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Der werfe den ersten Stein

Der werfe den ersten Stein

Titel: Der werfe den ersten Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kanger
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Bescheid, jederzeit. Wir haben seit über vierundzwanzig Stunden keine Frau mehr gesehen«, sagte einer der Grüngekleideten.
    Die anderen Männer lachten.
    Wenn man eine Uniform trägt, meint man, sich blöd benehmen zu dürfen, dachte Elina. Ein Glück, dass ich immer in Zivil gehe.
    »Ich weiß, dass Sie gestern eingerückt sind, und verstehe, dass das Leben manchmal unerträglich schwer ist«, sagte sie. »Aber jetzt haben wir eine ernste Aufgabe vor uns. Ich heiße Elina Wiik und bin Kriminalassistentin bei der Polizei von Västerås. Ich freue mich, dass Sie hier sind. Wir wollen nach diesem Mann suchen. Würden Sie bitte das Foto herumgehen lassen?«
    Sie wartete, bis alle das Foto angesehen hatten und ihre Auf­merksamkeit wieder auf sie richteten. Jetzt lachte niemand mehr.
    »Ich glaube kaum, dass wir ihn draußen im Gelände finden werden«, fuhr sie fort. »Wir haben nämlich das ganze Gebiet schon mit einem Polizeihund abgesucht. Der Mann heißt Bertil Adolfsson und ist seit Donnerstag, dem 10. Mai, verschwunden. Heute ist Mittwoch, der 20. Juni. Es sind also 41 Tage vergangen. Gleichzeitig mit ihm verschwand sein Fahrrad, ein Herrenrad. In erster Linie hoffe ich jetzt, dass wir das Fahrrad finden.«
    Elina schwieg eine Weile. Dann redete sie weiter.
    »Wir können nicht ausschließen, dass Bertil Adolfsson in einem Gebäude vergraben oder versteckt ist. Wenn Sie etwas sehen, was auf die Gegenwart oder Aktivität eines Menschen hindeutet, irgendetwas, dann melden Sie es bitte. Wenn jemand von Ihnen Unbehagen angesichts dieser Aufgabe empfindet, kann er jetzt ausscheiden.«
    Niemand sagte etwas oder rührte sich. Sie zählte die Männer mit dem rechten Zeigefinger. 24 Leute, 25 mit ihr.
    »Die Suche soll folgendermaßen ablaufen«, sagte sie dann: »Ihr Zugführer Pelle und ich leiten das Ganze. Wir durchkämmen das Gelände in Reihen mit jeweils fünf Meter Abstand. Ich am einen Ende und Pelle am anderen. Der Start ist dort hinten.«
    Sie drehte sich um und zeigte mit der ganzen Hand auf eine Tanne an der Straße.
    Schon ganz militärisch, Elina? , dachte sie und senkte die Hand.
    »Von dort gehen wir also los. Wir gehen genau zwanzig Minuten lang. Wenn die vorbei sind, pfeife ich auf einer Trillerpfeife. Dann drehen wir um wie ein Scharnier. Pelle, der am äußersten Ende geht, bleibt stehen und wir anderen gehen an ihm vorbei und stellen uns auf der anderen Seite im 5-Meter-Abstand auf. Dann gehen wir zurück auf die Landstraße zu. Dort findet das gleiche Manöver statt, bei dem ich das Scharnier bin. Noch Fragen?«
    Niemand meldete sich zu Wort.
    »Gut«, sagte Elina. »So machen wir es also. Wir drehen jedes Mal um, wenn ich pfeife. Das Gebiet, das wir absuchen, wird immer schmaler, je weiter wir uns entfernen. Die Runden werden immer kürzer. Schließlich werde ich schon nach zwei Minuten pfeifen. Und denken Sie an eins: Wenn wir durch Gebüsch oder Vegetation gehen, wo der Boden nicht zu sehen ist, stehen bleiben und untersuchen! Wir dürfen nichts übersehen. Und wenn Sie etwas finden, fassen Sie nichts an, sondern sagen mir Bescheid. Okay? Dann fangen wir an.«
    Die Grüngekleideten trotteten über den Hof und die Straße entlang zum Start, den Elina ihnen gezeigt hatte. Sie hatte beschlossen, mit der Suche an der Straße anzufangen, die vom Haus aus nach Westen führte. Nördlich des Weges war der Wald auf natürliche Art durch Äcker und dem See Glåpen begrenzt. Außerdem würde ein Großteil des Waldes in der unmittelbaren Nähe vom Haus gleich mit abgedeckt werden.
    »Wir stellen uns auf!«, rief sie, als sie die Tanne erreichte.
    Die Männer stellten sich im fünf Meter Abstand auf. Als alle an ihrem Platz waren, schaute Elina auf die Uhr. Dann blies sie in ihre Trillerpfeife und ging los.
    Das erste Stück bestand aus Preiselbeerreisig und war leicht zu begehen. Tiefer im Wald war der Untergrund verstrüppt. Tannenzweige zerkratzten ihr das Gesicht. Aber sie war guten Mutes. Auf diesen Tag hatte sie gewartet. Bertil Adolfsson war immer noch spurlos verschwunden. Bis jetzt hatte kein Verhör einen Anhaltspunkt gebracht. Sie hatte versucht, mit Stina zu sprechen, aber im Vergleich zu ihr war der wortkarge Mikael geradezu redselig gewesen.
    Beiläufig hatte sie das Mädchen nach den entscheidenden Zeit­punkten gefragt. Stina hatte die Angaben der Brüder bestätigt.
    Die Gespräche im Bodybuilding Club und in den Autohallen hatten auch nichts von Bedeutung ergeben. Dort erinnerte sich

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