Der werfe den ersten Stein
Tür wurde einen Spaltbreit geöffnet.
»Was ist?«, fragte eine heisere Stimme von drinnen.
Elina hielt ihren Ausweis hoch, sodass er durch den Türspalt zu erkennen war.
»Machen Sie auf!«, befahl sie.
Die Tür wurde aufgezogen. Der Junge in dem kleinen Vorraum war noch ganz verschlafen. Er hatte Flaum am Kinn und halblange helle Haare auf dem Kopf. Das T-Shirt, in dem er vermutlich geschlafen hatte, war schwarz und auf dem Bauch mit dem Bild von einem Muskelprotz bedruckt, der aus einer Serie stammen konnte. »Defend Aryan POWs«, stand unter dem Bild. Darunter trug er nur eine Unterhose.
»Komm raus ins Treppenhaus, Patrik«, sagte Elina und stellte den Fuß in die Türöffnung.
»Ich hab nichts an«, sagte der Junge, der keinen Einwand gegen den Namen Patrik machte.
»Wir sind hier nicht auf einer Modenschau«, sagte Elina. »Entweder du tust sofort, was ich sage, oder wir nehmen dich mit aufs Revier. Ohne Hose.«
Patrik sah Svalberg an. Dann kam er heraus ins Treppenhaus.
»Braver Junge«, sagte Elina. »Jetzt steh still. Bist du allein?«
»Verdammte Sau«, murmelte der lokale Anführer der Sturmtruppen. »Ja, ich bin allein.«
»Henrik, schau in der Wohnung nach. Sei vorsichtig.«
Svalberg ging hinein, kam aber schon nach einer Minute wieder heraus.
»Er ist nicht da«, sagte er. »Es ist eine Einzimmerwohnung mit einer kleinen Küche und einem kleinen Bad. Leer.«
Elina hatte Patrik nicht aus den Augen gelassen.
»Hast du heute Morgen Besuch gehabt?«, fragte sie.
»Nicht dass ich wüsste«, antwortete er. »Ich hab bis eben geschlafen, bis Sie mich geweckt haben.«
»Bist du mit Mikael Adolfsson befreundet?«
»Kein Kommentar«, sagte Patrik.
»Wo hast du das denn gelernt?«, sagte Elina. »Okay, dann gehen wir also. Wir können das Gespräch auch auf dem Revier fortführen.«
»Wartet«, sagte Patrik. »Klar kenn ich Mikael. Das wissen Sie doch. Sonst wären Sie ja nicht hier.«
»Wo ist er jetzt?«
»Woher soll ich das wissen?«
»Wen von euch kennt er am besten?«
»Von wem reden Sie?«
»Verstell dich nicht. Ich meine die herausragendsten Repräsentanten der weißen Kultur in Surahammar.«
Patrik antwortete nicht.
»Du und deine Nazikumpel, falls du nicht verstehst, was ich meine. Wen von euch kennt Mikael am besten?«
»Mich«, sagte Patrik.
Elina dachte eine Weile nach.
»Patrik«, sagte sie, »Mikael braucht unsere Hilfe. Er ist in eine schlimme Sache hineingeraten und versteckt sich irgendwo. Wo könnte er sein?«
»Sie versuchen, ihn zu schnappen«, sagte Patrik. »Was hat er getan?«
»Wir versuchen, ihn daran zu hindern, sich selbst zu schaden. In seinem Kopf ist irgendwas ausgerastet. Es besteht die Gefahr, dass er stirbt, wenn wir ihn nicht finden.«
»Sie lügen.«
»Nein, ich lüge nicht.«
Patrik sah Elina an. Sie sah ihm in die Augen, ohne etwas zu sagen.
»Ich weiß nicht, wo er sein könnte«, sagte er schließlich, »wenn er nicht zu Hause oder im Bodybuilding Club ist. Wenn er Hilfe von einem Freund des Vaterlandes gebraucht hätte, wäre er zu mir gekommen.«
»Und deine anderen Freunde?«
»Mikael ist nie bei jemand anders zu Hause gewesen, wenn ich nicht dabei war.«
»Dann geh jetzt rein und zieh dir eine Hose an«, sagte Elina.
Als sie und Henrik Svalberg auf den Hof kamen, hatte es angefangen zu regnen. Elina schaute auf die Uhr. Es war halb elf.
»Ich hab das Gefühl, dass dies ein langer Tag wird«, sagte sie.
Zwölf Stunden und fünf Minuten später saßen sie und Svalberg in Kärnlunds Dienstzimmer. Vor dem Fenster war es dunkel geworden. Oskar Kärnlund war nervös und klopfte mit einem Stift auf die Schreibtischplatte.
»Wir hätten wenigstens das Auto finden müssen«, sagte er, »wenn er noch in der Gegend ist.«
»Hast du was aus Blekinge gehört?«, fragte Elina.
»Das ist der einzige Ort außerhalb von Surahammar, wo er einige Kontakte hat, die wir kennen.«
»Nichts.« Kärnlund seufzte.
»Ich hab die Kusine von seinem Vater dort unten angerufen«, sagte Elina. »Und die Großmutter. Erst vor einer halben Stunde. Mikael hat zu keinem von ihnen Kontakt aufgenommen.«
»Gibt es ein Netzwerk der Neonazis, das Leute auf der Flucht versteckt?«, fragte Svalberg. »Was sagen unsere Filzpantoffeln?«
»Unsere Jungs wissen nichts«, sagte Kärnlund. »Ich hab auch mit einem Kommissar von der Sicherheitspolizei in Stockholm gesprochen. Der konnte keine brauchbare Information beitragen. Ich nehme an, er hatte nicht die
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