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Der werfe den ersten Stein

Der werfe den ersten Stein

Titel: Der werfe den ersten Stein
Autoren: Kanger
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geschlossener Lebensmittelladen. Es hatte große Schaufenster, die jetzt halb verdeckt waren, um die Muskelpakete vor Zuschauern zu schützen.
    Als Elina den Raum betrat, lag Mikael in einer Beinstreckmaschine. Offenbar war er allein im Center. Auf dem Boden neben ihm stand eine schwarze Sporttasche. Sie nahm an, die gehörte ihm.
    Als er Elina erkannte, richtete er sich auf. Er zog die offene Tasche mit dem Fuß zu sich heran. Der Schraubenzieher lag gut sichtbar auf dem Handtuch. Er zog den Reißverschluss halb zu. Jetzt konnte sie nicht mehr hineinschauen, aber er würde mit Leichtigkeit die Hand hineinstecken können.
    »Du arbeitest schwer, wie ich sehe«, sagte sie.
    Mikael antwortete nicht. Sie beschloss, ihm keine Bedenkzeit zu geben.
    »Vor einer halben Stunde warst du bei Simon Benjaminsson«, sagte sie. »Was wolltest du von ihm?«
    Er sah verwundert auf. Sie merkte, dass er sich fragte, woher sie das wusste.
    »Verfolgen Sie mich?«, fragte er.
    »Nein«, antwortete sie. »Warum sollte ich? Du bist nicht wegen irgendwas verdächtigt. Aber du wurdest dort gesehen, und ich möchte wissen, was du von Benjaminsson wolltest.«
    »Sie verfolgen mich.«
    »Nein, das habe ich doch gesagt. Nachbarn haben dich gesehen. Dieser Ort hat viele Augen. Jetzt antworte mir.«
    Er dachte schweigend nach.
    »Ich wollte Simon sagen, dass ich nicht mehr in die Kirche gehe. Aber er war nicht da. Wissen Sie, wo er ist?«
    »Nein. Bist du früher schon mal bei Benjaminsson zu Hause gewesen?«
    »Nein.«
    Warum lügt er? , dachte Elina.
    »Du hast an seiner Tür geklingelt, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Wie bist du ins Haus gekommen?«
    »Die Haustür war nicht abgeschlossen.«
    »Das stimmt nicht. Die Tür hat einen Code. Wenn du noch nie dort gewesen bist, woher kennst du dann den Code?«
    Mikael antwortete nicht. Er legte seine Hand auf die Sporttasche.
    »Woher kennst du den Code, Mikael?«
    »Ich hab dort Zeitungen ausgetragen.«
    Vielleicht stimmt das, dachte sie, vielleicht auch nicht. Aber du bist dort gewesen und willst nicht sagen, warum.
    »Ruf mich an, falls du etwas erzählen willst. Wenn du über deinen toten Vater sprechen möchtest. Du kannst mich jederzeit anrufen.«
    Sie drehte sich um und ging mit schnellen Schritten hinaus.
     
    Henrik Svalberg war gerade von seinem Arztbesuch zurückgekehrt, als Elina ihn übers Handy anrief.
    »Gut, dass du da bist«, sagte sie. »Ich komm zu dir, so schnell ich kann. Wir müssen einige Entscheidungen treffen.«
    In ihrem Kopf legte sie sich die Taktik zurecht. Vom nächsten Tag an würden sie Peter und Mikael jeden Morgen beschatten. Am besten beide gleichzeitig; aber wenn es nicht genügend Leute gab, mussten sie die Brüder abwechselnd überwachen.
    Sie sind hochgradig angespannt, dachte sie. Jeden Augenblick können sie etwas Unüberlegtes tun. Oder etwas Geplantes. Ich muss ihre Panzer durchbrechen. Einen von ihnen dazu bringen, sich zu entlarven. Dann werden sie reden.
    Aber Henrik Svalberg zeigte keinen Enthusiasmus für ihre Pläne.
    »Sie jeden Morgen von drei Uhr an beschatten? Wie lange halten wir das durch?«
    »Henrik, die stehen das ganze Jahr über mitten in der Nacht auf und tragen Zeitungen aus. Wir brauchen ihnen nur zu folgen. Du weißt doch, einer arbeitet, zwei gucken zu.«
    »Okay, I get your point. Aber in einer Woche fängt mein Urlaub an. Deiner doch wohl auch.«
    »Schon, aber ich bin bereit, ihn zu verschieben.«
    »Ich nicht«, sagte Svalberg. »Ich hab von nächsten Montag an zwei Wochen Griechenland gebucht.«
     
    Kärnlund war genauso ablehnend. Er hielt einen leeren DIN-A4-Bogen hoch.
    »Das ist unsere Stellvertreterliste für diesen Sommer. Die Leute, die uns bewilligt wurden, springen bei der Bezirkspolizei ein. In diesem Dezernat wird im Großen und Ganzen gesehen die Tätigkeit eingestellt. Zwei, sage und schreibe zwei Männer arbeiten im Juli und werden sich einzig und allein um das Tagesgeschehen kümmern. Aktuelle Verbrechensermittlungen, nichts anderes. Aber wenn du deinen Urlaub wegen dieses Falls verschieben willst, bitte schön.«
    Elina sah ein, dass es sinnlos war zu widersprechen.
    »Noch etwas, Wiik. Auch wenn die Brandstiftung nicht dein Fall ist, solltest du erfahren, was der Staatsanwalt dazu zu sagen hatte. Er hat nicht vor, die Ermittlung erneut aufzurollen. Er fand nicht schwerwiegend genug, was du herausgefunden hast.«
    »Nicht schwerwiegend genug?«, platzte Elina überrascht heraus. »Du warst auch der Meinung, dass die
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