Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition)
mehrere Gegenstände aus und reichte sie ihm.
»Das Geschenk für Po’ha-bet’chy!«
Der Komantsche nahm sie entgegen, ohne eine Regung zu zeigen, und begann dann zu handeln. Da Walther zwar einen gewissen Gewinn erzielen, die Indianer aber nicht über den Löffel balbieren wollte, wurden sie bald handelseinig. Auch To’sa-mocho erwarb etliche Messer, Beile und Kochtöpfe. Walthers Wagen leerte sich zusehends, dafür häuften seine Handelspartner Leder, Büffelfelle und andere Waren, die er zu Geld machen konnte, daneben auf. Den größten Verdienst erhoffte Walther sich jedoch von den Mustangs, mit denen Po’ha-bet’chy seine Einkäufe bezahlte.
Auch Quique war zufrieden. »Das sind schöne Tiere, Señor, und sie sind noch jung. Wir werden für jedes mindestens dreißig Pesos bekommen, wenn wir sie weiterverkaufen.«
Sie erhielten zehn Mustangs von Po’ha-bet’chy, vier von To’sa-mocho und sechs weitere von anderen Komantschen. Zwanzig Tiere hatte Walther noch nie einhandeln können. Daher war er hochzufrieden mit seinem Erlös.
Nachdem alle Waren den Besitzer gewechselt hatten, setzten sie sich um das Lagerfeuer. Frauen brachten gekochten Maisbrei mit Fleischeinlage und Wasser. Während Po’ha-bet’chy mit gutem Appetit aß, äugte To’sa-mocho immer wieder zu dessen Zelt hinüber.
»Du hast kein Feuerwasser?«, fragte er.
Po’ha-bet’chy schüttelte den Kopf. »Feuerwasser ist teuer, doch kaum hat man es getrunken, ist es ebenso fort wie die Felle und die Mustangs, die man dafür bezahlen muss. Messer, Decken und Kessel bleiben hingegen. Daher kaufe ich diese Dinge.«
»Feuerwasser ist gut! Macht Gedanken frei für Geister«, erklärte To’sa-mocho auftrumpfend. Doch er musste sich wohl damit abfinden, dass er an diesem Tag würde nüchtern bleiben müssen.
Walther war es recht, denn er hatte erfahren, dass selbst Indianer, mit denen man im Allgemeinen gut auskam, betrunken unberechenbar wurden. Auch er aß seinen Napf leer, reichte die Schale einer alten Frau, die um sie herumschlurfte, und blickte ins Feuer.
»Es wird ein paar Monate dauern, bis ich wiederkommen kann«, sagte er.
»Dann wird unser Lager am Bach der rennenden Hirsche zu finden sein!« Po’ha-bet’chy nickte nachdenklich und wies nach Süden. »Der große Häuptling der Mexicanos hat viele Krieger in dieses Land geschickt. Der Wind erzählt, diese sollen nicht gegen die Nemene kämpfen, sondern die Bleichgesichter bedrohen.«
Walther wusste nicht, woher der Komantsche diese Nachricht hatte und auch nicht, wie oft sie auf ihrem Weg zu ihm verdreht worden war. Allerdings hielt er es für möglich, dass die mexikanische Regierung Militär ausgesandt hatte, um jene Amerikaner, die einen Anschluss an die Vereinigten Staaten forderten, unter Kontrolle zu halten.
»Ich danke dir«, antwortete er dem Häuptling, »und wünsche dir und den Deinen eine stets erfolgreiche Jagd!«
»Auch ich wünsche dir eine stets erfolgreiche Jagd und viele gefleckte Büffel.«
»Meine Rinderherde wächst, und meine Pferdeherde ebenfalls. Wenn ich diese Tiere gut verkaufen kann, werde ich das nächste Mal noch mehr Waren zu den Nemene bringen können.«
»Die Nemene werden bald den Pfeil des Krieges auf die Bogensehne legen und gegen die Tonkawa ziehen. Diese haben eines unserer Lager angegriffen und dabei mehrere Männer getötet. Dafür müssen sie bestraft werden.«
Po’ha-bet’chys Stimme klang so hart, als ginge es um weit mehr als nur um diesen einen Überfall. Walther erinnerte sich daran, dass es hieß, die Tonkawa würden Teile ihrer erlegten Feinde essen. Sollte so etwas geschehen sein, verstand er den Hass der Komantschen. Für ihn hieß dies jedoch, achtzugeben, denn andere Kriegsbanden dieses Volkes würden sich nicht an die Vereinbarung halten, die er mit Po’ha-bet’chy abgeschlossen hatte, und die Tonkawa konnten ihn als Freund ihrer Feinde ansehen.
»Morgen werde ich wieder nach Hause fahren. Ich brauche jedoch Männer, die die Pferde treiben«, sagte er, um das Thema zu wechseln.
»Ta’by-to’savit wird dich mit vier jungen Männern begleiten«, versprach der Häuptling.
Nun brachten die Frauen eine gebratene Hirschlende, und das Essen wurde wichtiger als das Gespräch.
2.
A m nächsten Morgen verabschiedete Walther sich von den Komantschen und setzte sich wieder auf den Bock seines Wagens. Er übernahm die Spitze, während Quique und die fünf Komantschen mit den Mustangs folgten. Da nur Ta’by-to’savit ein
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