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Der werfe den ersten Stein

Der werfe den ersten Stein

Titel: Der werfe den ersten Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kanger
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hinunter. Kärnlund schloss die Tür und forderte Jönsson auf, sich zu setzen.
    »Zwei Dinge, Jönsson«, begann Kärnlund. »Du weißt vielleicht, dass dein Ruf als Fürsprecher der Gleichberechtigung zwischen Frauen und Männern innerhalb unserer Mannschaft ziemlich zweifelhaft ist?«
    Jönsson öffnete den Mund, wurde aber von Kärnlunds erhobener Hand gebremst.
    »Darüber wollte ich nicht mit dir diskutieren«, sagte Kärnlund. »Aber jetzt hör mir mal zu. Herabsetzende Bemerkungen über weibliche Kollegen bestätigen nur, dass deine Einstellung zu Frauen antiquiert ist. Es ist also um deiner selbst willen das Beste, wenn du solche dummen Bemerkungen für dich behältst. Außerdem«, fuhr er fort, »werde ich so ein Benehmen in meinem Dezernat nicht dulden. Zum Teufel, Jönsson, wir leben im einundzwanzigsten Jahrhundert!«
    Jönsson saß wie versteinert da. Oskar Kärnlund schwieg und ließ seine Worte wirken.
    »Jetzt genug davon«, sagte er abschließend. »Welchen Staatsanwalt werden wir treffen und wann?«
    »Oberstaatsanwalt Ulf Lindengren«, antwortete Jönsson. »Um elf Uhr in der Staatsanwaltschaft.«
    »Gut«, sagte Kärnlund. »Dann treffen wir uns hier um fünf vor elf. Bis dahin werde ich mir überlegen, wie wir bei der Festnahme von Mehmedović vorgehen sollten und was danach passiert. Wenn du es nicht schon getan hast.«
    Jönsson erhob sich und ging ohne ein Wort.
     
    Die Staatsanwaltschaft von Västerås lag auf der anderen Seite des Svartån, gegenüber vom Stadthaus und nur einen Häuserblock vom Polizeipräsidium entfernt. Jönsson und Kärnlund gingen zu Fuß. Sie schwiegen den ganzen Weg über. Als sie zur Schlossbrücke kamen, blieb Kärnlund stehen und sah sich um.
    »Mmm, der Frühling«, sagte er und atmete tief ein.
    Oberstaatsanwalt Ulf Lindengren öffnete die Tür zu seinem Dienstzimmer, unmittelbar nachdem sie geklopft hatten, so als hätte er dahinter auf sie gewartet. Er hielt ihnen die Tür auf, verbeugte sich übertrieben und ließ die beiden Kriminalbeamten eintreten.
    »Hoher Besuch, wie ich sehe«, sagte er und schaute Oskar Kärnlund an. »Ich hatte nur Jönsson erwartet.«
    Er wandte sich zu Jönsson um und lächelte.
    »Das hab ich natürlich nicht im Sinne von nur gemeint …«
    »Es geht um das Feuer im Bürgerhaus, wie du weißt«, sagte Kärnlund. »Wir haben einen Verdächtigen, und ich dachte mir, Jönsson erstattet jetzt Bericht, zu welchen Ergebnissen wir gekommen sind.«
    Kärnlunds Zweifel, dass es ihnen gelingen würde, den Staatsanwalt zu überzeugen, erwiesen sich als unnötig. Als Jönsson fertig war, schien Ulf Lindengren nahezu enthusiastisch zu sein.
    »Gute Arbeit, Jönsson«, sagte er. »Besonders die Sache mit der Benzinquittung, sehr gut. Und der Zeuge scheint ein Volltreffer zu sein.«
    Er hielt seine zusammengelegten Handflächen vor den Mund und schwieg eine Weile.
    »Aber ich mache mir Gedanken über die Sache mit dem Benzin. Warum sollte Mehmedović erst seine Tankfüllung mit Kreditkarte bezahlen und dann die Kanisterfüllung in bar? Warum hat er nicht alles zusammen bezahlt?«
    »Wir hoffen auf eine Erklärung von Mehmedović«, sagte Jönsson. »Erst einmal kommt es darauf an, ob das Mädchen von der Tankstelle ihn bei der Gegenüberstellung erkennt. Wenn er nicht von sich aus zugibt, dass er den Kanister gefüllt hat. Und dann müssen wir versuchen, die Fragezeichen beantwortet zu kriegen.«
    »Ein bisschen merkwürdig ist es schon, das musst du zugeben«, wandte Lindengren ein. »Es könnte doch dafür sprechen, dass ein anderer den Kanister gefüllt hat.«
    »Es könnte auch so gewesen sein«, mischte Kärnlund sich ein, »dass Mehmedović den Benzinschlauch in einer Reflexbewegung zurückgehängt hat, als er das Auto voll getankt hatte. Dann wollte er die Kanisterfüllung nicht mit seiner Karte bezahlen, weil ihn das mit dem Volltanken seines Autos in Verbindung bringen würde. Das ist natürlich nur eine Spekulation, aber es gibt denkbare Erklärungen.«
    »Okay. Wann wollt ihr die Festnahme haben?«
    »Sofort«, sagte Jönsson. »Ich dachte mir, wir holen ihn heute Nachmittag ab.«
    »In Ordnung«, sagte Lindengren und breitete die Hände aus.
    Kärnlund und Jönsson deuteten die Geste offenbar so, dass alles gesagt war, und bedankten sich.
    »Informiert mich morgen Vormittag, wie es sich entwickelt«, sagte Lindengren, ehe er die Tür hinter ihnen schloss.
     
    Um ein Uhr mittags hatte sich eine Gruppe von sechs Personen in Jönssons

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