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Der werfe den ersten Stein

Der werfe den ersten Stein

Titel: Der werfe den ersten Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kanger
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verstanden habe? War es eine versteckte Mitteilung oder habe ich es wirklich schon einmal gehört? Denk nach, Elina, denk nach!
    Sie erhob sich und lief im Zimmer herum. Sie hatte das Gefühl, als wäre die Antwort unter ihrem Gaumen kleben geblieben.
    Sie ging in die Küche und steckte die Blumen in eine gelbe Porzellanvase, die sie auf den Couchtisch stellte. Die CD mit Iris Dement war stehen geblieben.
    Wechsle die Spur, dachte sie und setzte sich wieder aufs Sofa, hob den Telefonhörer ab und folgte mit den Fingern einem eingeübten Bewegungsschema.
    »Hallo, Susanne, hier bin ich«, sagte sie. »Alles in Ordnung?«
    »Klar«, antwortete Susanne Norman. »Emilie schläft, Johan spielt Golf. Was machst du?«
    »Denke über meine Arbeit nach, nichts Besonderes. Ich muss am Wochenende etwas arbeiten. Morgen wird der Hausmeister vom Bürgerhaus beerdigt, der in dem Feuer umgekommen ist, du weißt schon, und ich soll die Polizei vertreten.«
    »Wirklich? Warum denn? Sag nicht, dass du an den Ermittlungen beteiligt bist.«
    »Nein, ich hab anfangs nur Hinweise entgegengenommen. Jönsson vom Dezernat leitet die Ermittlung und er will meine kritischen Ansichten nicht hören.«
    »Verstehe«, sagte Susanne Norman. »Ich hab mir schon Sorgen gemacht. Diese Ermittlung ist nicht gerade ein Musterbeispiel. Ich habe sie gelesen. Ich bin nämlich zu Ismail Mehmedović’ Pflichtverteidigerin bestellt worden.«
    Elina Wiik zog die Augenbrauen hoch.
    »Du? Dann sollten wir lieber nicht mehr über den Fall sprechen. Vielleicht werde ich wieder einbezogen und dann hab ich Jönsson im Nacken.«
    »Gratuliere. Das ist ja ein Knüller.«
    »Vielleicht tut er sein Bestes. Übrigens soll ich Mehmedović’ Haus in den Nächten zu Montag und Dienstag bewachen. Weißt du schon, dass sein Haus mit Steinen beworfen wurde?«
    »Er hat mich angerufen. Elina, können Emilie und ich nicht auf eine Tasse Kaffee vorbeikommen, wenn sie aufwacht? Wir brauchen ein bisschen Bewegung.«
    »Ich wusste gar nicht, dass Emilie Kaffee trinkt. Aber kommt nur. Du kannst mich beraten, was ich zur Beerdigung anziehen soll.«
    Sie legte auf und schaute zur Unterwäsche auf dem Tisch.
    Die vielleicht doch nicht, dachte sie. Die werde ich bei einer angenehmeren Gelegenheit tragen. Nächste Woche hoffentlich.

17
    Eigentlich gab es nicht viel Auswahl. Elina Wiik besaß nur eine schwarze Jacke und zwei schwarze Röcke. Unter der Jacke trug sie eine dunkelbraune Bluse.
    Sieben Personen standen vor der Kirche von Virsbo und unterhielten sich, als sie ankam. Sie gab jedem die Hand und stellte sich vor. Sechs der Versammelten waren Männer. Zwei waren Bekannte von Karl Johansson aus Virsbo, die anderen waren Kollegen oder Repräsentanten vom Bürgerhaus in Surahammar. Wie gut sie den Toten persönlich gekannt hatten, konnte Elina nur raten. Den Einzigen, den sie schon einmal gesehen hatte, war Evert Bergman, der Sekretär des Vereins vom Bürgerhaus.
    »Wir sind froh, dass auch jemand von der Polizei anwesend ist«, sagte Evert Bergman. »Das wissen wir zu schätzen.«
    Die Frau war Johanssons Schwester aus Borlänge. Sie lächelte schwach, als sie Elina begrüßte.
    »Wie geht die Ermittlung voran?«, fragte sie. »Sie werden ihn doch kriegen, der das getan hat?«
    »Die Ermittlung macht Fortschritte«, sagte Elina und hoffte, ihr würde erspart bleiben, weiter darauf einzugehen. »Ich bin sicher, dass der Schuldige zur Verantwortung gezogen wird.«
    Zu ihrer Erleichterung begnügte sich die Schwester mit dieser Antwort. Fünf Minuten später kam der Pfarrer aus der Kirche und fragte, ob noch mehr Leute erwartet wurden.
    »Das glaub ich nicht«, sagte Evert Bergman und sah fragend von einem zum anderen. Ein leichtes Kopfschütteln war die Antwort.
    »Dann fangen wir an«, sagte der Pfarrer und winkte der kleinen Schar. Es wurde nicht viel aus dem Choralsingen. Elina hörte nur die Stimme des Pfarrers und von Evert Bergman. Sie selber sang eher zum Schein mit.
    Die Predigt des Pfarrers war kurz. Sie stellte Karl Johansson als einen treuen und pflichtbewussten Menschen dar. Elina musste daran denken, dass diese Treue nicht gerade reichlich belohnt worden war. Die Schwester weinte, sonst schienen alle sehr gefasst zu sein.
    Nach der Zeremonie gab es Kaffee und Kuchen im Gemeindehaus. Elina setzte sich neben Evert Bergman.
    »Kalle war wirklich ein pflichtbewusster Mensch, wie der Pfarrer es ausgedrückt hat«, sagte Bergman. »Er erledigte seine Arbeit perfekt und er

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