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Der werfe den ersten Stein

Der werfe den ersten Stein

Titel: Der werfe den ersten Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kanger
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Discjockey«, fuhr sie fort. »Er hat um zwei mit der Musik aufgehört, dann schließt das Lokal. Und ich war um Viertel vor zwei mit der Pubkasse fertig. Wahrscheinlich bin ich um zwei gegangen.«
    »Müssen Sie nicht hinterher putzen?«, fragte Enquist.
    »Smiley bringt immer den Rest in Ordnung. Morgens kommt jemand zum Putzen.«
    »Waren an dem Abend viele Leute da? Gäste, meine ich.«
    »Nein, um die zwanzig vielleicht. In der letzten Zeit hatten wir wenig Gäste. Die Mittwochsdisko war ein Versuch, das Lokal wieder in Schwung zu bringen, aber es hat nicht funktioniert.«
    »Hat Mehmedović was darüber gesagt, dass der Laden schlecht läuft?«
    »Das braucht er gar nicht zu sagen, das sieht man doch.«
    »Ich meine, ob ihn die Situation bedrückt hat.«
    »Na klar, seit es die Disko im Bürgerhaus gibt und uns die Gäste wegbleiben, kann es einfach nicht mehr so gut gehen.«
    Eine Weile saß sie still da, als ob sich ein Gedanke in ihrem Kopf formte.
    »Warten Sie mal«, sagte sie dann, »Sie glauben doch wohl nicht, dass Smiley das Bürgerhaus wegen der Disko angezündet hat?«
    Enquist schwieg.
    »Himmel, was für ein Schwachsinn! Smiley! Er ist wahnsinnig nett, das kann ich Ihnen versichern.«
    »Haben Sie ihn an jenem Abend mit einer bestimmten Person zusammen gesehen? Hat er mit jemandem gesprochen, der auch nach der Schließung noch geblieben ist?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Smiley und das Bürgerhaus – nein, nicht er.«
    Dann sah sie Enquist geradewegs an.
    »Nein, ich hab niemanden gesehen, mit dem er sich besonders unterhalten hat. Er redet immer mit allen Gästen, wenn er sie bedient. Er will, dass sich jeder wohl fühlt. Mir ist niemand Besonderes aufgefallen. Und ich bin gegangen, bevor er geschlossen hat, daher weiß ich auch nicht, ob er oder jemand anders länger geblieben ist als sonst. Es waren noch ein paar Gäste da, als ich ging. Warum fragen Sie danach?«
    »Noch etwas«, sagte Enquist. »Was können Sie über die wirtschaftliche Situation der ›Scheune‹ sagen? Gibt es zum Beispiel eine schwarze Kasse?«
    Liisa Kiivirantta schaute aus dem Fenster.
    »Darüber weiß ich nichts. Ich hab nur meinen Job gemacht.«
    Enquist schwieg eine Weile. Dann erhob er sich und reichte ihr die Hand. Liisa Kiivirantta stand ebenfalls auf.
    »Vielen Dank für Ihre Hilfe. Wohnen Sie allein?«
    »Das gehört doch wohl nicht zur Ermittlung.«
    Sie lächelte, als sie das sagte.
    Enquist schaute in den Himmel, als er wieder auf die Straße kam.
    »Der Tag ist doch noch nicht ganz gelaufen«, sagte er zu sich selber. Er steckte den Zündschlüssel ins Schloss, hielt aber in der Bewegung inne, bevor er ihn umdrehte, zog ihn wieder heraus und ging zurück in das Treppenhaus. Liisa Kiivirantta öffnete die Tür sofort nach dem Klingeln.
    »Ich hab noch etwas zu fragen vergessen«, sagte Enquist. »Hat Ismail Mehmedović an jenem Abend etwas getrunken, ich meine Alkohol?«
    Liisa Kiivirantta schien mit der Antwort zu zögern.
    »Warum ist das wichtig?«
    »Ich weiß nicht. Aber ich möchte gern, dass Sie mir antworten.«
    Sie lehnte sich gegen den Türpfosten und kreuzte die Arme.
    »Smiley trinkt häufig, wenn er im Dienst ist. Nicht so, dass er betrunken wird, wir müssen ja arbeiten. Aber einige Glas Whisky werden es schon. Das wird er Ihnen selbst erzählen, wenn Sie ihn fragen.«
    »Bestimmt«, sagte Enquist. »Also?«
    »Doch, er hat einiges getrunken an dem Abend. Aber wo Sie nun schon so viel von mir erfahren haben, will ich noch etwas dazu sagen. Smiley hat immer das Auto stehen lassen, wenn er damit gekommen ist. Er fuhr nie angetrunken nach Hause. Das ist wahr«, fügte sie hinzu.
    Sie nickten einander leicht zu.
    Draußen beim Auto drehte er sich zu Liisa Kiiviranttas Fenster um.
    »Vielleicht ist es wahr«, murmelte er, »wir werden ja sehen.«
    Der andere Name auf seinem Zettel lautete Fredrik Tillman. Enquist brauchte nicht weit zu fahren. Tillmans Wohnung war nur einen Häuserblock entfernt, im Borevägen.
    Tillman öffnete erst nach dem fünften Klingeln. Auch er trug ein rotes Herrenhemd. Es war gar nicht zugeknöpft.
    »Ich hab geschlafen«, erklärte er gähnend.
    Enquist stellte sich vor und bat, hereinkommen zu dürfen.
    »Ich hab heute Nacht gearbeitet«, sagte Tillman, »bin erst um vier nach Hause gekommen. Fallen Sie nicht über die Sachen auf dem Fußboden.«
    Enquist stieg über eine Tasche hinweg, die mitten im Flur stand.
    »Meine CDs«, sagte Tillman. »Setzen Sie sich aufs

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