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Der werfe den ersten Stein

Der werfe den ersten Stein

Titel: Der werfe den ersten Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kanger
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mag?«
    »Nein, wer sollte das sein? Er versorgt seine Familie, wir gehen jeden Sonntag in die Kirche und versuchen, nach Gottes Geboten zu leben.«
    »Würden Sie jetzt bitte Ihre Söhne wecken? Ich möchte gern mit ihnen reden. Und dann schreiben Sie bitte die Namen auf. Ich hätte gern auch eine genaue schriftliche Beschreibung: wie Ihr Mann gekleidet war, wie groß er ist, Augenfarbe und alles, was Ihnen einfällt. Solche Angaben brauchen wir für die Suchmeldung.«
    Margareta Adolfsson erhob sich und ging die Treppe hinauf ins Obergeschoss. Elina ging in die Küche. Die Türen der Küchenschränke waren gelb gestrichen, viele waren abgestoßen. Der Kühlschrank brummte laut. Der Küchentisch war mit einer geblümten Plastikdecke bedeckt.
    Wie zum Kindergeburtstag, dachte sie. Draußen, mit Kindern, die Saft vergießen.
    Sie hörte Schritte auf der Treppe. Es war Peter.
    »Hallo«, sagte Elina. »Erinnerst du dich an mich?«
    »Ich erinnere mich. Ich erinnere mich an alles. Das hab ich doch schon auf dem Revier gesagt, aber zu dem anderen Polizisten.«
    Elina spürte ein leises Unbehagen im Magen.
    »Können wir hier in der Küche sitzen bleiben?«, schlug sie vor.
    Peter zog einen Stuhl hervor und setzte sich.
    »Wann hast du deinen Vater zuletzt gesehen?«
    »Vorgestern Abend.«
    »Warum bist du ihm nicht gestern Morgen begegnet?«
    »Ich hab schon geschlafen nach dem Zeitungaustragen, als er morgens aufstand. Und dann ist er am Nachmittag nicht nach Hause gekommen.«
    »Wo warst du am Nachmittag, als er hätte zurückkommen müssen?«
    »Ich war in Hallstahammar in der Autoausstellung. Ich bin hin und zurück mit dem Rad gefahren.«
    »Und wann bist du nach Hause gekommen?«
    »Ungefähr gegen halb fünf.«
    Elina schaute Peter eine Weile an, ohne ein Wort zu sagen.
    Fast durchsichtig, dachte sie; was soll aus dir werden, wenn du groß bist?
    »Peter«, sagte sie schließlich, »hat jemand dich oder deine Familie bedroht, seit du wegen des Feuers ausgesagt hast? Oder ist dir irgendetwas aufgefallen, was dich beunruhigt?«
    »Niemand hat uns bedroht«, antwortete Peter. »Ich weiß nicht, warum mein Vater verschwunden ist.«
    Elina hob den Blick und sah Margareta Adolfsson im Flur stehen und lauschen.
    »Ist Mikael wach?«, fragte sie. »Ich möchte jetzt gern mit ihm reden.«
    »Er ist oben in seinem Zimmer«, sagte Margareta Adolfsson.
    Unter Elinas Schuhen knarrte es, als sie die Treppe hinaufstieg. Mikael saß auf seinem ungemachten Bett.
    »Mein Name ist Elina Wiik. Und du bist Mikael.«
    Mikael schwieg.
    Genauso ein weichliches Gesicht, dachte Elina, aber ein kräftigerer Körper.
    »Ich stelle dir die gleiche Frage wie deinem Bruder: Wann hast du deinen Vater zuletzt gesehen?«
    »Vorgestern Abend.«
    Elina wartete auf eine Fortsetzung, aber es kam nichts.
    »Und das kommt daher, weil du schon geschlafen hast, als er gestern Morgen zur Arbeit ging?«
    »Ja.«
    »Weißt du etwas, was deinem Vater passiert sein könnte?«
    »Nein.«
    Sinnlos, dachte Elina.
    »Wo warst du gestern Nachmittag, als er nach Hause hätte kommen sollen?«
    »Auch auf dem Heimweg.«
    »Von wo?«
    »Vom Training.«
    »Und das hat wo stattgefunden?«
    »Sura Bodybuilding Club. Im Ort.«
    »Wann bist du nach Hause gekommen?«
    »Irgendwann nach halb fünf.«
    »Könntest du ein bisschen genauer sein?«
    »Nein.«
    »Wer war alles zu Hause, als du vom Training zurückgekommen bist?«
    »Alle anderen, nur Vater nicht.«
    Elina sah sich im Zimmer um.
    »Ist das dein Computer?«
    »Ja, aber ich benutz ihn nicht oft. Ich muss die Telefonkosten selber zahlen, wenn ich ins Internet gehe.«
    Guck mal einer an, dachte Elina, er kann ja reden.
    »Warum hängt nichts an den Wänden? Jugendliche in deinem Alter tapezieren ihre Wände doch mit Plakaten.«
    »Das erlaubt Vater uns nicht. Der Gemeindeleiter hat es verboten.«
    »Der Gemeindeleiter?«
    »Von der Kirche, in die wir gehen.«
    Elina verließ das Zimmer und ging die Treppe hinunter. Peter saß noch in der Küche auf dem Stuhl.
    »Peter«, sagte Elina, »du hast gesagt, dass du gegen halb fünf nach Hause gekommen bist. Wer war da zu Hause?«
    »Niemand«, antwortete Peter. »Ich kam als Erster. Stina kam gleich nach mir. Mikael ist zwanzig vor fünf gekommen und Mutter Viertel vor.«
    »Woher weißt du das so genau?«
    »Ich hab auf die Uhr gesehen.«
    »Und dann erinnerst du dich an alles?«
    Peter antwortete nicht. Margareta Adolfsson reichte Elina ein Blatt Papier mit drei Namen und

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