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Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Sachen einkaufen und morgen früh wie geplant die Rückreise antreten.«
    Als der Ladenbesitzer das hörte, trieb er seinen Helfer an. »Jack, was stehst du hier noch herum? Los, sperr den Laden auf! Siehst du nicht, dass Kundschaft da ist?«
    Einen Teil seines Verlusts, so sagte er sich, würde er auf diese Weise wieder hereinholen können. Außerdem hatte er jetzt eine gute Geschichte von dem Mann zu erzählen, der Jim Bowie beim Wettschießen geschlagen hatte.

Vierter Teil Die Mexikaner

1.
    A ls Walther sich an einem Sommertag im Jahr 1835 dem Komantschenlager näherte, stellte er fest, dass noch mehr Zelte darin standen als bei seinem letzten Besuch. Das konnte auf bessere Geschäfte hindeuten, aber auch darauf, dass sich Gruppen dieses Volkes zusammengefunden hatten, um gemeinsam auf Raubzug zu gehen. Daher war ihm nicht ganz wohl in seiner Haut. Die Indianer verübten immer wieder Überfälle und schreckten auch vor Mord nicht zurück. Allerdings war dies hier ihr Land, und es wäre ihm lieber gewesen, wenn sie es in Frieden hätten teilen können. Dafür aber hätten alle Siedler die Komantschen ernst nehmen und mit ihnen Handel treiben müssen, so, wie er es seit fast sechs Jahren tat.
    Auch diesmal brachte er auf seinem Wagen Waren mit, die bei den Indianern beliebt waren. Das meiste hatte er in San Felipe de Austin eingekauft und darauf geachtet, nur beste Qualität zu erhalten. Es gab zu viele Händler, die den Indianern Tand verkauften und sie dadurch gleichermaßen gegen Amerikaner und Mexikaner aufbrachten. Durch seinen ehrlichen Handel hatte er bislang Schwierigkeiten mit den Indianern vermieden und hoffte, dass dies auch weiterhin so sein würde.
    »Die Komantschen kommen uns entgegen, Señor!«
    Quiques Stimme riss Walther aus seinen Gedanken. Der junge Vaquero war jetzt beinahe so groß wie er selbst und trug längst nicht mehr die Großvaterpistole im Gürtel, sondern war mit einer doppelläufigen Pistole und einer Büchse bewaffnet. Dazu steckte in seinem Gürtel ein Messer, das Walther nach dem Vorbild von Jim Bowies Waffe hatte anfertigen lassen.
    »Wir werden sehen, ob sie friedlich bleiben«, antwortete Walther und fuhr stoisch weiter.
    Auch Quique wusste, wie gern die Komantschen ihre Reitkunststücke demonstrierten, und zuckte mit keiner Miene, als diese in vollem Galopp auf ihn zupreschten und dabei mit ihren Bögen auf ihn zielten. Zwei, drei Pfeile zuckten haarscharf an ihm vorbei, einer schlug sogar direkt neben Walthers Hüfte in den Kutschbock ein. Er achtete nicht darauf, sondern lenkte den Wagen auf Po’ha-bet’chy zu, der als einer von wenigen Komantschen sein Pferd zurückhielt.
    »Freund, ich bringe gute Ware«, rief er ihm in dessen Sprache zu und war froh, dass er sich von Nizhoni die wichtigsten Ausdrücke hatte beibringen lassen.
    »Fahles Haar bringt immer gute Ware, anders als die Mexicanos oder Americanos«, antwortete der Häuptling und hob die Hand. Sofort rissen die anderen Komantschen ihre Pferde herum und ließen Walther und Quique in Ruhe.
    Walther hielt den Wagen vor Po’ha-bet’chy an, schwang sich vom Bock und öffnete die Plane, die er über seine Waren gelegt hatte. Er hatte Messer, Kochtöpfe, feste Decken, aber auch Scheren und Nadeln für die Frauen geladen, die sich im Hintergrund versammelten und hofften, ebenfalls einen Blick auf all diese Dinge werfen zu können.
    »Du Feuerwasser?«, fragte ein Komantsche, den Walther bisher nicht kannte, auf Spanisch.
    »Fahles Haar bringen nie Feuerwasser«, erklärte Po’ha-bet’chy abweisend. »Er wissen, dass selbst bester Krieger werden zu Narr, dessen Pfeile treffen niemals!«
    Der andere schnaubte enttäuscht, sah sich dann aber doch einige Dinge an und nickte beeindruckt. »Die Waren gut! Besser als von Mexicanos!«
    Ohne sich um Walther zu scheren, suchte er sich ein Messer, ein Beil und eine Decke aus und gab erst dann den Weg für Po’ha-bet’chy frei.
    »Das Geschenk für To’sa-mocho!«, sagte er.
    Da Po’ha-bet’chy diesem Mann den Vortritt gelassen hatte, musste er eine wichtige Person unter den Komantschen sein. Mit ihm zu streiten hätte nur Ärger gebracht. Daher nickte Walther.
    »Das Geschenk für To’sa-mocho!« Er sah, dass Po’ha-bet’chy eine zufriedene Geste machte. Dessen Stamm gehörte zu den kleineren Komantschengruppen, daher konnte ein Bündnis mit dem anderen Häuptling seine eigene Stellung stärken. Um seinen eigentlichen Handelspartner nicht zu beleidigen, wählte Walther

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