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Der Weltensammler: Roman (German Edition)

Der Weltensammler: Roman (German Edition)

Titel: Der Weltensammler: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilija Trojanow
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bevor wir den zweiten großen See wieder verließen, wollte er seinen Erfolg feiern, mit einer angemessenen Zeremonie. Er rief uns zusammen, er forderte uns auf, mit ihm ins Wasser zu gehen, bis wir knietief in den Wellen standen, wundert euch nicht, dieser See, er ist so groß, die Wellen ziehen über ihn, und wenn es stürmt, so sagte uns der Mann, der das andere Ufer kannte, würden die Wellen größer werden als ein Haus, und wer sich noch auf seinem Boot draußen aufhalte, der wäre verloren. Geht noch tiefer ins Wasser, sagte Bwana Speke, tief genug, um untertauchen zu können, und wenn ihr mit dem ganzen Körper unter Wasser wart, kommt heraus und rasiert euch gegenseitig die Haare und badet dann noch einmal in diesem heiligen Wasser.
    – Heilig? Was für ein heiliges Wasser?
    – So sagte er! Ich habe mich geweigert. Keiner von uns kann schwimmen, sagte ich zu ihm. Habt keine Angst, haltet euch gegenseitig fest, ich werde auf euch aufpassen. Ich übersetzte seine Vorschläge an die Träger. Mein Haar, rief der eine aus, was will der Mzungu mit meinem Haar? Und was zahlt er dafür? fragte ein anderer. Dieser Mann, wir müssen ihn schnell zu einem Mganga bringen, sagte ein Dritter, es steckt mehr als nur ein Käfer in seinem Kopf. Ich erklärte Bwana Speke, die Träger weigerten sich, ihr Haar zu opfern und in das Wasser zu tauchen. Aber es ist so eine schöne Zeremonie, beschwor er mich, du kennst sie bestimmt aus Indien, Sidi, das gesegnete Bad im heiligen Wasser.
    – Im Zamzam-Wasser wird nicht gebadet.
    – Natürlich nicht, aber die Banyan, die glauben, manche Flüsse seien heilig, anstatt zu beten, nehmen sie ein Bad. Wir sind aber nicht in Indien, sagte ich zu Bwana Speke, und woran erkennen wir, ob dieses Wasser heilig ist? Es ist die Quelle des Nils, sagte er, wie soll das nicht heilig sein? Können wir einfach so entscheiden, welches Wasser heilig ist? fragte ich ihn. Was meinst du, wie solche Zeremonien überhaupt entstanden sind? gab er mir zur Antwort. Irgendjemand hat eines Tages etwas behauptet, etwas getan, andere haben es ihm geglaubt, nachgemacht, und heute erzittern wir in Ehrfurcht vor der Tradition.
    – Er hat unseren Propheten, möge Gott ihn mit Frieden beschenken, beleidigt.
    – Regen Sie sich nicht auf, Muhtaram Imam.
    – Wie? Was sprichst du da. Dieser Frevler beleidigt …
    – Es ist doch lange her.
    – Vielleicht hat Baba Sidi seine Worte falsch wiedergegeben?
    – Er hat den Propheten nicht beleidigt.
    – Wie? Du selber hast doch seine Worte wiederholt.
    – Soweit ich weiß, kannte er den Propheten gar nicht, ich meine, er hatte bestimmt von ihm gehört, er wußte ein wenig über al-Islam, aber dieses Wissen war ohne Wurzeln. Er wollte in diesem Augenblick einfach nur etwas Weihevolles tun, etwas, das großartig wirkte, etwas, das den starken Gefühlen entsprach, die seine Entdeckung in ihm geweckt hatten. Er wollte feiern, und er wußte nicht, wie wir gemeinsam feiern, wie wir den Augenblick ehren sollten.
    – Mir ist unbegreiflich, was euch an diesen Geschichten erfreut, Abend um Abend, so sehr erfreut, ihr vernachlässigt eure Familien. Tote Reiher, abgeschnittene Haare und ein Ungläubiger, aus dem der Teufel spricht.
    – Wir lernen von der Welt, Imam, was kann das schon schaden?
    – Ich denke, der Imam verfährt nach der Weisheit: Der Mensch, der nichts weiß, bezweifelt nichts.
    – Willst du auch unseren Imam beleidigen?
    – Wollt ihr an allem Anstoß nehmen, was nicht aus euren eigenen Mündern stammt?
    – Widmet euch lieber der Lektüre des Glorreichen Korans, dort findet ihr genügend Geschichten, und es sind ältere Geschichten, von ewigem Sinn. Ich werde nun Abschied nehmen, meine Brüder. Assalaamu Alaikum.
    – Waleikum is-salaam, Muhtaram Imam.
    – Waleikum is-salaam.
    – Er ist nicht lange geblieben.
    – Länger als Baba Sidi in der Moschee.
    – Ihr beide, ihr werdet nicht zusammenfinden.
    – Vielleicht in der nächsten Welt.
    – Sagt mir, meine Brüder, ich habe mich immer gefragt, im Himmel, wird dort auch der Glorreiche Koran gelesen? Oder dient er nur als Wegweiser dorthin?
    – Du hättest den Imam fragen müssen.
    – Ich habe zu spät daran gedacht.
    – Das ist auch besser so.
    – Wie heißt eigentlich der zweite große See?
    – Nyanza. So sagte uns der Mann, der das gegenüberliegende Ufer kannte. Bwana Speke war mit diesem Namen nicht zufrieden, er wollte einen anderen Namen. Er gab allen Orten, die er auf jener Reise erblickte, jener

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