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Der werfe den ersten Stein

Der werfe den ersten Stein

Titel: Der werfe den ersten Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kanger
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Verbrechen abgestritten. Andere hatten gestanden. Einige hatten über ihre Sünden geweint.
    Jönsson legte einen kleinen Notizblock und eine rote Mappe vor sich auf den Tisch. Niklasson saß neben ihm.
    »Möchten Sie Ihre Jacke ausziehen?«, fragte Niklasson.
    »Nein, danke«, sagte Ismail Mehmedović. »Ich wollte nicht lange bleiben.«
    »Wir stellen jetzt das Tonbandgerät an«, sagte Jönsson und drückte auf »Rec«. »Zuerst möchten wir Sie fragen, Ismail Mehmedović, ob Sie einen Anwalt haben möchten. Das Amtsgericht hat Susanne Norman vom Aros Rechtsanwaltbüro als Pflichtverteidigerin bestimmt. Sie ist im Augenblick leider durch eine Gerichtsverhandlung verhindert. Falls Sie sie also dabeihaben möchten, unterbrechen wir jetzt und machen weiter, wenn sie hier sein kann.«
    »Das ist nicht nötig«, sagte Mehmedović.
    »Dann halten wir das fest«, sagte Jönsson. »Möchten Sie einen Übersetzer für das Jugoslawische haben?«
    »Meine Muttersprache heißt Serbokroatisch auf Schwedisch. Ich scheine also besser Schwedisch zu können als Sie.«
    »Möchten Sie einen Übersetzer oder nicht?«
    »Auch das ist nicht nötig.«
    »Dann frage ich Sie jetzt, welche Einstellung Sie zu der gegen Sie erhobenen Anklage haben. Schwere Brandstiftung und Anstiftung zu schwerer Brandstiftung. Im Bürgerhaus in Surahammar am 3. Mai.«
    »Einstellung?«
    »Ja, sind Sie schuldig oder unschuldig?«
    »Ich bin natürlich unschuldig.«
    »Dann möchte ich, dass Sie uns erzählen, was Sie am Morgen des Walpurgistages getan haben.«
    Jönsson öffnete die rote Mappe und holte ein Bündel Papier hervor. Er blätterte bis zu einer bestimmten Seite.
    »Bei unserem gestrigen Verhör haben Sie gesagt, dass Sie im Großmarkt eingekauft und dann Ihr Auto bei der OK-Tankstelle auf der nördlichen Umgehung aufgetankt haben. Wann waren Sie bei OK-Q8?«
    »Nachdem ich eingekauft habe. Vielleicht zwischen zwölf und eins.«
    »Ich habe hier eine Tankquittung von 12.38 Uhr. Sie lautet über 45,65 Liter Benzin. Es wurde mit Kreditkarte bezahlt, auf der Ihr Name stand. Waren Sie das?«
    »So muss es wohl sein.«
    »Was haben Sie betankt?«
    »Das hab ich doch schon gesagt. Mein Auto.«
    »Haben Sie noch mehr betankt als Ihr Auto?«
    »Nein.«
    »Keinen Benzinkanister?«
    »Nein.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Natürlich.«
    Jönsson öffnete wieder die rote Mappe und holte den Ausdruck von der Tankstelle hervor.
    »Hier ist eine Liste über die Barzahlungen, die an Walpurgis zwischen zwölf und eins bei OK-Q8 geleistet worden sind. Wenn Sie mal schauen, sehen Sie hier, dass um zwanzig vor eins 4,98 Liter getankt wurden, zwei Minuten nachdem Sie Ihr Auto voll getankt haben. Meine Frage ist also: Haben Sie diese 4,98 Liter getankt?«
    Ismail Mehmedović beugte sich vor, um den Ausdruck zu lesen, den Jönsson in der Hand behalten hatte. Dann lehnte er sich zurück und schwieg.
    »Nun«, sagte Jönsson, »waren Sie das?«
    »Nein«, antwortete Mehmedović. »Das war ich nicht.«
    »Dann unterbrechen wir für eine Weile. Das Verhör von Ismail Mehmedović ist um 14.26 Uhr beendet.«
    Er drückte auf »Off«.
    »Kann ich jetzt gehen?«, fragte Mehmedović.
    »Nicht weiter als bis in die Untersuchungshaft«, antwortete Jönsson. Er wandte sich an Niklasson.
    »Sorgst du dafür, dass Herr Mehmedović abgeholt wird? Und dann treffen wir uns in wenigen Minuten in meinem Zimmer.«
    Das Erste, was Jönsson tat, nachdem er die Tür zu seinem Büro hinter sich geschlossen hatte, war, dass er Enquist über Handy anrief.
    »Wo bist du?«, fragte er.
    »Ich bin jetzt im Haus«, antwortete Enquist. »Zusammen mit Peter Adolfsson. Bleib mal dran, ich geh eben in ein anderes Zimmer.«
    Es dauerte nur wenige Sekunden, dann ertönte wieder Enquists Stimme im Telefon.
    »Adolfsson sagt, Mehmedović’ Mercedes ist so ein Auto, wie er es in der Brandnacht gesehen hat, und dass er sich in keinem Punkt von dem unterscheidet, an was er sich erinnert.«
    »Ausgezeichnet«, sagte Jönsson.
    »Nun mal ganz langsam«, sagte Enquist. »Das Problem ist, er sagt dasselbe von Mårtenssons Wagen. Ich bin auf dem Weg hierher nämlich an seinem Haus vorbeigefahren. Das Auto stand auf der Straße, ich hab also keinen gesetzlichen Hinderungsgrund gesehen, ihn einen Blick auch auf das Auto werfen zu lassen.«
    Jönsson schwieg einige Sekunden.
    »Mehmedović streitet ab, den Kanister voll getankt zu haben«, sagte er dann. »Wir müssen also eine Zeugengegenüberstellung mit dem Mädchen

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