Der werfe den ersten Stein
dem Feuer gesehen hat«, fuhr Jönsson fort.
»Einen Mercedes 280.«
Oskar Kärnlund unterbrach ihn.
»Gibt es viele Autos dieses Typs?«
»In Västmanland gibt es nur zwei, die in der Farbe und dem übrigen Aussehen mit dem übereinstimmen, was der Zeuge angegeben hat«, antwortete Jönsson rasch. »Auch das andere Auto ist unter dem Namen eines Einwohners von Surahammar registriert. Er heißt Andreas Mårtensson. Ich kann ihn noch nicht ganz ausschließen, aber Mehmedović’ Motiv ist sehr viel stichhaltiger, und außerdem gibt es da noch einige Umstände, die gegen ihn sprechen.«
»Und die sind?«
»Ungefähr zur gleichen Zeit, als er an Walpurgis nachweisbar sein Auto in Västerås auftankte, hat jemand an derselben Tankstelle einen Kanister mit Benzin gefüllt. Eine Angestellte sagt, es war ein Südeuropäer, der das Benzin im Kanister bezahlt hat.«
»Sehr dünn«, sagte Kärnlund und ließ sich auf dem Stuhl zurücksinken.
Egon Jönsson beugte sich vor und legte die Hände auf Kärnlunds Schreibtisch.
»Vielleicht – aber um weiterzukommen, ist es nötig, dass er in Untersuchungshaft kommt. Dann können wir Mehmedović dem Zeugen Adolfsson und der Angestellten der Tankstelle gegenüberstellen. Und wir können eine Hausdurchsuchung bei ihm durchführen, uns sein Auto noch mal vornehmen und Adolfsson den Wagen anschauen lassen.«
Oskar Kärnlund schwieg eine Weile.
»Hör dir das an«, bat Jönsson, »Mehmedović behauptet, er fährt jeden Abend nach Hause zu seiner Frau, wenn er das Lokal geschlossen hat. Aber ausgerechnet an diesem Abend blieb er allein zurück. Sein so genanntes Alibi für die Zeit der Brandstiftung ist ein jugoslawischer Zigeuner. Er behauptet, bis fünf Uhr morgens Karten mit ihm gespielt zu haben. Aber er kennt nur den Vornamen des Zigeuners. Ich glaube nicht, dass diese Person existiert. Oder sie ist womöglich an der Brandstiftung beteiligt. Ich glaube, Mehmedović ist unser Mann.«
»Okay, aber ich begleite dich zum Staatsanwalt«, sagte Kärnlund. »Ihm wird das Neinsagen schwerer fallen, wenn ich dabei bin.«
Sie erhoben sich und gingen zum Konferenzraum im vierten Stock. Die anderen waren schon da. Getreu seiner Gewohnheit begann Kärnlund sofort mit dem Anliegen des Tages. Jönsson bekam als Erster das Wort. In kurzen Zügen legte er dar, warum er verlangen wollte, dass Mehmedović vorübergehend festgenommen wurde.
Niemand sagte etwas. Kärnlund wollte gerade zum nächsten Punkt übergehen, als Elina Wiik zwei Finger hob zum Zeichen, dass sie etwas sagen wollte.
»Der Verdacht baut ganz und gar auf Peter Adolfssons Zeugenaussage auf«, sagte sie. »Ohne die gibt es lediglich die Tatsache, dass Mehmedović sein Auto drei Tage vor dem Feuer aufgetankt hat. Und er war bestimmt nicht der Einzige. Ich finde, es gibt Anlass, Adolfssons Aussage etwas kritischer zu betrachten.«
»Wie meinst du das?«, fragte Egon Jönsson kurz angebunden.
»Er sagt, er hat einen Mann mit einem Benzinkanister gesehen. Bei einer großen Feuersbrunst. Man braucht nicht Einstein zu sein, um darauf zu kommen, dass es sich um einen Brandstifter handeln könnte. Trotzdem hat Adolfsson mehr als zehn Stunden gewartet, ehe er Kontakt zu uns aufgenommen hat. Ich möchte wissen, warum.«
»Das hat er schon erklärt«, fauchte Jönsson.
Er schaute in die Runde.
»Wollen wir uns jetzt plötzlich auf weibliche Intuition verlassen?«, platzte er heraus. »Wenn Mehmedović in Untersuchungshaft kommt, haben wir die Möglichkeit, ihn mit dem Verbrechen in Verbindung zu bringen. Falls sich herausstellt, dass er unschuldig ist, wird er wieder entlassen. Was sollte daran falsch sein?«
»Nenn es lieber eine nüchterne Überlegung«, sagte Elina und sah ihm in die Augen. »Wenn du der Meinung bist, es sei eine weibliche Eigenschaft, lieber zweimal nachzudenken, ehe man handelt, dann finde ich, solltest du die Polizeischwester in dir bejahen.«
Oskar Kärnlund brach die Diskussion ab.
»Das war überflüssig, Jönsson. Aber in der Sache gebe ich dir Recht mit der Untersuchungshaft.«
Er wandte sich an Elina.
»Die Entscheidung fällt ja ohnehin der Staatsanwalt.«
Dann haben wir also keine Verantwortung für das, was wir den Leuten zumuten?, dachte Elina. Aber sie sagte nichts.
Als die Besprechung zu Ende war, sammelte Kärnlund seine Papiere ein. Er hielt Jönsson zurück, der auf dem Weg hinaus war.
»Bitte in mein Zimmer, Jönsson, jetzt gleich.«
Schweigend gingen sie in den ersten Stock
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