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Der werfe den ersten Stein

Der werfe den ersten Stein

Titel: Der werfe den ersten Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kanger
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Besonderes über die Familie bekannt?«
    »Nein, nichts, außer dass Zeitungaustragen in der Familie zu liegen scheint«, sagte Niklasson.
     
    Elina Wiik quittierte die Autoschlüssel eines freien Autos in der Polizeigarage und fuhr durch das große Tor auf die Västgötagatan hinaus. Auf der Landstraße hielt sie sich konstant an die neunzig.
    Was ist das für eine Familie, dachte Elina. Sind alle wie Peter? Weich, etwas schwammig. Haben zu anderen Menschen fast den Kontakt verloren. So sehr verloren, dass einer von ihnen tatsächlich verschwindet?
    Sie spürte, wie das Adrenalin in ihrem Körper stieg. Was sie erwartete, wusste sie nicht. Wusste nur, dass es bedeutend interessanter war als all die Fälle, die jetzt noch einen weiteren Tag auf ihrem Schreibtisch warten mussten.
    Sie bog auf einen Schotterplatz vor einem Haus ein, dessen Fassade mit grauen Eternitplatten verkleidet war. Das Auto ließ sie unverschlossen stehen. Bevor sie die Haustür erreichte, wurde diese von einer Frau mittleren Alters geöffnet.
    »Sind Sie von der Polizei?«, fragte die Frau. »Mein Mann ist verschwunden.«
    »Ich heiße Elina Wiik«, stellte Elina sich vor und reichte der Frau die Hand. »Können wir uns drinnen unterhalten?«
    Als Elina Wiik den Flur betrat, wollte sie ihre Schuhe ausziehen, überlegte es sich aber schnell anders. Auf diesem Fußboden wollte sie ihre Schuhe lieber anbehalten.
    Sie setzte sich in einen Sessel im Wohnzimmer. Margareta Adolfsson setzte sich ihr gegenüber, auf den äußersten Rand eines braunen Sofas. Es sah aus, als würde sie jeden Augenblick herunterfallen.
    »Ich versteh nicht, was da passiert sein könnte«, sagte sie und rang ihre Hände. »Er ist noch nie so lange weggeblieben.«
    »Erzählen Sie bitte von Anfang an, Frau Adolfsson. Von dem Zeitpunkt an, als Sie Ihren Mann zum letzten Mal gesehen haben.«
    »Das war gestern Morgen. Bevor er um sieben zur Arbeit ging. Ich bin aufgestanden und hab ihm Frühstück gemacht. Seitdem ist er weg.«
    »Meinen Sie damit, dass er nicht zur Arbeit war?«
    »Ja, nein, Entschuldigung, er war da. In der Fabrik. Ich hab mit seinem Vorarbeiter gesprochen. Er hat gesagt, Bertil ist wie üblich gegangen. Aber seitdem hat ihn keiner mehr gesehen.«
    »Ich möchte, dass Sie die Namen von allen Leuten aufschreiben, mit denen er in der letzten Zeit Kontakt hatte«, sagte Elina. »Das machen wir gleich. Was sagen Ihre Kinder?«
    »Keiner von ihnen hat ihn gesehen. Ich habe sie gefragt.«
    »Wo sind sie jetzt?«
    »Stina ist in der Schule. Peter und Mikael schlafen oben.«
    »Sie schlafen jetzt? Ich möchte gern mit ihnen sprechen. Aber wir können noch ein bisschen warten. Vor dem Haus steht ein Auto. Gehört das Ihnen?«
    »Es ist Bertils Auto. Aber jetzt bei dem schönen Wetter fährt er mit dem Fahrrad zur Arbeit.«
    »Dann hat er also nicht das Auto genommen«, sagte Elina mehr zu sich selber.
    Margareta Adolfsson schwieg. Sie sah sich ständig um, als ob sie etwas erwartete.
    »Kennen Sie jemanden, den er vielleicht besuchen wollte?«
    »Nein, wen sollte er besuchen? Wir haben hier keine Freunde. Den Einzigen, von dem ich mir vorstellen könnte, dass er ihn treffen möchte, hab ich schon angerufen. Einen Bekannten zu Hause.«
    »Zu Hause?«
    »Ja, in Blekinge. Wir kommen aus Blekinge.«
    Elina Wiik stand auf, ging zu einem Sekretär mit Buchregal und nahm ein Foto von einem großwüchsigen Mann herunter, der neben dem Auto stand, das vor dem Haus geparkt war.
    »Ist das Ihr Mann?«
    »Ja, das ist Bertil. Als wir das Auto gekauft haben.«
    Elinas Augen glitten über die Einrichtung. Einige kleinere Fotos der Kinder, sie erkannte Peter. Ein Hochzeitsfoto. Eine Jesusfigur an einem Plastikkreuz und einige Nippesfiguren aus Porzellan. Eine Bibel und ein Kirchenliederbuch. Drei Bücher mit religiösen Titeln.
    »Wie geht es Ihnen wirtschaftlich?«, fragte sie.
    Margareta Adolfsson zuckte zusammen. Sie schien weit entfernt zu sein mit ihren Gedanken.
    »Mager. Wir sind fünf und nur Bertil hat einen Ganztagsjob.«
    »Und wie ist das Familienleben?«, fragte Elina und sah der Frau in die Augen.
    Schweigen war die Antwort.
    »Sie brauchen es nicht zu erzählen. Aber eine Antwort würde mir vielleicht helfen zu verstehen, ob er von sich aus weggegangen ist.«
    Margareta Adolfsson schaute zu Boden.
    »Das glaube ich nicht. Er würde seine Familie nicht verlassen. Er ist ein guter Mann. Und es geht uns … ziemlich gut.«
    »Kennen Sie jemanden, der Ihren Mann nicht

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