurück.
     
     
    Das Messingläuten des Weckers riss mich aus einem tiefen Schlaf. Es dauerte eine Minute, ehe ich mich daran erinnerte, wo ich war und was nun geschehen sollte. Ich wischte mir den Schlaf aus den Augen und schaute zu dem alten Aufziehwecker hinüber, den ich auf drei Uhr früh gestellt hatte. Ich hatte vorsorglich eine Socke darübergelegt, um das Läuten zu dämpfen. Ich drückte den Hebel, um den Schlägel abzustellen, und kletterte aus dem Bett. Obwohl

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