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Der werfe den ersten Stein

Der werfe den ersten Stein

Titel: Der werfe den ersten Stein
Autoren: Kanger
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würden. Der Blick war unleugbar freier geworden, seit das Bürgerhaus abgebrannt war. Und jetzt waren die Ruinen fort, das Grundstück geräumt.
    Zwei Minuten nach halb vier sah sie Peter auf seinem Fahrrad. Er kam von Norden die Fußgängerzone herunter, genau wie sie es vorausgesehen hatte. Seine Zeitungen lagen vor dem Büro der Länstidningen. Aus der Entfernung konnte sie nicht sehen, wie er sein Fahrrad belud, aber nach einigen Minuten kam er zurück und fuhr den Schotterweg zum Park hinunter, nur zehn Meter von ihr entfernt.
    Als er aus ihrem Blickfeld verschwunden war, durchquerte sie rasch den Park und ging durch mehrere Villengärten zum nächsten »Kreuz«. Sie stellte sich hinter eine Garage und warf einen Blick auf die Uhr. Acht Minuten nach halb vier. Eine knappe Minute später sah sie Peter. Er überquerte die Straße und verteilte auf beiden Seiten Zeitungen. Sie folgte ihm mit dem Blick und war sicher, dass er sie nicht bemerken würde. Als er hinter einer Kreuzung verschwand, suchte sie rasch ihren nächsten Standpunkt auf.
    Gut zwanzig Minuten später stand Elina hinter einem Kasten­wagen in einer Garagenauffahrt. Von hier aus konnte sie Ismail Mehmedović’ Haus sehen. Sie spürte, wie sich das Adrenalin in ihrem Körper ausbreitete. Peter kam direkt auf sie zugefahren.
    Nicht wie damals, als du die Arbeitshandschuhe in den Garten geworfen hast, dachte Elina.
    Sie stand ganz still und atmete langsam mit offenem Mund. Peter steckte die Zeitung in Mehmedovićs’ Briefkasten. Dann hob er das Gesicht in Richtung Haus, ein schneller Blick nur, nicht mehr, und fuhr weiter.
    Der Blick, dachte Elina. Er ist auf der Hut vor den Leuten, die dort wohnen.
    Elina achtete genau auf Peters Kopfbewegungen bei jedem Halt vor einem Briefkasten. Kein anderes Haus schien ihn zu interessieren.
    Fast eineinhalb Stunden später beendete Elina die Beschattung und kehrte zu ihrem Auto zurück. An diesem Morgen war nichts geschehen. Peter hatte die Zeitungen in seiner systematischen Art ausgeteilt und fuhr nach Hause, als er fertig war.
    Jetzt war es taghell, vereinzelte Menschen waren auf den Straßen zu sehen, und es waren mehr Autos unterwegs.
    Elina hatte schon vorher beschlossen, Peter oder Mikael tagsüber nicht zu beschatten. Jedenfalls nicht, ehe Simon Benjaminsson zurückgekehrt war. Sie glaubte mehr an die Einsamkeit der Nacht.

III
13.-16. JULI

37
    Es war der vorletzte Arbeitstag vorm Urlaub, sowohl für Peter und Mikael als auch für ihren weiblichen Schatten. Zwölf Morgen lang hatte Elina sie bei ihrer Arbeit beobachtet. Im Großen und Ganzen hatte sie sich daran gehalten, jeden zweiten Tag den Bezirk zu wechseln. Aber einige Male war sie am selben Morgen zwischen den beiden Bezirken hin- und hergeflitzt. Das tat sie, um häufiger in der Nähe von Ismail Mehmedović’ Haus zu sein.
    Beide Jungen hatten sich vollkommen vorhersehbar verhalten. Keiner war von seiner eingefahrenen Route abgewichen, keiner hatte sich irgendwie auffällig verhalten.
    Elina war missmutig. Eigentlich hatte sie die Hoffnung aufgegeben, das Beschatten könnte die Ermittlung einen Schritt voranbringen. Es war nichts weiter als ein Training, nicht entdeckt zu werden.
    Trotzdem wollte sie ihren einmal gefassten Plan zu Ende führen. An diesem Morgen wollte sie wieder Peter überwachen. Sie stand im Midgårdspark und wartete darauf, dass er in der Fußgängerzone auftauchte.
    Heb ab, du Unglücksvogel, dachte sie. Es ist Freitag, der 13. Flieg in mein Netz.
    Es war fünf Minuten nach halb vier. Ungewöhnlich spät für Peter. An jedem anderen Morgen hatte sie fast ihre Uhr nach seiner Ankunft stellen können. Nie mehr als zwei Minuten nach halb.
    Elina wartete weitere fünf Minuten. Obwohl es sich um etwas so Triviales wie eine Verspätung handelte, spürte sie, wie ihr Puls höher schlug. In der Ferne entdeckte sie einen Radfahrer. Als er etwas näher kam, erkannte sie Mikael.
    Sie haben den Bezirk gewechselt, dachte sie.
    Mikael verschwand hinter dem Bürogebäude der Länstidningen. Einige Minuten später tauchte er wieder auf. Er fuhr den Schotterweg entlang, sie folgte ihm mit den Augen, ließ ihn passieren und in eine Querstraße einbiegen. Als sie gerade zum nächsten Überwachungspunkt gehen wollte, hörte sie ein schwaches Knistern. Obwohl das Geräusch ihr bekannt vorkam, konnte sie es nicht zuordnen. Sie drehte den Kopf, um es zu orten. Es schien von einer Stelle hinter der Fußgängerzone zu kommen.
    Sie schaute in die
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