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Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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ausmacht, dass einer ein Negro ist.«
    »Warum sollte mir das etwas ausmachen? Es kommt darauf an, was in einem Menschen steckt, und nicht, welche Hautfarbe er hat. Redet mit den beiden! Wenn sie wirklich frei werden, sind sie mir willkommen.« Walther winkte Julio und den beiden anderen Vaqueros noch kurz zu, dann stieg er wieder auf seinen Wagen und fuhr in guter Stimmung zum Farmhaus.
    Der Handel mit den Komantschen war erfolgreich gewesen, und sein Besitz entwickelte sich auch sonst gut. Während andere Siedler gerade so viel ernteten, dass sie über die Runden kamen, konnte er einige Dollars und Pesos beiseitelegen, um neue Geräte kaufen und sein Haus besser ausstatten zu können. Nun überlegte er, ob er nicht auch das Land des Mannes, der seine Farm aufgeben wollte, erwerben sollte. Da der Besitz mittlerweile offiziell eingetragen war, gab es kein Hindernis mehr, und er würde eine Weide direkt am Fluss gewinnen.
    Mit diesem Gedanken bog er auf den Vorhof der Farm ein. Als er vom Wagen stieg, wunderte er sich, dass sich niemand sehen ließ. Wenn er sonst zurückgekehrt war, hatte Gisela ihn schon auf dem Hof begrüßt. Doch jetzt kam nicht einmal Pepe heran, obwohl dieser den Geräuschen nach im Schuppen arbeitete.
    Verwundert schlang er die Zügel des Pferdes um einen Balken und trat auf das Haus zu. Da öffnete sich die Tür, und Nizhoni trat heraus. Ihre Miene wirkte ernst, und feuchte Spuren auf ihren Wangen zeigten, dass sie geweint haben musste.
    »Was ist geschehen?«, fragte Walther erschrocken.
    »Die Señora hat ihr Kind verloren!« Auch wenn Nizhoni Gisela gewöhnlich beim Namen nannte und mit Du anredete, so wagte sie dies Walther gegenüber nicht.
    Dieser starrte sie fassungslos an. »Was ist mit Josef?«
    »Nicht Josef. Die Señora war schwanger, doch ihr Leib hat das Kind nicht behalten.«
    Der Gedanke, dass dem Jungen nichts passiert war, ließ Walther ein wenig aufatmen. »Wie geht es Gisela?«, fragte er dennoch höchst besorgt.
    »Sie ist verzweifelt. Daher habe ich ihr einen Trunk gegeben, der sie schlafen lässt. Wenn sie aufwacht, wird ihr Herz ein wenig leichter sein. Aber sie wird sich in den nächsten Tagen sehr schonen müssen.«
    Am liebsten hätte Nizhoni Walther erklärt, dass er Gisela in Ruhe lassen sollte, damit diese nicht noch einmal schwanger wurde. Doch dieses Recht maß sie sich nicht an.
    Walther trat an ihr vorbei ins Haus und betrachtete seine schlafende Frau. Sie erschien ihm entsetzlich schmal, und ihr Gesicht war so bleich wie der Tod. Nein, wie ein Leintuch, korrigierte er sich, um nichts zu verschreien.
    »Sie wird doch hoffentlich wieder gesund!«, flüsterte er.
    Nizhoni lag auf der Zunge zu sagen, dass sie dies nicht annahm, doch sie schluckte diese Worte. Stattdessen erklärte sie Walther noch einmal, dass Gisela in den nächsten Wochen Schonung brauche und nicht viel arbeiten dürfe.
    »Sieh zu, dass sie sich auch daran hält. Ich will nicht, dass sie glaubt, sie müsse etwas tun, obwohl sie es nicht kann. Wenn es nicht anders geht, hole ich Gertrude zurück.«
    Dieser Vorschlag gefiel Nizhoni gar nicht. Gertrude war zwar eine gute Freundin von Gisela, aber sie kam mit der Frau nicht zurecht. Diese zeigte ihr immer noch allzu deutlich, dass sie sie für eine gefährliche Wilde hielt.
    »Ich kann die Arbeit allein schaffen und sorge dafür, dass die Señora nichts tun muss«, sagte sie mit Nachdruck. »Josef ist schon so groß, dass er mich nicht mehr den ganzen Tag über braucht.«
    Nizhoni wollte Walther klarmachen, dass sie durchaus in der Lage war, den Haushalt zu führen. Immerhin hatte sie Gisela all die Jahre geholfen und war überzeugt, sogar jene seltsamen Kuchen, die aus der Heimat der Fichtners stammten, backen zu können.
    Walther strich seiner schlafenden Frau sanft übers Haar und sah erleichtert, wie sich ihre Züge entspannten.
    »Die Señora spürt, dass Sie wieder hier sind. Es wird ihrem kranken Herzen guttun!«, sagte Nizhoni und sah nach dem Jungen.
    Josef hatte ebenfalls geschlafen, war nun aber wach geworden und sah seinen Vater aus großen Augen an. »Du bist wieder da, Papa!«
    »Das bin ich!« Walther hob den Jungen aus dem Bett und drückte ihn an sich.
    »Das nächste Mal nimmst du mich mit zu den Komantschen«, forderte sein Sohn.
    »Dafür bist du noch zu klein!«
    Josef zog eine Schnute. Immer musste er sich anhören, dass er für dieses und jenes nicht groß genug war.
    »Ich möchte zu Pepe und ihm helfen!« Der Peon war der

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