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Der werfe den ersten Stein

Der werfe den ersten Stein

Titel: Der werfe den ersten Stein
Autoren: Kanger
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bloß gefragt, was du machst«, sagte Peter.
    »Nichts«, sagte Mikael. »Nichts, was dich angeht. Ich will nur was reparieren, ein total wertloses Ding.«
    Peter schloss die Tür und Mikael war wieder allein in der Küche und konnte sich auf seine Handbewegungen konzentrieren. In der rechten Hand hielt er eine breite Metallfeile, in der linken einen zwanzig Zentimeter langen Schraubenzieher.
    »Noch ein bisschen«, flüsterte er vor sich hin. »Bald ist er scharf genug.«
    Als er zufrieden war, ging er in den Schuppen und legte die Feile ins Werkzeugregal. Den Schraubenzieher steckte er in seinen Hosenbund überm Hintern. Eine Weile stand er still da und hielt seine Hände offen ein Stück von den Hüften entfernt. So schnell er konnte, zog er den Schraubenzieher mit der rechten Hand heraus und schlug damit vor sich in die Luft.
    Mikael schob den Schraubenzieher zurück zwischen Hosenbund und Rücken. Wieder stellte er sich breitbeinig und mit offenen Händen hin. Mit einer raschen Bewegung zog er den Schraubenzieher mit der linken Hand und hieb ein unsichtbares Loch in die Luft. Dann steckte er ihn wieder in den Hosenbund. Die rechte Hand steckte er in die Hosentasche und holte den Fahrradschlüssel hervor.
    Es war fast neun Uhr am Morgen, als er das Fahrrad gegen die Giebelwand des dreistöckigen Hauses lehnte. Der Hof war menschenleer. Mikael ging zum Eingang 53A und drückte den Türcode ein, betrat das Treppenhaus und lauschte. Nur das Summen eines Zählerkastens war zu hören.
    Er stieg die Treppen zum zweiten Stock hinauf. Dort gab es drei Wohnungstüren: eine in der Mitte, eine links und eine rechts. Er klingelte an der mittleren Tür und legte die Hand über den Spion. Die offene Rechte senkte er langsam zur Hüfte.
    Er wartete. Dann drückte er noch einmal auf den Klingelknopf. Aus der Wohnung war kein Laut zu hören. Nach dem vierten Klingeln drehte er sich um und ging die Treppen hinunter, durch die Haustür und zurück zu seinem Fahrrad an der Giebelseite.
     
    Zehn Minuten später klingelte das Telefon in Elinas Dienstzimmer.
    »Bin ich mit Kommissarin Wiik verbunden?«, fragte eine Stimme.
    »Ja«, sagte Elina und machte sich nicht die Mühe, die Anrede zu korrigieren. »Mit wem spreche ich?«
    »Hier ist Svea Karlsson. Ich wohne …«
    »Ich weiß, Frau Karlsson«, unterbrach Elina sie. »Wir haben ja gestern miteinander gesprochen. Ist Benjaminsson zurück­gekommen?«
    »Nein, er ist immer noch verreist. Aber ein Junge ist eben hier gewesen und hat an seiner Tür geklingelt. Ich hab gedacht, das würde Sie interessieren.«
    Elina runzelte die Stirn.
    »Ein Junge? Wer denn?«
    »Ich weiß nicht, wie er heißt. Aber er ist schon zwei Mal dagewesen.«
    »Wann?«
    »Das erste Mal vor mehr als einem Monat«, sagte Svea Karlsson. »Und da ist er zusammen mit Benjaminsson gekommen. Das zweite Mal letzten Sonntag. Da war er allein und Benjaminsson war nicht zu Hause.«
    »Wie sah dieser Junge aus?«
    »Kindlich, aber ziemlich kräftig, fünfzehn, sechzehn Jahre alt vielleicht.«
    Mikael, dachte Elina.
    »Wissen Sie, woher er Benjaminsson kennt? Oder was er jetzt wollte?«
    »Nein. Ich weiß nichts über diesen Jungen. Aber er kannte den Türcode.«
    »Danke, Frau Karlsson. Rufen Sie mich wieder an, wenn etwas Ungewöhnliches passiert oder Benjaminsson zurückkommt.«
    Elina tippte die Hausrufnummer von Henrik Svalberg ein.
    »Wieder mal Zeit für einen Trip nach Surahammar«, sagte sie. »Wir müssen mit Mikael reden.«
    »Muss ich unbedingt mitkommen?«, fragte Svalberg. »Ich hab in einer halben Stunde einen Arzttermin.«
    »Dann treffen wir uns später.«
    Auf dem Weg nach Surahammar überlegte sie, ob sie nicht doch lieber umkehren sollte. Allein mit einem verdächtigten Mörder und einem verdächtigten Brandstifter – war das eine vernünftige Entscheidung? Ausgerechnet jetzt, wo Benjaminsson aus Angst geflohen zu sein schien. Doch dann beschloss sie weiterzufahren.
    Peter Adolfsson öffnete ihr die Tür. Sie sah, dass es in seinem Körper zuckte, obwohl er stillzustehen versuchte.
    »Ist Mikael zu Hause?«, fragte Elina, nachdem sie so lange wie möglich geschwiegen hatte, ohne dass es merkwürdig wirkte.
    »Nein«, sagte Peter. »Er ist beim Training im Bodybuilding Club.«
    Elina überlegte, ob sie Peter nach seiner Beziehung zu Benjaminsson fragte sollte, ließ es dann aber. Sie bedankte sich und ging zurück zum Auto.
    Der Bodybuilding Club war in einem Gebäude untergebracht, das aussah wie ein
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