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Der werfe den ersten Stein

Der werfe den ersten Stein

Titel: Der werfe den ersten Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kanger
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Sofa.«
    Das Sofa war schwarz, genau wie die Musikanlage und die Lautsprecher, die das kleine Zimmer vollkommen beherrschten. Tillman setzte sich auf sein ungemachtes Bett. Eine Katze sprang auf seinen Schoß. Auch sie war schwarz.
    »In der letzten Woche haben Sie Mittwochabend bis zwei in der ›Scheune‹ gearbeitet. Stimmt das?«
    »Lassen Sie mich mal nachdenken«, sagte Tillman.
    »Doch, das stimmt, bis zwei.«
    »Wann sind Sie gegangen?«
    »Muss so was um Viertel nach gewesen sein, nach zwei also. Ich hab nicht auf die Uhr geguckt, aber es dauert ja immer eine Weile, eh ich meinen Kram eingepackt hab.«
    »Was haben Sie dann gemacht?«
    »Bin nach Hause gefahren. Hab ein bisschen gegessen, Wasser getrunken. Im Internet gesurft. Computerspiele gespielt. Das mach ich immer nach der Arbeit, weil ich eine Zeit brauche, bis ich zur Ruhe komme. Hab mich wohl so gegen vier hingelegt. Glaub ich.«
    »Dann waren Sie also wach, als das Bürgerhaus brannte. Haben Sie etwas davon bemerkt?«
    »Nein, da hab ich tatsächlich das Spektakel des Jahres verpasst.«
    »Ich möchte Sie noch fragen, ob Sie Ismail Mehmedović in der Nacht mit jemandem zusammensitzen gesehen haben, nachdem das Lokal geschlossen war.«
    »Ja, ich erinnere mich, dass ich zum ersten Mal gesehen hab, wie jemand länger geblieben ist als ich. Es war ein Ausländer. Schien aus Smileys Heimat zu stammen.«
    »Was machte er dort? Ich meine in der ›Scheune‹, als Sie gingen?«
    »Nichts Besonderes. Saß da und trank ein Bier.«
    »Was hat Mehmedović getan?«
    »Er wischte die Tische ab und stellte die Stühle hoch, wenn ich mich richtig erinnere.«
    »Können Sie diese Person näher beschreiben?«
    »Nicht genau, vielleicht in meinem Alter. Dunkelhaarig, an der Kleidung war nichts Besonderes, an das ich mich erinnere, wohl die üblichen Klamotten. Dünn war er jedenfalls, nicht dick.«
    »Da ist noch etwas«, sagte Enquist, »wobei Sie mir weiterhelfen können. Wissen Sie, ob Mehmedović an dem Abend Alkohol getrunken hat?«
    Tillman schwieg mehrere Sekunden.
    »Nein, nicht soweit ich gesehen habe. Manchmal versucht er mir einen Whisky anzubieten, wenn ich auflege. Aber ich trinke nur Wasser; ich nehme jedoch an, dass er hin und wieder einen kippt. Übrigens, wenn ich genauer darüber nachdenke, weiß ich, dass es so ist. Manchmal lässt er das Auto nachts stehen. Ich erinnere mich, dass ich ihn im letzten Winter einmal aus diesem Grund nach Hause gefahren habe. Er war nicht voll, aber er wollte nicht selber fahren.«
    Enquist bedankte sich für die Informationen. Als er die Tür öffnete, wischte die Katze hinaus.
    »Pech«, sagte Enquist und ging.
     
    Niklassons Augen waren blutunterlaufen. Gestern Nachmittag um fünf Uhr hatte er zwei Tüten mit Papieren von Määttä und Eriksson bekommen, und erst nachdem er sie vier Stunden lang sortiert hatte, konnte er sich den ersten Überblick verschaffen. Danach hatte er sich mit einem Minirechner und einem Notizbuch hingesetzt.
    Um zwei in der Nacht war er nach Hause gekommen, war aber trotzdem schon am frühen Morgen wieder in seinem Dienstzimmer. Viertel nach zehn machte er einen Punkt mit dem rechten Zeigefinger und drückte dann der Reihe nach auf »Save« und »Print«.
    Er ging zum Drucker und nahm einen kleinen Stapel Papiere heraus. Zuoberst auf der ersten Seite stand: »Protokoll über Ismail Mehmedović’ wirtschaftliche Lage von Kriminalassistent Jan Niklasson«. Mit drei Exemplaren in der Hand ging er zu Kärnlunds Zimmer.
    Oskar Kärnlund streckte die Hand nach seinem Papierhaufen aus, Jönsson bekam einen und Niklasson behielt den dritten.
    Kärnlund warf einen raschen Blick auf die Überschrift.
    »Zu welchem Ergebnis bist du gekommen?«, fragte er.
    »Berichte in kurzen Zügen, was in dieser beachtlichen Denkschrift steht.«
    Niklasson räusperte sich, als ob er eine Rede halten wollte.
    »Also«, sagte er, »zwei Dinge sind klar zu Tage getreten. Erstens gibt es ziemlich viel Schwarzgeld bei Mehmedović. Dass sein Einkommen so niedrig taxiert wird, er aber anscheinend ganz gut davon leben kann, muss daher kommen, dass er Einkünfte aus schwarzem Verkauf von Bier und Schnaps hat. Außerdem bezahlt er Angestellte manchmal mit Schwarzgeld. Zweitens wird von der Brandnacht fast kein Verdienst angegeben. Die Unterlagen der Kasse weisen für die Nacht nur 61 Kronen Einnahmen aus. Und das ist doch wohl kaum denkbar. Von sieben Uhr abends bis zwei in der Nacht war geöffnet – und dann hat er

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