Der werfe den ersten Stein
erinnern uns.«
»Ich hab beim Poker verloren. Er hat alles Geld gewonnen. Ich hatte nicht mehr als das, was in der Kasse war.«
»Dann hat er also zufällig genau die Summe gewonnen, die in der Kasse war?«
»Bis auf 61 Kronen.«
Mehmedović wandte sich wieder zu Susanne Norman um.
»Ich wollte das Geld später zurücklegen. Kein Schummeln mit Schwarzgeld.«
»Darum geht es im Augenblick nicht«, sagte Jönsson.
»Sie sagen, Sie haben das Geld an Dragan verloren. War es nicht so, dass Sie ihn für eine Art Auftrag bezahlt haben?«
»Was für ein Auftrag sollte das sein?«
»Irgendwas, erzählen Sie es mir.«
»Es war, wie ich gesagt habe. Poker.«
Jönsson lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Er fixierte Mehmedović mit starrem Blick.
»Sind Sie nach dem Pokerspiel nach Hause gefahren?«
»Ja, ungefähr gegen fünf.«
»Mit Ihrem eigenen Auto?«
»Natürlich.«
»Sind Sie Moslem, Herr Mehmedović?«
Ismail Mehmedović drehte sich zu Susanne Norman um. Sie schüttelte den Kopf.
»Mein Mandant ist aus Bosnien«, sagte sie. »Genügt es nicht, dass Sie seine Nationalität kennen? Ihn nach seiner religiösen Überzeugung zu fragen, grenzt an Meinungsschnüffelei. Was wollen Sie mit einer solchen Frage ausdrücken?«
»Lassen Sie sie mich neu formulieren«, sagte Jönsson ungerührt. »Trinken Sie Alkohol?«
Susanne Norman wollte etwas sagen, wurde jedoch von Jönsson unterbrochen: »Haben Sie an dem Abend etwas getrunken?«
»Nein«, sagte Mehmedović. »Ich trinke schon mal, nicht viel. Aber ich fahre nie, wenn ich getrunken habe.«
»Dann haben Sie also am Abend des Brandes nichts getrunken und sind nüchtern nach Hause gefahren, habe ich das richtig verstanden?«
»Ja, so war es.«
»Wir haben einen Zeugen, der ausgesagt hat, Sie haben getrunken.«
»Das stimmt nicht.«
»Aber über eins sind wir uns doch einig, Herr Mehmedović: Es kommt schon mal vor, dass Sie im Dienst trinken, und wenn Sie getrunken haben, fahren Sie nicht mit dem Auto nach Hause?«
Ismail Mehmedović sah Susanne Norman an.
»Das hat mein Mandant schon gesagt«, sagte sie.
»Und an jenem Abend sind Sie nach Hause gefahren?«
»Ja«, sagte Mehmedović.
»Dann hören wir für heute auf«, sagte Jönsson. »Der Aufseher holt Sie ab, Herr Mehmedović.«
Nachdem Mehmedović abgeführt worden und Susanne Norman gegangen war, rief Jönsson Enquist zu sich, der kam und sich auf den Stuhl der Anwältin setzte.
»Worauf wolltest du eigentlich hinaus?«, fragte Niklasson. »Zum Schluss konnte ich deinen Gedanken nicht mehr folgen.«
»Was Ismails Trinken am betreffenden Abend angeht, steht Aussage gegen Aussage. Aber in einem Punkt sind Liisa Kiivirantta und Ismail Mehmedović sich einig, nämlich dass er nicht Auto fährt, wenn er getrunken hat. Und das kann sehr wohl stimmen. Sein Heimweg ist nicht lang und er würde seine Konzession zum Alkoholausschank verlieren, falls er in eine Kontrolle gerät.«
»Das hat der Discjockey Tillman auch bestätigt«, sagte Enquist. »Ich hab vergessen, es zu erzählen. Er hatte ein konkretes Beispiel, dass Mehmedović das Auto stehen ließ, als er Whisky getrunken hatte.«
»Ich versteh es trotzdem nicht«, sagte Niklasson. »Auf was wolltest du hinaus?«
»Mehmedović hat sich an jenem Abend anders als sonst verhalten«, sagte Jönsson. »Er brauchte das Auto nicht, um nach Hause zu fahren. Er brauchte es, um mit einem Kanister Benzin zum Bürgerhaus zu fahren. Wenn es uns gelingt, noch mehr Zeugenaussagen zu bekommen, die bestätigen, dass er getrunken hat, können wir ihn sogar bei einer Lüge erwischen.«
»Meinst du, wir sollen die Gäste verhören?«, fragte Enquist. »Wie sollen wir die finden?«
Jönsson erhob sich.
»Wir müssen Dragan finden«, stellte er fest. »Wenn wir den erst mal haben, sind fast alle unsere Probleme gelöst. Samstag muss der Staatsanwalt entscheiden, entweder nimmt er Ismail fest oder er lässt ihn laufen. Hier ist wohl niemand wild darauf, Samstag zu arbeiten, oder?«
Weder Niklasson noch Enquist sagten einen Ton.
»Das bedeutet, dass uns der Rest des Tages und der Freitag bleibt. Freitag um vier also. Bis dahin müssen wir Dragan gefunden haben.«
14
»Hallo!«
Elina Wiik drehte sich um. Sie war gerade im Polizeipräsidium angekommen, etwas später als üblich, es war schon fast halb acht.
Sie sah Kjell Stensson am anderen Ende des Korridors. Er kam auf sie zu.
»Inzwischen hast du sicher über meinen Vorschlag nachgedacht«, sagte
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