Der werfe den ersten Stein
steh am Widerlager. Ungefähr in einer halben Stunde.«
»Bis dann«, sagte Elina.
Sie war ein bisschen missmutig, als sie das Auto fünfzig Meter von der Brücke entfernt am Straßenrand parkte. Carlén hatte gesagt, er und Boss könnten das Gebiet in zwei Tagen durchkämmen. Und jetzt näherte sich der zweite Tag seinem Ende.
Magnus Carlén streckte Elina die Hand hin. Boss reckte seine Schnauze.
»Hallo«, grüßte Carlén.
»Hallo«, antwortete Elina und tätschelte dem Hund den Kopf, nachdem sie Magnus Carlén die Hand geschüttelt hatte.
»Wir haben nur noch ein kleines Stück«, sagte Carlén.
»Nur noch das Gebiet zum See runter und dann eine schmale Spur südwärts am Kanal entlang.«
Er zeigte zu einem lichten Wald auf dem Hügelkamm.
»Eigentlich weiß ich nicht, warum ich das mache«, sagte Elina. »Vermutlich will ich fühlen, dass ich suche, rein physisch. Hoffentlich bin ich Ihnen und Boss nicht im Weg.«
»Nein, nein, kommen Sie, gehen wir.«
Boss zog keuchend los und Magnus Carlén folgte ihm. Es sah aus, als hänge das Herrchen an der Leine des Hundes und nicht umgekehrt. Elina hielt den Blick auf den Boden gerichtet, als ob plötzlich eine Leiche vor ihr auftauchen müsste.
Eineinhalb Stunden später hatte sie nicht die winzigste Spur gefunden, weder von einem lebenden noch von einem toten Wesen. Und Boss auch nicht.
Er bellte und wedelte mit dem Schwanz.
»Leider«, sagte Magnus Carlén. »Hier ist Bertil Adolfsson nicht. Boss hätte ihn gefunden, wenn er irgendwo hier draußen gelegen hätte.«
»Draußen«, sagen sie. »Hätte Boss eine Leiche gefunden, wenn sie in einem der Häuser in der Umgebung liegen würde? In einem Erdkeller oder einem Schuppen oder was Ähnlichem?«
»Das kommt darauf an, wie die Leiche verborgen ist. Je besser, um so näher muss Boss ihr kommen, um die Witterung aufzunehmen.«
»Und wenn die Leiche vergraben ist?«
»Dasselbe. Es hängt davon ab, wie tief eine Person unter der Erde liegt. Unter idealen Bedingungen kann Boss die Witterung von einem Menschen in 400 Meter Entfernung aufnehmen. Freies Feld, richtige Windrichtung, all das. Jetzt haben wir das Gebiet in 100-Meter-Schleifen abgesucht. Wenn Boss eine Chance haben soll, einen vergrabenen Menschen oder eine tote Person in einem Haus aufzuspüren, müssen wir das Gebiet fast Meter für Meter absuchen. Das würde Wochen dauern. Das schafft Boss nicht allein.«
»Wie ist es mit dem Fahrrad? Bertil Adolfssons Fahrrad. Hätte Boss es finden müssen, was meinen Sie?«
»Kaum. Keinen Metallgegenstand, der eineinhalb Wochen draußen gelegen hat. Boss ist auf Leichen abgerichtet.«
»Trotzdem vielen Dank«, sagte Elina zu Carlén und streichelte den Hund.
Das war’s also mit der begnadeten Theorie, dachte Elina auf dem Weg nach Västerås.
Sie trommelte mit den Fingern aufs Lenkrad. Sie fuhr sich heftig mit einer Hand durch die Haare. Sie schlug sich mit der rechten Faust auf die Oberschenkel. Sie fluchte laut.
»So eine Scheiße!«
Täusche ich mich denn ganz und gar in den Jungen?, dachte sie. Vielleicht bin ich auf dem Irrweg. Vielleicht war es gar keiner von ihnen. Aber ist es richtig, so leicht aufzugeben, nur weil ein Hund draußen herumgeschnüffelt und keine Leiche gefunden hat? Und was soll ich nun tun, ohne meine Hypothese voll ausgetestet zu haben?
Als sie Västerås erreichte, hatte sie eine Entscheidung getroffen. Sie parkte das Auto in der Garage des Polizeipräsidiums, gab die Schlüssel zurück und ging direkt zu Oskar Kärnlunds Zimmer.
»Störe ich?«, fragte sie, nachdem sie angeklopft und die Tür geöffnet hatte.
»Komm herein, setz dich.«
»Der Hund hat nichts gefunden«, begann sie. »Magnus Carlén sagt, Bertil Adolfssons Leiche liegt nicht draußen im Freien. Vermutlich bin ich total auf dem Holzweg mit meinen Vermutungen. Oder vielleicht hab ich trotzdem Recht.«
»Wie meinst du das?« Kärnlund runzelte die Stirn.
»Er könnte sich in dem Gebiet befinden, nur besser versteckt. Unter der Erde zum Beispiel. Oder innerhalb eines Gebäudes. In einer verlassenen Scheune vielleicht. Oder in einem Erdkeller. Das schafft Boss nicht, trotz seines exzellenten Riechorgans.«
»Gebäude können wir selber durchsuchen. Wenn wir die Erlaubnis der Besitzer bekommen. Aber das würde viel Zeit kosten. Und wenn er vergraben ist … Wir können doch nicht das ganze Gebiet aufbuddeln.«
»Nein, aber ich möchte deine Genehmigung für eine Suchaktion haben. Vor allen Dingen,
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