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Der Welt den Ruecken - Erzaehlungen

Der Welt den Ruecken - Erzaehlungen

Titel: Der Welt den Ruecken - Erzaehlungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Heidenreich
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Studio mit der Gagtory war voll mit jungen Zuhörern, die ratlos Manfred Weber lauschten, der Herbert Wehner nachmachte. »Wer ist das?« rief er, und niemand antwortete. »Meine lieben Genossinnen und Genossen, wenn jetzt aber der Herr Wohlrabe von der Ce. De. U., den ich auch leicht, auch leicht, nicht wahr« – die Stimme wurde lauter – »Übelkrähe nennen könnte...« Keine Reaktion. Der Redakteur fragte wieder: »Na?« Keine Reaktion. »Herbert Wehner, Menschenskinder!« rief er, und ein junges Mädchen sagte: »Kenn ich nicht.«
    »Weißt du noch«, sagte Klara, »wie er mal Willy Brandt nachgemacht hat, als der da war, und der konnte darüber überhaupt nicht lachen?« »Wichtigtuer«, nickte Gauselmann, »gräßlicher Kerl, hab ihn nie ausstehen können. Donner sagt, jetzt muß er immer die Kommunalwahlen machen, geschieht ihm recht, immer nur die Kommunalwahlen.«
    Vor der Kantine wurde kontrolliert, ob Gauselmann und Klara auch zutrittsberechtigt waren. Das Volk durfte nämlich nicht hinein, nur Anstaltsangestellte, Künstler und Mitwirkende. »Was ist, wenn Jessica uns sucht?« fragte Klara, und Gauselmann winkte ab. »Soll sie doch«, sagte er. Charlie Chaplin, King Kong und der Saurier saßen mißmutig an einem Tisch vor Kaffee und Schnaps, die Stelzen hatten sie neben sich abgestellt. Albrecht Donner drückte in einer Ecke an einer ehemaligen Geliebten herum, die er zufällig wiedergetroffen hatte. Klara und Gauselmann winkten ihm kurz zu, suchten sich dann ein stilles Plätzchen und bestellten eine Flasche Hausmarke.
    »Hier war ich dreißig Jahre!« seufzte der Literaturredakteur in tiefer Trostlosigkeit. Dann sah er Klara an und sagte: »Ich weiß, daß Jessica zu jung für mich ist, aber Frauen wie du machen mir angst. Jedenfalls hält sie mich für irgendwas und merkt nicht, daß ich in Wahrheit mit allem gescheitert bin.«
    Klara lachte, tätschelte seine Hand und log: »Bist du doch nicht, Ernst. Das redest du dir ein.« Sie überlegte, ob es etwas gab, in dem sie selbst nicht gescheitert war, aber es wollte ihr nichts einfallen. Gauselmann prostete ihr dankbar zu.
    Am Abend fuhren sie im Shuttlebus zum Hotel zurück, mit einer gähnenden, aber zufriedenen Jessica, die Autogramme von vielen Prominenten bekommen hatte, und ohne Albrecht Donner, der mit der ehemaligen Geliebten verschwunden war.
    Sie setzten sich in die tiefen Sessel der gemütlichen Hotelbar und hätten gern noch eine gute Flasche Grauburgunder getrunken, aber Jessica becircte schon den Barkeeper, ihnen Frozen Daiquiris zu machen.
    »Weißt du noch«, sagte Ernst Gauselmann zu Klara Zander, die endlich ihr Namensschild vom Jackett nestelte, »hier haben wir damals mit Böll gesessen, nach der letzten Sendung. Da war er schon so krank.«
    Der Kellner brachte die Daiquiris, und Jessica setzte sich auf die Lehne von Gauselmanns Sessel, um mit ihm anzustoßen. »Wer ist krank, Purzel?« fragte sie und wuschelte wieder durch seine Haare. Er bog wie immer den Kopf weg und sagte: »Böll. Kennst du nicht.«
    Klara hob ihr Glas, prostete den beiden zu, schloß die Augen und wünschte sich, wieder das kleine Mädchen mit den weißen Kniestrümpfen und den dunkelblauen Faltenröcken zu sein, das so klare blaue Augen und soviel Vertrauen in die Zukunft hatte. Jessica kraulte Gauselmann den Kopf und fragte: »Schmeckt doch super, oder?« Klara schlug die Augen wieder auf, sah zu Gauselmann hinüber. Ihre Blicke trafen sich, und beiden schien es, als sähen sie Tränen.
    Zum Glück kam in diesem Augenblick Albrecht Donner vorm Hotel an, ohne die ehemalige Geliebte. Er bestellte sich gleich beim Reinkommen ein Bier, setzte sich auch in einen der Sessel und sagte auf Klaras anzügliches »Na?« mit abwinkender Hand: »Nein, nein. Ich war wohl auf der Suche nach der verlorenen Zeit. Aber...« sein Bier kam, er nahm einen großen Schluck, machte »Aaah!« wischte sich den Schaum ab und fuhr fort: »... aber da war wohl nichts.«
    Sie tranken lange, viel und ziemlich still. Jessica ging schon hoch aufs Zimmer, nicht ohne Ernst zu ermahnen: »Gell, Purzel, du kommst auch bald?«
    »Wie findet ihr sie, ehrlich?« fragte Gauselmann, der schon sehr betrunken war. Donner sah ihn wütend an. »Gauselmann, bitte. Nicht solche Fragen. Was willst du hören?«
    Gauselmann seufzte: »Was soll ich denn sonst machen, so ganz alleine!« und Klara sagte: »Ich werd schon wieder geschieden.« Donner sah sie an, hob sein Bierglas und prostete ihr zu. »Aber ich

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