Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
Vom Netzwerk:
Armee Mexikos benötigt Vorräte, Señora!«
    »Dann sollte sie sich welche kaufen«, warf Walther bissig ein.
    »Warum? Hier gibt es doch genug.«
    Der Spott des Hauptmanns war für Walther fast zu viel. Auch Gisela sah so aus, als wolle sie aus dem Bett springen und dem aufgeblasenen Kerl die Augen auskratzen. Mittlerweile hatten die Soldaten einen Großteil der Lebensmittel, die es auf der Farm gab, nach draußen gebracht und schoben den Wagen aus der Remise, um ihn zu beladen.
    Zwei Soldaten traten auf Nizhoni zu, die empört in der Tür stand und sie beschimpfte. Bevor sie reagieren konnte, hatte der Erste sie gepackt und zu Boden geworfen. Nizhoni wollte sich wegrollen, doch da war der Zweite über ihr und hielt sie fest. Fauchend und schimpfend versuchte sie, sich zu befreien, kam aber gegen die beiden Kerle nicht an. Einer schlug ihr die Röcke hoch und öffnete seine Hose.
    »Die Indiofrau kommt uns gerade recht, Capitán«, meinte er feixend zu seinem Anführer.
    Dieser schien zu überlegen, ob er Nizhoni nicht als Erster vergewaltigen sollte. Doch bevor er zu einer Entscheidung gekommen war, stürmte Walther auf die beiden Schufte zu, riss den Ersten mit einer Leichtigkeit hoch, als wäre dieser nur ein Bündel Lumpen, und schleuderte ihn gegen die Schuppenwand. Der Zweite kam zwar noch auf die Beine, erhielt aber mehrere harte Faustschläge und brach zusammen.
    Es ging so schnell, dass weder der Offizier noch die anderen vier Soldaten hatten eingreifen können. Nun packten die Männer ihre Karabiner, und der Hauptmann riss seinen Säbel aus der Scheide.
    »Verfluchter Hund«, schrie er Walther an. »Kein verfluchter Americano schlägt einen meiner Soldaten. Dafür hängen wir dich!«
    Walther wusste, dass er gegen die Dragoner keine Chance hatte. Trotzdem zog er sein Messer, das ihm der Schmied in San Felipe de Austin nach dem Vorbild von Bowies Waffe gefertigt hatte, und beschloss, alles auf eine Karte zu setzen und zu versuchen, den Offizier zu erwischen.
    Als hätte dieser seine Gedanken gelesen, trat der Capitán ein paar Schritte zurück und forderte seine Männer auf, Walther zu packen.
    Da klang Giselas Stimme scharf über den Hof. »Wenn Sie das tun, sind Sie ein toter Mann!«
    Walther drehte sich zu ihr um, sah, dass sie die Doppelpistole in der Hand hielt und auf den Offizier zielte.
    »Legen Sie das Ding weg, sonst verletzen Sie sich noch selbst«, rief der Hauptmann und starrte in die beiden schwarzen Öffnungen, die genau auf seine Stirn zeigten. Ein Schuss mochte vielleicht fehlgehen, doch ob es auch der zweite tun würde, war zweifelhaft.
    »Nehmen Sie Ihre Männer und verschwinden Sie von hier! Sonst sind Sie ein toter Mann!«, drohte Gisela.
    Der Offizier lachte zu falsch und zu laut. »Señora, Sie jagen mir ja fast einen Schrecken ein!« Gleichzeitig versuchte er, seinen Männern mit Gesten klarzumachen, dass sie die Frau niederschießen sollten, bevor diese abdrückte.
    Als Gisela bemerkte, wie die Soldaten sich verteilten, wurde ihre Miene hart. »In dem Augenblick, in dem auch nur einer Ihrer Männer die Waffe hebt, sind Sie tot. Sie wären nicht der erste Mann, den ich erschossen habe!«
    Nun zuckte der Hauptmann zusammen. Die Frau hatte zu ernst geklungen, um zu lügen. Auch die Art, wie sie die Pistole hielt, deutete darauf hin, dass sie damit umzugehen wusste.
    Unterdessen war Nizhoni zu Walthers Pferd geeilt, nahm die am Sattel befestigte Büchse ab, packte den Kugelbeutel und das Pulverhorn und brachte alles zu Walther. Mit grimmiger Miene machte dieser die Waffe schussfertig und wies mit dem Lauf in die Ferne.
    »Es wäre besser, Sie verschwinden, Capitán, und nehmen Ihr Gesindel mit. Ich rate Ihnen, nicht wiederzukommen, denn sonst jage ich Ihnen eine Kugel in den Kopf.«
    Der Offizier überlegte verzweifelt, was er tun konnte. Einen einzelnen Farmer unter einem Vorwand zu hängen, könnte man noch vertreten. Doch eine Farm zu stürmen und alle Bewohner niederzumetzeln, würde zu viel Staub aufwirbeln. Wenigstens jetzt noch, schränkte er in Gedanken ein. In ein paar Monaten jedoch würde die Lage in Mexiko und besonders in Tejas anders sein, und dann konnte er es diesen Leuten heimzahlen.
    »Glauben Sie nicht, dass Sie gewonnen haben, Señor, denn das haben Sie nicht«, stieß er mühsam beherrscht hervor und schwang sich in den Sattel. Auch seine Männer stiegen auf, und dann ritten sie gerade so schnell davon, dass es nicht aussah, als würden sie fliehen.
    Walther sah

Weitere Kostenlose Bücher