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Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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zusammen.
    Er musste vorsichtiger sein. Dies hier war nicht der Renitzer Forst, in dem er höchstens auf einen Wilddieb oder ein paar Landstreicher getroffen war. Hier gab es Indianer und wilde Tiere, die ihm und seinem Pferd gefährlich werden konnten.
    Der Gedanke brachte Walther dazu, die Zügel nur noch mit einer Hand zu halten und mit der anderen zur Büchse zu greifen, die ihm an einem Riemen über der Schulter hing.
    In den nächsten Stunden tat sich jedoch nichts, was Walther hätte beunruhigen müssen. Er sah in der Ferne bereits schattenhaft den Hügel, auf dem seine Farm stand, als plötzlich ein Schuss übers Land hallte.
    Gisela!, war sein erster Gedanke.
    Dann aber schüttelte er den Kopf. Ihre Pistole klang anders. Es musste bei den Vaqueros geschossen worden sein. Rasch zog er sein Pferd herum und spornte es an. Dabei verdrängte er den Gedanken an Hindernisse, über die sein braver Brauner stolpern konnte. Die kleine Herde war sowohl für ihn wie auch für die anderen Schiffbrüchigen von der
Loire
überlebenswichtig. Im Gegensatz zu ihm besaßen Thierry, Thomé und die anderen jeweils nur eine Kuh, und die durften sie auf keinen Fall verlieren.
    Eine kurze Zeit blieb es ruhig, und er dachte schon, einer der Hirten hätte auf einen Kojoten geschossen, um ihn zu verjagen. Da hörte er erneut einen Schuss, und zwar erschreckend nahe.
    Walther hielt an und versuchte, im Mondlicht zu erkennen, was sich dort tat. Die Rinder entdeckte er sofort. Zwei der Vaqueros waren bei ihnen und versuchten, sie zu beruhigen. Sie hielten jedoch ihre Waffen in der Hand und sahen sich immer wieder um. Den dritten Vaquero sah er nirgends.
    Dafür aber bemerkte er mehrere Schatten, die im Schutz der Büsche auf die kleine Herde zuschlichen. Das mussten Indianer sein. Hatten sie einen seiner Hirten bereits verletzt oder getötet?, fragte Walther sich, während er sein Pferd langsam weitergehen ließ und die Büchse schussbereit machte.
    Da knallte ein weiterer Schuss, und zwar jenseits der Hügel. Jetzt ahnte Walther, was die Indianer vorhatten. Während einer von ihnen einen oder zwei Vaqueros weglockte, wollten die anderen Tiere aus der Herde wegtreiben. Wie viele Viehdiebe es waren, konnte er nicht erkennen, begriff aber, dass seine Leute in höchster Gefahr schwebten.
    Walther schwang sich aus dem Sattel, um beim Schuss nicht durch eine Bewegung des Pferdes behindert zu werden, und legte an. Im Mondlicht entdeckte er drei Indianer, die der Herde bereits ziemlich nahe gekommen waren. Er zielte auf einen davon und wollte den Kugellauf abfeuern. Dann aber schreckte er davor zurück, einen Menschen einfach niederzuschießen. Kurz überlegte er, einen Warnschuss abzugeben. Da fiel ihm eine bessere Lösung ein. Die drei Indianer waren zu weit von ihm entfernt, als dass der Schrot sie schwer verletzen konnte, aber nahe genug, um die kleinen Kugeln zu spüren.
    Mit einem zufriedenen Lächeln spannte er den Abzugshahn des Schrotlaufs und drückte ab. Der Knall war lauter, als wenn er die Kugel abgeschossen hätte, und fast im gleichen Augenblick zuckten die drei Indianer zusammen. Auch wenn die Schrotladung auf die Entfernung ziemlich streute, so musste jeder doch mindestens drei oder vier der kleinen Kügelchen abbekommen haben, dachte Walther und machte den anderen Lauf schussbereit. Doch er brauchte ihn nicht mehr. Der so unerwartet in ihrem Rücken aufgetauchte Feind war für die Indianer zu viel. Zwei rannten los, der dritte folgte ihnen humpelnd, und schließlich gab auch noch ein weiterer, den Walther bisher nicht gesehen hatte, Fersengeld.
    Der Anblick brachte Walther zum Lachen. Doch jetzt hatten auch seine beiden Vaqueros die Kerle entdeckt und schossen hinter ihnen her. Eine Waffe knallte besonders laut, daher hielt Walther sie für die Pistole, die vom Großvater über den Sohn auf den Enkel weitervererbt worden war. Schaden richteten die Kugeln bei den Indianern nicht mehr an, sorgten aber dafür, dass diese noch schneller liefen.
    Einer der beiden Vaqueros holte ein Stück Holz aus dem Lagerfeuer, das nur an einem Ende brannte, und verwendete es als Fackel. Trotzdem hielt Walther es für besser, sich bemerkbar zu machen.
    »Ich bin es, Walther Fichtner!«, rief er seinen Männern zu.
    »Señor? Ihr seid gerade zur rechten Zeit gekommen«, antwortete Quique treuherzig. »Wir dachten, Julio hätte die Kerle mit seinen Schüssen verscheucht. Dass welche zurückgeblieben sind, haben wir gar nicht bemerkt!«
    »Waren es

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