Der werfe den ersten Stein
waren es drei Täter. Könnte er einer von ihnen sein? Er ist noch nicht vorbestraft.«
»Ihn kenn ich nicht so gut. Es gibt mindestens drei, die enger mit diesem Kreis verbunden sind als er. Typen, die wegen Misshandlung oder anderer netter Vergehen verurteilt sind. Es ist auch denkbar, dass Mikael Adolfsson nur mit ihnen trainiert und sich sonst einen Dreck um das ganze Heil kümmert.«
»Du meinst, man kann trotzdem befreundet sein?«
»Tatsache ist, dass diese kleine Gruppe seit dem Polizistenmord in Malexander Zurückhaltung übt. Die Neonazis in Schweden haben nicht vorausgesehen, dass die Gesellschaft knallhart zurückschlagen würde, nachdem sie das Etablissement angegriffen haben. Die Polizisten und dieser Gewerkschaftsmann und die anderen beiden Journalisten. In dem Augenblick wurden die Neonazis zu einer offiziellen Bedrohung erklärt. Solange sie Schwule und Einwanderer angegriffen haben, wurde nur von Dummejungenstreichen geredet. Sie haben einen taktischen Fehler begangen, wie man so sagt.«
»Stellen wir uns mal vor, deine lokalen Neonazis haben Mehmedović wegen der Brandstiftung überfallen. Wie eine Art kommunales einwandererpolitisches Comeback. Ist das nicht ein bisschen unlogisch, wenn man deine hausgemachte Analyse aufgreift? Ich meine, wer auch immer das Bürgerhaus abgefackelt hat, er hat gleichzeitig die Ausstellung gegen Rassismus vernichtet. Sollten sich die Nazis nicht darüber freuen?«
»Ich bezweifle, dass sie weiter denken, als ihre Nase reicht. Aber drehen wir es mal um. Indem sie die Schuld auf einen Einwanderer lenken, schlagen sie doch zwei Fliegen mit einer Klappe.«
»Kannst du mir die Namen von Mikaels Kameraden nennen?«
»Klar, wenn du mir ein bisschen Zeit zum Nachdenken lässt.«
»Vielen Dank«, sagte Elina. »Bis dann.«
Aber wir waren die Ersten, dachte sie, als sie das Zimmer verließ. Wir haben als Erste behauptet, Mehmedović sei schuldig. Wir haben den ersten Stein geworfen.
Sie tippte die Telefonnummer der Familie Adolfsson auf ihrem Handy. Margareta Adolfsson meldete sich.
»Er ist immer noch weg«, sagte sie mit schriller Stimme. »Es muss was Ernstes passiert sein, verstehen Sie das nicht? Wie sollen wir allein fertig werden?«
»Ich wollte zu Ihnen rauskommen«, sagte Elina. »Ich fahre gleich von Västerås los. Passt das?«
»Ich denke schon«, sagte Margareta Adolfsson mit leiserer Stimme.
Sie öffnete die Haustür.
Dasselbe grüne Kleid wie bei Hennes & Mauritz, dachte Elina und trat ein.
Sie setzten sich in die Küche. Margareta Adolfsson an die Längsseite und Elina Wiik an die Schmalseite des Tisches.
»Die Jungen schlafen«, sagte Margareta Adolfsson.
»Frau Adolfsson, wir beide sind uns schon mal begegnet.«
Margareta Adolfsson runzelte die Stirn.
»Ja … Sie waren Freitag doch schon mal hier.«
»Ich meine vorher. Bei Hennes & Mauritz in Västerås.«
»Das versteh ich jetzt nicht.«
»Ich hab versucht, mit Ihnen zu reden. Über den blauen Fleck, den Sie am Arm hatten.«
Margareta Adolfsson erstarrte. Langsam begann sie den Körper zu wiegen.
»Ich möchte, dass Sie mir erzählen, was da passiert ist. Lassen Sie sich Zeit.«
»Bertil ist weg«, sagte Margareta Adolfsson. »Wollen Sie nicht nach ihm suchen?«
»Dies ist auch wichtig. Ich möchte, dass Sie es mir erzählen.«
»Es gibt nichts zu erzählen.«
Der Mund zitterte. Sie rieb sich unablässig die Hände. Elina saß still da und wartete.
»Er hat mich geschlagen«, flüsterte Margareta Adolfsson. »Aber es war meine Schuld.«
»Ist das schon mal vorgekommen?«
Margareta Adolfsson wandte das Gesicht ab. Sie schaute zur Treppe, die zum ersten Stock führte.
»Mal schon, vielleicht. Aber Bertil ist nett. Er versucht, nach den Geboten Gottes zu leben.«
»Niemand hat das Recht, Sie zu schlagen. Wie lange sind Sie verheiratet?«
»Seit zwanzig Jahren. Im nächsten Monat. An dem Wochenende wollten wir nach Blekinge runterfahren und meine Mutter besuchen. Was soll jetzt daraus werden?«
»Wissen Ihre Kinder, dass er Sie geschlagen hat?«
Sie sah Elina an, als hätte sie nicht verstanden.
»Wir sind einander immer nah gewesen, wie in einer Familie«, sagte sie.
»Frau Adolfsson, hat er die Kinder auch geschlagen?«
Margareta Adolfsson brach in Tränen aus. Elina nahm ihre Hand und wartete.
»Er hat versucht, sie zu erziehen, so gut er konnte«, sagte sie. »Aber es ist nicht leicht gewesen. Ich … ich finde schon, dass er manchmal etwas hart war.«
»Ich
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