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Der werfe den ersten Stein

Der werfe den ersten Stein

Titel: Der werfe den ersten Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kanger
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um das Fahrrad zu finden. Finden wir es, können wir den Boden durchkämmen und die Gebäude in der Umgebung durchsuchen.«
    Kärnlund sah Elina Wiik mit einem Blick an, den man als mitleidig deuten konnte.
    »Du brauchst eine bessere Indikation, Wiik. Irgendwas, was darauf hinweist, wo Bertil Adolfsson sein könnte. Ich kann es nicht auf meine Kappe nehmen, das ganze Korps für eine Suchaktion nur auf der Grundlage einer Vermutung in Bewegung zu setzen. Oder nur um nach einem Fahrrad zu suchen. Du hörst wohl selbst, wie verrückt das klingt.«
    »Dann weiß ich wirklich nicht, wie ich in dieser Sache weiterkommen soll«, sagte Elina flehend.
    »Mal ganz ruhig, Wiik. So schlimm ist es nun auch wieder nicht. Probier andere Hypothesen aus. Ich hab dir ja gesagt, du sollst dich nicht in die Theorie verrennen, dass ein Familienmitglied schuldig ist. Vielleicht ist Bertil Adolfsson nicht mal tot. Denk noch mal alles genau durch, dann diskutieren wir morgen weiter.«
    Elina ließ den Kopf hängen. Sie saß so still da, als wäre es ihr unmöglich, aufzustehen. Nach einer Weile schaute sie Kärnlund an.
    »Ich versteh ja, dass du auf der Basis so vager Vermutungen keine Suchaktion in Gang setzen willst«, sagte sie. »Aber hast du etwas dagegen, wenn ich versuche, mir Hilfe vom Militär zu holen? Ich habe mir etwas überlegt und würde es gern ausprobieren. Obwohl …«
    Kärnlund zuckte mit den Schultern.
    »Mach das, wenn du denkst, es bringt was.«
    Er fing an, sich mit Papieren auf seinem Schreibtisch zu beschäftigen. Elina ging, ohne noch etwas zu sagen.
    Sie zwang sich, konstruktiv zu denken.
    Wer kann helfen? In Västerås gab es keine Verbände mit Wehrpflichtigen. In ganz Mälardalen gab es kaum noch welche. Und ich hab mir mal in einem Schulaufsatz Frieden auf der Erde gewünscht! Dabei könnte ich jetzt ein paar stolze Krieger gut gebrauchen.
    Sie setzte sich auf den Stuhl in ihrem Zimmer und rief den Verteidigungsstab an. Nachdem sie zweimal weiterverbunden worden war, bekam sie eine Liste der drei denkbaren Alternativen. S1 in Enköping, Mek. B 10 in Strängnäs und A 9 in Kristinehamn.
    Enköping lag am nächsten.
    »Kann ich bitte mit dem Verbandschef sprechen?«, fragte sie jemanden in der Zentrale, der offenbar zu den Einberufenen gehörte.
    Sie wurde direkt zur verantwortlichen Person durchgestellt.
    »Oberst Kamp hier«, meldete sich eine erstaunlich sanfte Stimme.
    Passender Name, hätte Elina fast gesagt, entschied sich aber dafür, nur ihr Anliegen vorzutragen, ohne Bertil Adolfssons Namen oder den Mordverdacht zu erwähnen.
    »Leider«, bedauerte der Oberst. »Der ganze Verband ist bis zur Beendigung des Grundwehrdienstes in zwei Wochen mit Manövern beschäftigt. Aber wenn Sie bis Mitte August warten, können wir Ihnen vielleicht helfen. Dann kommt der nächste Wurf.«
    Von Mek. B 10 in Strängnäs bekam Elina die gleiche Antwort und von A 9 in Kristinehamn auch.
    »Aber warten Sie mal«, sagte der stellvertretende Chef von A 9. »Am 19. Juni ist eine Übung für die Reserve angesetzt. Die dauert vier Wochen. Ehrlich gesagt haben wir keine vernünftigen Aufgaben für die. Ich glaube, ich kann Ihnen für etwa eine Woche einen Zug zur Verfügung stellen. Die Züge können sich ja abwechseln bei dieser Suche.«
    »Wie viele gehören zu einem Zug?«
    »24 oder 32 Männer; das hängt ein bisschen davon ab, was für Aufgaben sie bewerkstelligen müssen. Ich melde mich wieder bei Ihnen.«
    Bis dahin ist es noch ein Monat, dachte Elina. Aber ich habe keine andere Wahl. Wenn ich den Fall nicht vorher löse.

II
20.-30. JUNI

26
    Die Strümpfe rutschten dauernd von den Füßen und rollten sich um die Zehenspitzen in den Stiefeln. Elina Wiik fluchte, dass sie keine Skisocken angezogen hatte.
    Ich kauf mir ein Paar in der Mittagspause, dachte sie. Wenn man solche Socken im Sommer überhaupt kriegt.
    Sie stand auf dem Hof eines Bauern, der der Polizei erlaubt hatte, den Hof als Sammelplatz zu benutzen. Vor ihr stiegen gerade Männer, die um die dreißig waren, von der Ladefläche eines Militärfahrzeuges. Sie waren alle grün gekleidet.
    Die sind besser ausgerüstet als ich, dachte Elina und schaute an ihrer Windjacke und den Jeans hinunter.
    Ein zweiter Laster fuhr vor und weitere Männer sprangen von der Ladefläche. Sie standen in Gruppen beisammen und redeten und lachten. Elina ließ ihnen einige Minuten Zeit.
    »Ruhe bitte!«, rief sie dann. »Können Sie sich bitte vor mir aufstellen?«
    »Sagen Sie nur

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