Der werfe den ersten Stein
Dann schlug er eine Axt dicht neben meinem Kopf in die Holzkiste.
F: Warum, meinst du, hat er das getan?
A: Um mir Angst einzujagen.
F: Ist die Holzkiste deswegen kaputt?
A: Ja.
F: Was war es, worüber du nicht reden solltest?
A: Das hat er nicht gesagt. Deshalb hab ich Stina am nächsten Tag gefragt. Erst wollte sie nicht darüber reden. Aber dann sagte sie es doch. Er hat sie begrapscht, zwischen den Beinen. Das hat er schon mal getan, sagte sie, aber sie hat nicht gesagt, wie oft. Sie hat die ganze Zeit geweint. Zuerst wusste ich nicht, was ich tun sollte. Also ging ich zu Simon und hab es ihm erzählt.
F: Du meinst Simon Benjaminsson?
A: Ja, den.
F: Erzähl weiter, Mikael.
A: Ich bin also zu ihm und erzählte ihm, dass er Stina begrapscht hat und Mutter und uns anderen schlägt. Peter auch. Dass er es immer getan hat. Peter und Mutter am meisten. Wenn Sie wüssten, wie viel Prügel Peter gekriegt hat! Ich hab zu Simon gesagt, er muss Vater sagen, dass er damit aufhören soll.
F: Was hat er geantwortet?
A: Er hat gesagt, wir müssten an Vaters Ruf denken. Wenn das rauskäme, könnten wir hier nicht wohnen bleiben. Die Kirche würde besudelt werden. Vater liebte uns, behauptete er, wir müssten lernen, das zu verstehen. Da hab ich beschlossen, Vater umzubringen. Niemand würde uns helfen. Einmal hab ich auch beim Sozialamt angerufen, aber die haben bloß gesagt, ich sollte später kommen. Aber dann bin ich nicht hingegangen, weil es zu Hause etwas ruhiger war.
F: Was hast du getan, als du ihn getötet hast?
A: Ich hab darauf gewartet, dass er nach Hause kommt. Er war immer der Erste, vor Stina und Peter. Mutter war weg. Ich erzählte ihm, Stina sei in den See gegangen und dass ich das gesehen hatte und versucht habe, sie herauszuziehen, aber ich glaubte, sie sei ertrunken. Ich wollte ihn nicht sofort erschlagen. Er sollte gequält werden, genau wie wir. Wir sind also zu dem See gefahren, vorher hatte ich schon den Kuhfuß dort versteckt. Ich sagte, ich wolle ihm zeigen, wo Stina liegt. Aber was ich dann tun sollte, wusste ich nicht recht. Also zeigte ich auf einen großen Stein und sagte, da liegt sie. Er ging hin und da hab ich zugeschlagen.
F: Was hast du gedacht, als du zugeschlagen hast?
A: Nichts. Aber es war schön.
F: Nichts?
A: Ja.
F: Und was hast du dann getan?
A: Ich bin zum Fahrrad gelaufen, das auf der Straße lag, und bin nach Hause gefahren. Abends bin ich wieder hingefahren und hab sein Fahrrad in den See geworfen, den Kuhfuß auch, aber den ein bisschen weiter raus.
F: Kannst du uns zeigen, wo du gestanden hast, als du den Kuhfuß weggeworfen hast?
A: Ja, eben ein bisschen weiter entfernt.
F: Hast du deinen Vater vergraben?
A: Ja, das hab ich ein paar Tage später gemacht. Ich bekam Alpträume davon, dass er dort lag. Die Fliegen hatten angefangen, an ihm zu fressen, also in meinem Traum. Sonntag wurde ich sehr früh wach und stand auf. Es war gerade hell geworden, ich nahm den Spaten und fuhr hin und vergrub ihn. Dann hab ich Tannenzweige abgeschnitten und damit das Grab bedeckt.
F: Hattest du keine Angst, jemand könnte dich unterwegs mit dem Spaten sehen?
A: Da war noch niemand unterwegs.
F: Und was ist mit Simon Benjaminsson? Warst du das?
A: Ja. Aber ich kann mich nicht richtig erinnern. Ich habe ihn gehasst, weil er uns nicht geholfen hat. Hätte er das getan, hätte ich Vater nicht töten müssen. Es war seine Schuld. Ich bin zu ihm gefahren und hab den Schraubenzieher gegen das kleine Guckloch in der Tür gehalten, dann hab ich geklingelt. Als Schritte auf die Tür zukamen und ich dachte, dass er durch das Loch schaute, hab ich den Schraubenzieher hineingeschlagen. Er hat aufgeschrien und da bin ich gegangen.
F: Und warum hast du mich angegriffen, Mikael?
A: Ich weiß nicht. Patrik hat gesagt, Sie hätten nach mir gesucht, ich wollte mich verteidigen. Alles ist irgendwie gleichzeitig passiert. Ich weiß es nicht.
F: Patrik von Nybygget, dieser Nazi? Hast du ihn getroffen?
A: Nein, ich hab ihn angerufen.
Elina legte die Papiere auf ihren Schreibtisch. Auf die Fragen nach den Bränden hatte Mikael nicht geantwortet. Er hatte nur gesagt, davon wisse er nichts.
Sie dachte über Simon Benjaminssons Schicksal nach. Er hatte sich geweigert, den Kindern seiner Herde zu helfen. Stattdessen hatte er die Übergriffe verschleiert.
Vielleicht um sich selbst zu schützen, dachte Elina. Nicht nur Bertil Adolfsson und die Gemeinde wären in den Schmutz gezogen
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