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Der werfe den ersten Stein

Der werfe den ersten Stein

Titel: Der werfe den ersten Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kanger
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Feldküche Erbsensuppe und Pfann­kuchen. Und da es außerdem der Tag vor dem Mittsommerfest war, hatte Pelle, der Zugführer, für eine Flasche Punsch und Plastikbecher gesorgt. Alle 24 Männer wollten ihren Anteil von knapp drei Zehntelliter Punsch haben.
    Elina und Pelle, der Zugführer, saßen im Preiselbeerreisig auf einer kleinen Anhöhe. Die Sonne schien, aber der Boden war etwas feucht.
    »Dann prost!«
    »Zum Wohl!«, sagte Elina.
    »Sind Sie verheiratet?«, fragte Pelle, der Zugführer, nachdem er den Punsch hinuntergeschluckt hatte.
    »Nein, Sie?«
    »Nein. Sie sind sehr hübsch.«
    Elina spürte, dass sie rot wurde.
    »Danke.« Sie lächelte. »Nett von Ihnen, aber es … gibt einen Mann in meinem Leben.«
    »Ich bin nicht nett«, sagte Pelle, der Zugführer, und stand auf. »Aber Sie sind hübsch.«
     
    Nach der Mittagspause begannen sie, das nördliche Gebiet zu durchkämmen. Sie starteten an der Kreuzung der 252 und dem Herrgårdsvägen, jener Straße, die über den Kanal in den Ort führte. Die ersten zwei Kilometer östlich von der 252 bestanden aus einem schmalen Waldgebiet, einem Schlauch, der an der breitesten Stelle nicht mehr als 175 Meter maß. Elina beschloss, das ganze Gebiet in einem Rutsch zu durchkämmen, auch wenn sie mit etwas größerem Abstand als fünf Meter gehen mussten.
    Fast eine Stunde lang bewegten sie sich geradewegs nach Norden. Rechts von ihnen war ein noch kleineres Waldstück, das am Magsjön endete, einem kleinen Binnensee in dem großen Kanalsystem. Die Kette sammelte sich, und Elina zeigte auf der Karte, wie sie gehen sollten. Sie stellten sich wieder in einer Reihe auf und Elina blies in ihre Trillerpfeife. Nach weniger als einer Viertelstunde erreichten sie den See.
    »Halt!«, rief einer der Männer mitten in der Reihe.
    »Das hier muss ich mir genauer anschauen.«
    Er zog sich Schuhe, Strümpfe, Hemd und Hose aus.
    »Gucken Sie weg, Wiik!«, schrie er.
    Elina schüttelte den Kopf, lächelte und wandte sich dem Wald zu. Sie hörte 23 Soldaten laut lachen und drehte sich wieder um.
    »Das muss man einfach gesehen haben«, murmelte sie vor sich hin.
    Der ziemlich hellhäutige, vorher grün gekleidete Soldat watete nackt in den See hinaus. Als ihm das Wasser bis zur Taille reichte, blieb er stehen. Eine Weile stand er still und drehte sich dann zu 23 jubelnden Kameraden um. Elina sah, dass er selber nicht lachte. Er drehte sich wieder um und knickte den Körper ein wie ein Klappmesser. Das Gesicht verschwand unter Wasser, der Rücken war noch sichtbar. Langsam richtete er sich auf, als ob er sich dabei anstrengen müsste. In einer Wasserkaskade reckte er die Arme in die Luft. Er hielt ein Fahrrad in den Händen.
    »Ich komm raus!«, rief er.
    Elina verstand, was er meinte, und drehte sich wieder um.
    Er trug das Fahrrad mit ausgestreckten Armen und legte es auf die Erde, wischte sich das Wasser von der Haut und zog sich wieder an.
    Die ganze Gruppe versammelte sich um das Rad und starrte darauf herunter.
    »Ein Herrenfahrrad«, stellte der Finder überflüssigerweise fest. »Es scheint noch nicht lange im Wasser gelegen zu haben.«
    »Nein«, sagte Elina. Sie bückte sich und zog an dem Riemen einer der beiden Seitentaschen, die am Gepäckträger hingen. Sie öffnete die Tasche und schaute hinein, ohne hineinzugreifen.
    »Eine Proviantdose«, sagte einer der Männer, der Einblick in die Tasche hatte. »Und ich sehe ein Stück Papier. Oberhalb der Dose. Es klebt an der Tasche.«
    Elina steckte die Hand hinein und zog es vorsichtig heraus. Es war ein Umschlag. Sie richtete sich auf und las den handgeschriebenen Text auf dem Umschlag. »Zu Händen Bertil Adolfsson«, stand darauf.
    »Es ist sein Fahrrad«, sagte sie laut.
    Sie spähte den Abhang hinauf.
    »Wir suchen systematisch weiter«, wies sie die Männer an. »Aber wir halbieren den Abstand zwischen uns. Halten Sie auf dem Boden Ausschau nach jeder nur denkbaren Spur. Nach allem, was nicht normal wirkt.«
    Sie gingen aufwärts, dicht nebeneinander, als ob sie sich gegenseitig stützen müssten. Sie bogen jeden Busch beiseite, fast übertrieben genau. Ihre Schritte waren langsam, die Bewegungen andächtig. Niemand sagte ein Wort.
    Elina ging ganz links außen den Hügel hinauf. Als sie die halbe Strecke bis zur Landstraße zurückgelegt hatten, hörte sie eine Stimme: »Hier! Das hat ein Mensch gemacht!«
    »Nicht näher gehen!«, sagte Elina sofort. »Bleiben Sie, wo Sie sind, und tun Sie absolut nichts, bevor ich es

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