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Der werfe den ersten Stein

Der werfe den ersten Stein

Titel: Der werfe den ersten Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kanger
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konnte.
    Die Straße führte durch ein Villenviertel. Sie sah, wie er im Zickzack hin und her flitzte, um die Zeitungen in den Häusern beiderseits der Straße zu verteilen. Bei der nächsten Kreuzung bog er wieder nach rechts ab. Sie ging bis zum Eckhaus und konnte gerade noch den Kopf zurückziehen, damit er sie nicht sah. Er hatte die Zeitungen nur an der rechten Straßenseite verteilt und wollte gerade umkehren, um sie links einzuwerfen. Sie zog sich in den Garten nah ans Haus zurück, um nicht entdeckt zu werden.
    Bei der nächsten Kreuzung folgte Peter Adolfsson demselben Ablaufmuster. Und an der nächsten Kreuzung auch.
    Er verteilt die Zeitungen methodisch, um so kurze Strecken wie möglich mit dem Fahrrad zu fahren, dachte Elina.
    Sie folgte ihm zu einer weiteren Kreuzung und reckte den Hals, um sicherzugehen, dass er nicht am Ende der Häuserreihe in eine andere Richtung abbog.
    Die Straße war leer. Sie schaute in alle Richtungen, konnte ihn aber nirgends entdecken.
    Er kann doch nicht schon fertig sein, dachte sie. Das ist unmöglich. Sie blieb stehen und hatte keine Ahnung, was sie tun sollte, in die nächste Straße einbiegen oder umkehren. Sie betrachtete die Häuser. In keinem Fenster brannte Licht.
    Er kann doch nirgends reingegangen sein, dachte sie und suchte mit den Augen nach seinem Fahrrad.
    Sie rieb ihr Kinn und hörte nicht die Schritte hinter sich.
    »Warum folgen Sie mir?«
    Sie legte die Hand auf die Brust und atmete heftig. Rasch drehte sie sich um. Er stand nur einen Meter von ihr entfernt.
    »Warum folgen Sie mir?«
    Es war eher eine Anklage als eine Frage. Elina fiel es schwer, richtig zu antworten.
    »Ich nehme an, ich wollte zugucken, wie du die Zeitungen verteilst«, sagte sie und hörte, wie einfältig das klang.
    »Warum?«
    »Nur so eine Idee. Nichts Besonderes. Ich wollte dich ein wenig genauer anschauen, glaube ich. Du spielst ja bei zwei Ermittlungen eine Rolle, mit denen wir beschäftigt sind.«
    »Lassen Sie mich in Ruhe«, sagte er und ging.
    Er muss mich gesehen haben und um das Eckhaus herumgegangen sein, dachte sie. Aber wie kann ein Mensch so leise gehen?
    Sie kehrte zum Auto zurück.
    »Was hast du gemacht?«, fragte Svalberg.
    »Er hat mich erwischt«, sagte sie. »Das ist nicht gut, wenn man bedenkt, dass ich wegen des Verschwindens seines Vaters ermittle.«
    »Warum bist du ihm gefolgt, Elina?«
    »Ich weiß auch nicht genau. Eine Eingebung. Irgendwas hat mich dazu getrieben, weil ich sehen wollte, wie er beim Zeitungaustragen vorgeht. Ich weiß nicht, was es war. Und ich weiß nicht, warum ich wissen wollte, wie er sich verhält. Es klingt verrückt, oder?«
    »Nein, tut es nicht«, murmelte Svalberg.
    »Ich versuche mich selbst zu verstehen. Jönsson hat es letzte Woche bei der Besprechung ein wenig verächtlich Intuition genannt. Es ist, als ob man einen Duft wieder erkennt, aber nicht weiß, woher man ihn kennt. Einer der Sinne reagiert. Aber das Gehirn kann die beiden Ereignisse nicht miteinander in Verbindung bringen.«
    Eine Weile saß sie still da.
    »Das ist mir auch passiert, als ich im Haus der Familie Adolfsson war. Jemand hat etwas gesagt, aber ich weiß nicht, was. Nur, dass es wichtig ist. Es ärgert mich wahnsinnig, dass es mir nicht wieder einfällt.«
    Sie lachte ein wenig.
    »Das Schlimmste ist ja, dass ich es dir oder jemand anders nicht erklären kann. Ich muss selbst drauf kommen … Niemand kann mir helfen.«
    Sie verstummte jäh.
    »Was ist mit dir?«, fragte Svalberg. »Du siehst aus, als hättest du einen Schlag auf den Kopf gekriegt.«
    »Pst«, machte Elina. Sie öffnete die Autotür und sprang hinaus. Sie neigte den Kopf und schlug sich mit der Handfläche gegen die Stirn.
    »Still, sag nichts!«
    »Ich hab doch keinen Ton gesagt«, sagte Svalberg leise zu sich selbst.
    » Sie hat es gesagt, jetzt weiß ich es!«
    Elina sprang wieder ins Auto und schloss die Tür. Sie ballte die Fäuste und schüttelte sie in der Luft.
    »Möchtest du, dass ich La Ola mache?«, fragte Svalberg.
    »›Sie müssen uns helfen.‹ Das hat Margareta Adolfsson gesagt, die Ehefrau von Bertil. Ich hab sie schon mal gesehen, bei Hennes & Mauritz in Västerås.«
    Henrik Svalberg schüttelte den Kopf.
    »Und?«
    »Das war so: Vorletzten Samstag war ich bei H&M, um mir ein Kleid zu kaufen. Ich hab von weitem eine Frau gesehen, die hatte einen blauen Fleck am Arm und trug einen Schal um den Kopf. Geschlagen, so hab ich das jedenfalls gedeutet. Aber als ich zu ihr

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