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Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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vergeht nicht. Immerhin habe ich die Schlacht von Waterloo überlebt, und das können nicht alle von sich behaupten, die dabei gewesen sind.«
    »Erinnere mich nicht daran! Damals ist mein Vater gefallen, und meine Mutter wurde ermordet.«
    Gisela liefen Tränen über die Wangen, und Walther schalt sich insgeheim einen Narren. »Es tut mir leid! Ich weiß doch, wie sehr es dich immer noch schmerzt«, flüsterte er ihr ins Ohr.
    Gleichzeitig steckte ihre Traurigkeit ihn an. Sein eigener Vater war in Russland gefallen, als Napoleon in seinem Größenwahn auch dieses Land hatte erobern wollen. Viele Erinnerungen an ihn hatte er nicht, weil sein Vater in Graf Renitz’ Regiment als Wachtmeister gedient hatte und nur selten nach Hause gekommen war. Dafür schmerzte der Gedanke an den Tod der Mutter umso mehr. Direkt nach ihrer Beerdigung hatte man ihn zu den Soldaten gesteckt, und er war als Trommelbub bei dieser schrecklichsten aller Schlachten dabei gewesen. Das galt allerdings auch für Gisela, die als Soldatenkind nichts anderes gekannt hatte als endlose Märsche, Feldlager und Schlachtengetöse.
    »Das ist alles vorbei«, sagte er mehr für sich als für sie. »Komm! Der Gaul hat genug gesoffen und kann jetzt fressen.«
    »Wenn Sie mir die Zügel geben, pflocke ich ihn an, Señor«, erbot sich Pepe.
    Walther reichte ihm die Zügel, legte einen Arm um Gisela und führte sie aufs Haus zu. »Rosita Jemelin hat mir Kürbissamen für dich mitgegeben und auch Samen für diese entsetzlich scharfen Schoten, mit denen sie ihr Hackfleisch würzt. Ich sage dir, du wirst diese Dinger nur dann verwenden, wenn Jemelin uns besucht. Ich selbst will sie nicht in meinem Essen haben!«
    Gisela musste lachen. »Ein wenig Chili würzt das Essen, doch Rosita Jemelin übertreibt es wirklich. Bei mir wirst du dich nicht beschweren müssen.«
    »Ich musste mich noch nie über dich beschweren.« Walther sah sie liebevoll an. »Du gefällst mir so, wie du bist, und ebenso alles, was du tust.«
    »Auch dann noch, wenn ich zu viel Chili in die Tortillas tue?«, fragte Gisela, noch immer lachend.
    »Selbst dann!« Walther beugte sich zu ihr hin und küsste ihre Wange. »Ich liebe dich! Ich habe dich immer geliebt.«
    Gisela atmete schneller und gab sich einige Augenblicke ganz ihrem Glück hin, mit ihm zusammen zu sein. Dann aber spürte sie, wie das Kind sich bewegte, und sofort überfiel sie ein Anflug von Traurigkeit.
    »Ich werde froh sein, wenn unsere Tochter geboren ist und wir wieder mehr tun können, als einander nur zu streicheln!« Vor allem wollte sie bald wieder schwanger werden, und zwar mit einem Kind, von dem sie wusste, dass Walther der Vater war.
    »Ich frage mich, weshalb du immer eine Tochter haben willst. Mir wäre ein Sohn viel lieber. Der könnte schon bald auf der Farm mithelfen. Ein Mädchen kann das kaum und wird außerdem irgendwann weggeheiratet«, antwortete Walther ungehalten.
    Gisela verzog schmerzhaft den Mund. »Ich habe fast den Eindruck, als wenn du keine Tochter haben wolltest! Du wirst sie gewiss nicht lieben, wenn sie erst einmal da ist.«
    »Natürlich werde ich unsere Tochter lieben«, sagte Walther, um seine Frau zu beschwichtigen. »Doch sollten wir jetzt aufhören, uns zu zanken. Wir können ohnehin nichts daran ändern. Wenn wir einmal alt und grau sind und zehn Töchter haben, aber keinen Sohn, werde ich auch zufrieden sein.«
    »Das sagst du nur so!« Gisela schniefte und schalt sich selbst eine Gans, weil sie sich so leicht die Laune verderben ließ. Das hatte Walther nicht verdient.
    »Verzeih!«, fuhr sie fort. »Ich weiß doch, dass du es gut meinst. Was das Kind betrifft, so entscheidet Gott, ob es ein Mädchen oder ein Junge wird. Wir können es nur als sein Geschenk entgegennehmen.«
    »Das, meine Liebe, hast du wunderschön gesagt.«
    Mittlerweile hatten sie das Haus erreicht und traten ein. Während Pepe draußen seiner Arbeit nachging, umarmte Walther Gisela und strich ihr über den prallen Bauch. »Wie lange, meinst du, wird es noch dauern?«
    Gisela war sich ein wenig unsicher. Zwar versuchte sie, die Monate zu zählen, seit das Kind gezeugt worden war, dennoch blieben drei Wochen, die entscheidend sein konnten. »Rosita meint, frühestens in einem Monat.«
    Das hatte sie Walther schon ein paarmal gesagt, aber er begriff erst jetzt, wie ungünstig dieser Zeitpunkt für ihn war, und stöhnte auf. »Das ist nicht gut!«
    »Weshalb?«, fragte Gisela erschrocken.
    »Weil ich wahrscheinlich

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