Der Wettermacher
Eingang gefunden, der unter das Meer führt, aber wir konnten ihn nicht betreten. Unsichtbare Mauern haben uns aufgehalten. Es muß ein magisches Tor sein. Du wirst doch ein Schiff brauchen.«
»Wir verstehen uns auf Magie«, widersprach Thonensen.
Rujden spuckte auf den Boden. »Dann seid ihr nicht besser, als dieser Wetterteufel, der euch offenbar sehr gut gesinnt ist!« Er deutete auf die strahlende Sonne. »Warum versucht ihr nicht, ihn zu kriegen für euren Kampf?«
»Wir hatten in der Tat vor, ihm einen Besuch abzustatten…«
Rujden unterbrach ihn mit einem trockenen Lachen. »Das versuchen wir bereits seit zwei Monden vergeblich.«
»Wir haben ein Angebot von ihm«, warf Burra mit drohendem Ton ein.
»Ah, ein Angebot! Bei Grimh, das macht uns nicht gerade zu Freunden…!«
»Er besitzt etwas, das für uns von großem Wert ist«, fuhr Burra ungerührt fort. »Er will etwas dafür, worauf ich selber große Lust hätte, bei allen Zaubermüttern!«
»Was will er?« fragte Rujden neugierig.
»Burra!« zischte Nottr warnend.
Doch Burra war nicht mehr zu halten. »Daß wir euch ein wenig die Flügel stutzen!« sagte sie grinsend.
Rujden sprang wütend auf. Er schwankte ein wenig. Seine Männer waren mit ihm auf den Beinen.
Am Rand der Lichtung brüllten seine Krieger. Oben am Hang machte sich Nottrs Schar bereit zum Angriff.
»Halt!« brüllte Nottr und hob abwehrend die Arme. Seine Hände waren zum Zeichen der Friedlichkeit leer.
Nach einem Atemzug entspannte sich Rujden, aber er setzte sich nicht mehr.
»Wie ist deine Entscheidung?« fragte Thonensen.
»Meine Entscheidung?«
»Gehen wir in Frieden auseinander?«
Der Sasge nickte. »In Frieden. Kein Kampf, kein Bündnis. Ihr geht eures Weges und wir gehen unseren.«
In diesem Augenblick geschah etwas Seltsames, das die Aufmerksamkeit aller erregte. Über dem Wald im Westen wurde der Himmel schwarz. Es geschah in wenigen Atemzügen. Blitze zuckten aus dieser Schwärze zwischen die Bäume nieder. Donner rollte über die Hänge. Ein Sturmwind fegte über die Wipfel der Bäume.
»Der Wettermacher!« entfuhr es Rujden.
»Das Lager!« stieß Burra hervor. »Aber weshalb sollte der Wettermacher…?«
»Er ist euch doch nicht so wohlgesinnt, wie ihr dachtet«, stellte Rujden fest. »Vielleicht gefällt es ihm nicht, daß ihr Frieden mit uns wollt.«
*
Aber Burra, die Rujdens Gesicht eingehend gemustert hatte, entging die Unruhe nicht, mit der der Sasgenführer das Unwetter beobachtete. Sie wußte plötzlich, weshalb.
»Seine Männer!« rief sie. »Während wir hier reden, hat diese rothaarige Brut unser Lager überfallen!« Sie war aufgesprungen, hatte den Umhang abgeworfen, stand wie eine Furie in ihrem metallenen Leibpanzer. Ihr Gesicht war im Grimm verzerrt, die spitzen Zähne entblößt, die Narben waren wie bläulich-rote Adern, die Augen blutunterlaufen.
Ihre beiden Klingen kamen herab. Rujden, fasziniert von diesem ungeheuerlichen Weib, machte eine instinktive Ausweichbewegung.
Oghden reagierte rascher. Er hatte die Axt aus dem Gürtel gerissen und sie abwehrend erhoben. Der Hieb ließ ihn stolpern, und der Axtstiel ging entzwei. Er rollte sich außerhalb ihrer Reichweite. Als er hochkam, sah er, daß Ahwor heulend durch die Luft flog und selbst Rujden unter den wilden Hieben der Kriegerin taumelte und zurückwich. Er zog seinen Dolch, aber das war keine Waffe, um gegen dieses Bollwerk aus Stahl und Muskeln anzugehen. Er mußte auf die Männer warten, die den Hügel heraufgestürmt kamen.
Aber auch die Feinde kamen heran, und auf ihren Pferden waren sie schneller.
»Zum Lager!« brüllte Nottr, als die Gefährten heran waren und die Sasgen vor dem Ansturm zurückwichen. Er schwang sich auf sein Pferd, das Lella ihm bereithielt, während Keir dem Sterndeuter aufsitzen half.
Doch Burra war nicht zu halten.
Sie sprang hinter den zurückweichenden Sasgen her. Auch ihre drei Gefährtinnen achteten nicht auf Nottrs Rufe. Wo sie herkamen, hörte man nicht auf die Befehle von Männchen.
Jarana holte Burra ein. Sie führte ihr Pferd am Zügel. Burra saß auf. Dann fegten sie mitten in die brüllend und äxteschwingend herbeistürmenden Sasgen. Ein halbes Dutzend fielen unter ihren Schwertstreichen, ohne daß einer der Gegner an sie herankam. Dann waren sie durch die Schar hindurch und setzten erneut zum Angriff an.
»Imrrir!« fluchte Nottr. Er riß sein Pferd herum. »Zum Lager!« brüllte er Urgat zu. Dann preschte er den Sasgen entgegen,
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